Schwetzingen. Er hat den unwiderstehlichen Charme von Howard Carpendale, den lässigen Hüftschwung eines Peter Kraus, das lockere Entertainmenttalent eines Giovanni Zarrella, das engelsgleiche Haar von Thomas Gottschalk (nach einer Glätteisenkur) und irgendwie auch ein bisschen was von Hape Kerkelings Kultjournalisten-Figur Horst Schlämmer: Wer Georgy Vogler (ausgesprochen: Tschortschi Vögler) einmal erlebt hat, der weiß, dass dieser Mann den Schlager-Olymp erklimmen kann – und das nicht nur in der Kurpfalz. Dieter-Thomas Kuhn könnte mit ihm schon bald einen Party-Bühnen-Zwilling bekommen. Seinen ersten Auftritt überhaupt hatte Georgy Vogler am „11.11.“ beim Rathaussturm in Schwetzingen. Dort sang er sein Lied „Tamara“, welches er seiner Frau gewidmet hat. Die Single gibt es auf allen gängigen Streamingportalen. Wir stellen diesen Ausnahmekünstler vor, der pünktlich zur Fasnacht wie Phönix aus der Asche aufsteigt.
Herr Vogler, . . .
Georgy Vogler: . . . nennen Sie mich bitte gerne Georgy . . .
Gerne, danke! Ich bin Katja. Georgy, woher genau stammst du und gewährst du uns Einblicke in deine musikalischen Anfänge?
Georgy Vogler: Natürlich. Ich stamme aus einem kleinen Vorort in Baden-Württemberg. Da ich Einzelkind bin, bekam ich alle Aufmerksamkeit, die sich ein Kind nur wünschen kann. Wir waren eine recht musikalische Familie. Mein Vater war einer der besten Ukulelespieler in unserer Region. Auch gesanglich hatte er so einiges auf dem Kasten. Meine Mutter war eher eine Musikliebhaberin, sie spielte kein Instrument, war aber bei jedem Auftritt meines Vaters. Mit vier Jahren bekam ich meine erste Ukulele und war fortan eins mit ihr. Sie war die Schwester, die ich nie hatte – nur ohne Zickerei! (lacht) Mit sechs Jahren konnte ich meinen Vater schon bei etlichen seiner Songs begleiten und mit ihm im Duett spielen. Das ging so, bis ich ungefähr zwölf Jahre alt war. Schon längst spielte ich alle Lieder mit gelassener Routine mit, fühlte mich jedoch dabei unterfordert. Ich wollte gern eigene Sachen machen, eigene Musik schreiben. Darüber war mein Vater verärgert.
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Hast du dann neuen musikalischen Anschluss gefunden?
Georgy Vogler: Während meiner Schulzeit kaufte ich mir von meinem Taschengeld meine erste Westerngitarre und beteiligte mich an der Musik-AG. Leider wurden dort nur Genres von Rock über Metall über Jazz über Orchestral und Zwölf-Ton-Musik angeboten. In keiner dieser Richtungen fühlte ich mich wohl. Viel eher neigte ich dazu, meinen Körper leicht beschwingt zur Musik zu bewegen, was ich in den oben genannten Musikstilen einfach nicht konnte. Auch was die Textgestaltung anging, wollte ich eher über sonnige, leichte Dinge schreiben.
Wie hast du „deine“ Musik entdeckt?
Georgy Vogler: Nach meiner Schulzeit reiste ich viel. Beim Abschied mit meinen Eltern rollten die Tränen, auch mein Vater nahm mich zur Seite und wünschte mir Glück. Darüber war ich sehr froh. (hat feuchte Augen) Die weiteren Monate verdiente ich mein Geld als Straßenmusiker mit einem Repertoire aus Pop und Rock. Auch wenn sich mein Körper gerne stets locker, leicht bewegen wollte, das waren einfach Musikrichtungen, die die meisten Leute zu dieser Zeit von mir hören wollten.
