Nach Messungen

Geothermie: In Schwetzingen bebt die Erde und Wände reißen ein

Leser Volker Engelfried ärgert sich - nicht nur über Schäden durch die seismischen Messungen, sondern auch über die Vorgehensweisen der Firma Geohardt. Die Schäden an seinem Haus sind eindeutig.

Von 
Volker Widdrat
Lesedauer: 
Ein deutlicher Riss in einer Mauer hinter einem Regal in einem Kellerraum. © Volker Widdrat

Schwetzingen. „Die Erde hat gebebt, es gab ein ohrenbetäubendes Geräusch, der ganze Untergrund vibrierte.“ Volker Engelfried ist entsetzt, als am frühen Morgen des 24. Januar die Vibro-Trucks im Auftrag der Firma Geohardt zu seismischen Untersuchungen anrücken. Der 56-Jährige ist gerade im Homeoffice in einer Videokonferenz und muss das Gespräch wegen des ungewohnten Lärms abbrechen. Das schwere Gerät arbeitet einfach zu laut, direkt neben seinem Haus an der Ecke Arionweg zur Rabaliattistraße im Wohngebiet Kleines Feld in Schwetzingen.

Volker Engelfried zeigt feine Risse an der Gartenmauer seines Anwesens im Arionweg. Die Schäden sollen durch die seismischen Messungen der Vibro-Trucks der Firma Geohardt entstanden sein. © Widdrat

Ein Mitarbeiter der Firma drückt ihm einen Flyer in die Hand und fordert ihn auf, die Straße zu verlassen, da die schweren Fahrzeuge immer näher kommen. Er sei ja nun informiert. Die Trucks seien von einem Vibrationspunkt zum anderen gefahren, erzählt Engelfried. In der Folgezeit entdeckt er jeden Tag neue Schadensstellen an seinem doppelstöckigen Haus. Der 56-Jährige macht unzählige Fotos. Ein Video seiner Überwachungskamera zeigt eine fremde Person, die sich ohne sein Wissen und Einverständnis „widerrechtlich Zutritt auf mein Grundstück verschafft hat“. Der Mann habe offensichtlich mit einem Rollgerät im Gartenbereich irgendwelche Vermessungen vorgenommen.

Risse auf dem Balkon, sogar Verputz ist rausgebröckelt. © Volker Widdrat

„Ein absolutes No-Go“, schimpft Engelfried: „Und sicherlich nicht hilfreich, betroffene Bürger beim Thema Geothermie abzuholen.“ Dass die von ihm an diesem Tag angesprochenen Geohardt-Mitarbeiter nicht alle der deutschen Sprache mächtig gewesen seien, mache die Sache nicht einfacher. Er sei ein „absoluter Befürworter grüner Energie, ein Tier- und Menschenfreund“, „aber die Sache muss immer Sinn machen“, sagt er zu unserer Zeitung, als wir uns die entstandenen Schäden anschauen. Es gebe genügend Beispiele von Fehlern, die in der Vergangenheit bei der Geothermie gemacht worden seien. Und es gebe verschiedene Möglichkeiten, grüne Energie zu produzieren: „Das muss nicht unbedingt in einem Risikogebiet sein.“

Mit Versicherung im Austausch

Nachdem die rüttelnden Messfahrzeuge wieder weg sind, wird Engelfried sofort klar, welche schweren Schäden sein Anwesen genommen hat. Bei einem Anruf bei der Stadt wird er an die Firma Geohardt verwiesen. Das Unternehmen habe inzwischen einen Mitarbeiter geschickt, der eine Schadensmeldung verfasst hat. Er hat unter anderem Risse an der Außenfassade, sowohl im Erdgeschoss als auch im Obergeschoss, an der Gartenmauer, im Keller, an der Terrassentür und am Balkon festgestellt, zudem kleine Löcher im Speicher und im Dach. Das Schadenspotenzial sei noch nicht eindeutig, befürchtet Engelfried noch Schäden unter verlegten Teppichböden. Er rät anderen Hausbesitzern, auch an Stellen wie Lichtschächten und Toilettenlüftungen genauestens nachzuschauen und alle Schäden mit Tageszeitungsdatum festzuhalten und sofort zu melden.

Ein Riss hat eine Kellerwand nach innen gedrückt. © Volker Widdrat

Für den verärgerten Hausbesitzer ist die Sache auch noch lange nicht erledigt. Mittlerweile sei er von der Geohardt-Geschäftsführung und dem Versicherer direkt kontaktiert worden, berichtet der 56-Jährige. Er hofft, „dass die Firma Geohardt ihren Pflichten nachkommt und die entstandenen Schäden zeitnah, professionell und in vollem Umfang auf ihre Kosten oder die der Versicherung beheben lässt.“

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung