Schwetzingen. Es war ein langer, zäher Auszählmarathon am Montag auf dem Schwetzinger Rathaus, bis schließlich um kurz vor 19 Uhr der letzte der 21 Bezirke der Gemeinderatswahl erledigt war und Bürgermeister Matthias Steffan als Vorsitzender des Wahlausschusses das Endergebnis bekanntgeben konnte. Dabei blieb es bei dem Bild, das sich schon seit Stunden angekündigt hatte: Die Schwetzinger Freien Wähler (SFW) haben deutlich zugelegt und zwei Sitze hinzugewonnen. Die Grünen haben gegenüber 2019 ein Mandat verloren, CDU (6), SPD (4), FDP (2) und auch der quasi „Linken“-Nachfolger ISS (Inklusiv und sozial für Schwetzingen/1) hielten ihre Sitzanzahl. Die Aktiven Bürger, die vor fünf Jahren einen Platz geholt hatten, waren nicht mehr angetreten.
Ab dem ersten Wahlbezirk zeigte sich, dass die SFW auf Wachstumskurs unterwegs sind: Schon da wies die Grafik sieben Sitze aus, was sich bald auf acht erhöhen sollte. Offensichtlich hatten die Freiwähler schon ein gutes Gefühl, denn als einzige Wählervereinigung oder Partei hatte sie vorher schon zur öffentlichen Wahlparty eingeladen. Deren Beginn war allerdings zu früh terminiert, denn die Auszählung verzögerte sich. „Ein Bezirk hängt immer noch“, verkündete Ordnungsamtsleiterin Yvonn Rogowski zu diesem Zeitpunkt und bat weiter um Geduld.
Überraschende Wendungen bei der Gemeinderatswahl in Schwetzingen
Letztlich fehlte nur noch ein Briefwahlbezirk, aber eigentlich war da schon klar, wie das Ergebnis wahrscheinlich aussehen könnte. Allerdings wurden bei einigen kommunalpolitischen Routiniers Erinnerungen an die Vergangenheit wach, als quasi in letzter Minute zwischen Parteien oder Kandidaten wechselten.
Das tat es im Laufe des Auszählungsnachmittags aber schon immer wieder. Zuerst waren die Grünen nur bei vier Sitzen und die SPD bei fünf, dann wendete sich das Blatt. So auch bei den Kandidaten: Beispielsweise, wenn nach der Auszählung eines Stadtteils der dort wohnende Kandidat einen Sprung nach vorne machte. Kurios war es bei der Wählervereinigung ISS, wo das Mandat mehrfach zwischen Werner Zieger und seiner Frau Marion hin und her sprang. Ehekrach gab es aber nicht.
Spitzenkandidaten dominieren die Wahlergebnisse
Klare Fronten herrschten von Anfang an bei den Spitzenkandidaten von SFW, Grünen, CDU und SPD: SFW-Vorsitzende Elfriede Fackel-Kretz-Keller wurde erneut Stimmenkönigin und knackte sogar die 6000er-Marke – wie 2019 landete sie zusammen mit ihrem Fraktionssprecher Carsten Petzold einen souveränen Doppelsieg.
Bei der CDU baute Sarina Klein ihre Position sogar aus, holte über 5000 Stimmen – und das obwohl sie mitten im Wahlkampf Mama von Zwillingen geworden war und in dieser Phase nur begrenzt präsent sein konnte. Aber da zahlte sich wohl die Arbeit der vergangenen Jahre aus. Auch SPD-Fraktionssprecher Robin Pitsch fuhr ein sehr gutes Ergebnis ein – trotz (oder gerade wegen) seines offensiv und kritisch geführten Wahlkampfs.
Gewinne und Verluste der Schwetzinger Gemeinderatswahl im Überblick
Insgesamt hielten sich die Gewinne und Verluste im Rahmen: Die Freiwähler (plus 4,39) legten etwa im selben Maß zu wie die Grünen verloren (minus 4,43). Die Christdemokraten blieben trotz einer Steigerung von 3,63 Prozent bei ihren sechs Sitzen. Sozialdemokraten (minus 0,37) und Liberale (minus 0,18) verloren nur minimal. Die ISS blieben 0,8 Prozent unter dem Linken-Ergebnis von vor fünf Jahren.
Insgesamt sechs neue Gesichter werden ab Juli am Gemeinderatstisch auftauchen. Bei den Freiwählern sind es Mediziner Dr. Michael Sehling und Zimmermeister Markus Schimmele, der etwas überraschend von Platz 14 nach vorne sprang. Bei den Grünen wird künftig Diplom-Biologin und Nabu-Aktivposten Cindy Baumann der Fraktion angehören.
Stadtverbandsvorsitzender Nils Melkus schaffte bei der CDU den Sprung in den Rat. Für die SPD gelang Anna Abraham ein sehr gutes Ergebnis, sie rückt als Zweitplatzierte ins Gremium. Und schließlich freute sich Universitätsprofessor Dr. Oliver Brand am Montagabend live vor Ort im Ratssaal, dass er bald der FDP-Fraktion im Schwetzinger Stadtrat angehören wird.
Ausscheiden werden Peter Köhler (Grüne), Susanne Bertrand-Baumann (CDU) und Harald Fischer (FDP), die nicht wiedergewählt wurden. Nicht mehr angetreten waren Sabine Walter (Grüne), Bärbel Schifferdecker (SPD) und Haydar Sahin (ehemals aktive Bürger).
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-gemeinderatswahl-in-schwetzingen-2024-freie-waehler-als-klare-sieger-_arid,2214755.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen.html
Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Schwetzingen Letztlich viele Gewinner