Sonderführung

Geschichten rund um Geheimbünde und Mopsorden im Schwetzinger Schloss erleben

Im Rahmen des Jubiläumsjahres des Kurfürsten Carl Theodor gibt es eine Sonderführung mit dem Titel "Ritter und Möpse". Diese beschäftigt sich mit Geheimbünden und Orden aus dieser Zeit.

Von 
Maria Herlo
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Der staatlich geprüfte Schlossführer Jan Enss (r.) macht die Führung durch sein unterhaltsam präsentiertes Wissen zu einem kurzweiligen Erlebnis. © Andreas Gieser

Schwetzingen. Eine Sonderführung zum Jubiläumsjahr des Kurfürsten Carl Theodor widmet sich Geheimbünden und Orden zu dessen Zeit. Der Titel „Ritter und Möpse“ spielt dabei auf den geheimnisvollen Mopsorden an, der für das 18. Jahrhundert in der Kurpfalz nachweisbar ist. Schlossführer Jan Enss nimmt die Besucher von Schloss Schwetzingen für anderthalb Stunden mit in diese Zeit.

„Einer der Gründe, warum wir uns heute hier getroffen haben, ist das Jubiläumsjahr des Kurfürsten Carl Theodor, der vor 300 Jahren geboren wurde, und zwar am 10. Dezember 1724. Somit arbeitet die Schlossverwaltung das ganze Jahr auf seinem Geburtstag hin“, informierte Jan Enss eingangs. Zum Jubiläumsjahr bot der Mitarbeiter der Schlösser und Gärten seinen Zuhörern dieses außergewöhnliche Thema an. „Da fragt man sich natürlich, was um Himmels willen ich mir dabei gedacht habe, eben dieses Thema für eine Sonderführung auszuwählen“, sagte er und erzählte, wie es dazu kam.

Aufnahmerituale des Mopsordens: Erotik und Geheimhaltung

Vor einigen Jahren sei er auf eine Veröffentlichung der Historikerin Susan Richter, Professorin an der Kieler Christian-Albrechts-Universität, gestoßen. Richter hat die privaten Briefe der Kurfürstin Elisabeth Auguste an ihren Schwager, den Herzog Clemens Franz von Bayern, aufbereitet. Offenkundig waren die beiden ein Liebespaar, das war aus den zahllosen Briefen, die sie sich zwischen 1743 und 1770 schrieben, ersichtlich. Schon den ersten Brief an ihren Geliebten unterschreibt Elisabeth Augusta neben dem standesgemäßen Titel „Kurfürstin“ mit „Ihre treue, liebende Mops-Schwester“. Warum Mops? Jan Enss begab sich auf die Suche nach einer Erklärung. Er fand heraus, dass sich „dahinter vermutlich der Erkennungscode des sogenannten Mopsordens befand, deren Mitglieder Elisabeth Augusta und Clemens Franz den brieflichen Hinweisen zufolge gewesen sein könnten“.

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Was ist eigentlich der Orden mit diesem so merkwürdigen Namen? Gegründet wurde er 1740, vermutlich von einem Wittelsbacher Verwandten, Clemens August, Erzbischof und Kurfürst von Köln, erläuterte Enss. Der Name stellt möglicherweise eine Persiflage dar auf das päpstliche Verbot der Freimaurerloge. Das Besondere daran war jedoch, dass er sich in seinen Ritualen an den Freimaurern orientierte, in seine Reihen aber auch Frauen aufnahm.

Sonderführung im Schwetzinger Schloss: Erheiterndes Aufnahmeritual

Heiterkeit bei den Zuhörern löste das Aufnahmeritual aus. Dazu gehörte unter anderen, den Hintern eines Porzellan-Mopses zu küssen, was auf einen freieren Umgang mit Liebe und Sex verweist, als es die Konventionen außerhalb der Ordensgemeinschaft erlaubten. Der Mops, beliebter Schoßhund hochrangiger Damen, fungiert somit „als erotisches Symbol und bissiger Wächter seiner zärtlichen Vorrechte bei seinem Frauchen“.

Kaffee gefällig? © Andreas Gieser

Der Mopsorden erlaubte dem Liebespaar, unkontrolliert von der höfischen Gesellschaft in eine Fantasiewelt der Liebe und des Eros einzutauchen. Für jene der Teilnehmer, die noch nicht im Schwetzinger Schloss waren, sagte Jan Enss beim Rundgang durch das Schloss viel Wissenswertes zu den Räumlichkeiten, weil „einige grundlegende Informationen über den Ort auch dazugehören“, insbesondere die Gemälde, die mit den jeweiligen Symbolen der Orden ausgestattet waren.

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In den kurfürstlichen Appartements, die aus Vor-, Schlafzimmer und Kabinett bestanden, erfuhr die Gruppe so einiges über den Ritterorden und jenen Orden, denen Carl Theodor angehörte. Was die Ritterorden betrifft, so waren diese laut Enss zunächst geistliche Gemeinschaften, die zum Schutz und Geleit der Pilger ins Heilige Land gegründet wurden. Auf fürstliche Initiativen entstanden im Spätmittelalter weltliche Ritterorden, die ihre Machtansprüche verstärken sollten. Später wurden viele Ritterorden zu Trägern von sozialen Einrichtungen.

Einer der ranghöchsten Ritterorden ist der Hosenbandorden, der Orden des Heiligen Georg, 1348 vom englischen König Eduard III. gestiftet. Wer konnte in einem Orden aufgenommen werden? Im Mittelalter musste man Geld haben, um sich ein Pferd und Waffen leisten zu können, so ähnlich lief es auch später ab. In der Neuzeit musste man auch etwa sechzig adelige Vorfahren nachweisen können.

Sonderführung im Schwetzinger Schloss: Mythen und Realität der Geheimbünde

Schwer fassbar sind die Geheimbünde und Orden, darunter die Freimaurer. Gerade weil sie geheim sind, haben sich unzählige Gerüchte entwickelt, die nicht belegbar sind. Deshalb wollte sich auch Jan Enss nicht festlegen, ob Carl Theodor Freimaurer war oder nicht. Hausorden der Wittelsbacher war der Hubertusorden, dem Carl Theodor mit dem Regierungsantritt in der Kurpfalz 1742 mit Sicherheit angehörte und zu dessen Großmeister er wurde. 1768 stiftete er den Orden vom Pfälzer Löwen. Als bayerischer Kurfürst wurde Carl Theodor 1768 Großmeister des Hausritterordens des Heiligen Georg, im selben Jahr wurde er als Ritter in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen. Die Aufnahme als Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Michael lehnte er mit Verweis auf die vier Orden, denen er angehörte ab.

Ein Blick in die kurfürstlichen Gemächer des Schlosses. © Andreas Gieser

Auf seinem Tablet zeigte Jan Enss den Teilnehmern, wie die Abzeichen dieser Orden aussahen, sowie ein ein Gemälde Carl Theodors mit den vier Ordensketten. Am Ende waren die Teilnehmer begeistert. Das lag am kompetenten Auftritt von Jan Enss und seiner spannenden Führung sowie auf die Art, wie er auf die Fragen der Besucher einging.

Nächste Führung: Kommenden Sonntag, 3. März, 14 Uhr. Um Anmeldung wird gebeten, Kontakt ist die Service-Center unter der Nummer 06221/65 88 80. Erwachsene zahlen 13 Euro, Ermäßigte 6 Euro. Höchstteilnehmerzahl: 25.

Freie Autorin

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