Wie hast du dich da über Wasser gehalten? Millionen verdient man ja nicht gleich damit.
Georgy Vogler: Ich fand glücklicherweise immer einer Möglichkeit zum Übernachten, entweder in Jugendherbergen, in Ferienwohnungen oder einfach bei netten Menschen, die mir ein Bett für die Nacht gaben. Irgendwann Anfang der 2000er fand ich eine Übernachtungsmöglichkeit in einer Stadt mit einer großen Festwiese. An einem Abend fand dort ein riesiges Konzert statt. Vom Fenster aus hatte ich einen tollen Blick auf die Bühne und mir verschlug es den Atem. Was ein wildes Treiben da stattfand, das hatte ich noch nie zuvor gesehen. Eine wahnsinnige Lichtshow, schrille Outfits und eine ausflippende Menge vor der Bühne. Und da war sie: „meine“ Musik – der Schlager! Mein ganzer Körper tanzte. Mit diesem Gefühl in mir schrieb ich meine ersten Schlagertexte. Allerdings gestaltete sich das doch schwerer als gedacht, denn bis dato hatte ich noch nie eigene Lieder geschrieben und die Qualität der Texte ließ zu wünschen übrig. (lacht laut)
Naja, wenn ich heute so manche Liedtexte höre, denke ich mir auch, dass nicht unbedingt der große Poet mit Tiefgrund dahintersteckt. Also von daher. Wie ging es weiter?
Georgy Vogler: Ich tingelte weiter als Straßenmusiker durch die Städte und versuchte meine eigenen Werke live zu spielen, was wenig anklang fand. Das sowieso schon wenige Publikum wurde dann noch weniger. Das zog mich echt runter, sodass ich schon aufgeben wollte. 2006 wurde es dann etwas verrückt. Ich wollte einfach weg von hier, von all den „undankbaren“ Leuten, die meine Musik nicht hören wollten – heute sehe ich das natürlich alles sehr entspannt. Über Musikgeschmack lässt sich nicht streiten. Ich hatte einiges an Geld beisammen und die Idee, mich im Textschreiben weiterzubilden. Gar nicht mal, was den Schlager anging, sondern wie man echte Gefühle in Textform zustande brachte. Und wo konnte ich diese Erfahrung besser sammeln als in Amerika!
Du bist in die USA. Wohin genau?
Georgy Vogler: Ich verbrachte einige Zeit in New York, Tennessee und New Orleans. Von all diesen Orten ließ ich mich inspirieren, redete mit vielen Musikern – somit wurde auch mein Englisch besser – und lernte von Straßenmusikern. Es boten sich mir Möglichkeiten, mit anderen zu musizieren und ich spielte in kleinen Clubs. Einige Monate und Erfahrungen später bekam ich Heimweh und trat die Heimreise an. Was geblieben ist, sind tolle Erfahrungen . . .
. . . und ein bisschen dein Akzent, oder?
Georgy Vogler: Genau! Vor allem, wenn ich meine eigenen Songs singe, bekomme ich den nicht raus. (lacht) Und seit einiger Zeit habe ich den sogar, wenn ich mich mit jemandem unterhalte – so wie jetzt gerade.
Hast du denn dann deine Songs aufgenommen und bei Plattenfirmen angeklopft?
Georgy Vogler: Ich traute mich nicht in ein Tonstudio, weil meinen Liedern noch irgendwas fehlte, was mein Herz tanzen ließ, verstehst du?
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Das heißt: Musik erst mal ade?
Georgy Vogler: Nein, nein. Ich habe sozusagen auf Altbewährtes zurückgegriffen. Ich lernte ein paar nette Jungs kennen und wir gründeten eine Rock- und Pop-Coverband. Mit dieser tingelte ich durch das ganze Land und hatte so wenigstens die Musik als ständigen Begleiter. Das alles änderte sich schließlich als ich eines Tages im Jahre 2012 bei einem Gig...
Du machst es spannend.
Georgy Vogler: Bei dem Gig lernte ich meine zukünftige Frau kennen. Long Story short: Sie war und ist meine Muse und sie gab mir das fehlende Gefühl, was ich als Musiker gebraucht habe. Ich begann neue, eigene Lieder zu schreiben, die sich alle von meinen vorangegangenen unterschieden: Ich konnte mich locker, leicht bewegen und die Texte waren voller Gefühl. Das alles verdankte ich ihr. Sie gab mir auch den Mut, meine Songs an Veranstalter und Tonstudios zu schicken. Bis ich tatsächlich 2015 eine Rückmeldung auf einen meiner Songs bekam. Ein Labelvertrag stand sogar im Raum.
Stand im Raum heißt: Ist nichts geworden?
Georgy Vogler: Ja, genau. Wie es sich nach genauerem Durchlesen des Vertrags zeigte, hätte ich mich in ein verkaufbares Projekt verwandeln sollen, ohne, dass ich meine eigenen Lieder schreiben durfte. Also stand ich wieder ohne professionellen Rückhalt da. Hätte ich meine Frau nicht gehabt, hätte ich wohl damals die Musik aufgegeben. Doch sie glaubte an mich, das tut sie heute noch. Wir schmiedeten einen Plan: Ich würde mich selbst produzieren und mein eigenes, kleines Tonstudio haben. So könnte ich mein eigener Herr sein und auf dieser Basis meine Musik vertreiben können. Wir zogen damals in Schwetzingen in das Obergeschoss des Hauses ihrer Eltern ein. Dort durfte ich im Untergeschoss mein Tonstudio einrichten. Ich lernte so viel ich konnte über Ton- und Studiotechnik und hatte es 2019 endlich geschafft. Ich schrieb Song um Song und produzierte fast am laufenden Band und schickte meine Aufnahmen diesmal nur an Veranstalter, vielleicht konnte man über diverse Gigs oder sogar Tourmöglichkeiten reden. Doch dann kam es wieder anders.
Lass mich raten: Corona?
Georgy Vogler: Ja. Das große C sorgte weltweit für kulturellen und künstlerischen Stillstand. Wie vielen anderen Musikerkollegen auch, kam abermals der Gedanke ans Aufgeben. Es wird sowie nicht besser und ich werde immer älter, also was soll ich dann noch erreichen mit meiner Musik. Es war hart.
Doch jetzt hast du eine Single produziert und herausgebracht. Wie hast du das emotional hinbekommen?
Georgy Vogler: Wieder zeigte sich, dass Liebe so viel mehr ist, als ein Gefühl. Es ist eine Kraft, die dich wachsen lässt und einen Weg zeigt, dass alles gut werden kann. Dank meiner Frau konnte ich meine Gedanken sortieren und ich nahm mir die Zeit, um Songs zu schreiben und zu produzieren. Und endlich kam 2023. Ein Veranstalter kam auf mich zu, den ich vor dem großen C kontaktiert hatte, und meinte, er würde mich gerne in seinem Programm haben. Als Opener, als Support Act, wie auch immer. Das war meine Chance. Ich war überglücklich und als Dank an meine Frau schrieb ich ein Lied für sie. Und genau dieser Titel ist der erste, den ich nun veröffentliche: „Tamara“ – natürlich, ein Schlager und passend zur Faschingszeit seit dem 25. November digital auf allen bekannten Streamingplattformen erhältlich sein.
Hast du denn nach dem Rathaussturm-Auftritt schon Einladungen bekommen, bei Fasnachtsveranstaltungen aufzutreten?
Georg Vogler: Leider noch nicht. Als Wahl-Schwetzinger würde ich mich natürlich über jede Unterstützung freuen, die ich bekommen kann. Also einfach reinhören! Und wem’s gefällt – einfach „mailden“: dervogler@gmx.de.
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