Stadtgeschichte

Von Ackerland bis Brauhaus: Runde Jahrestage 2023 in Schwetzingen

Auch 2023 gab es in Schwetzingen viele runde Jahrestage und Jubiläen – viele wurde gefeiert, andere nicht. Das Älteste datiert aus dem Jahre 773. Ansonsten reicht die Palette vom SV 1898 bis zur Rechtspflegerschule.

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Andreas Lin
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So sah das alte Postgebäude an der Bahnhofsanlage aus. Es wurde vor 50 Jahren abgerissen und durch einen weitaus weniger attraktiven Neubau ersetzt. © SZ-Archiv

Schwetzingen. Klassische Jubiläen, runde Jahrestage und Geburtstage – auch 2023 gab es sie in der Stadt Schwetzingen. Viele sind allgemein bekannt und wurden dementsprechend gefeiert, andere überhaupt nicht, zum Beispiel, weil sie niemand auf dem Schirm hatte. Wir blicken zurück.

Sage und schreibe 1250 Jahre ist es her, dass ein gewisser Erembert von Schwetzingen 773 dem Kloster Lorsch zehn Joch Ackerland für ewige Zeiten vermacht hat. Das nächste Jubiläum datiert erst von 1723 – aber auch nur vielleicht: Vor 300 Jahren könnte das Gesandtenhaus (oder auch Prinzenhaus) in der Zeyherstraße fertiggestellt worden sein. So sagt es zumindest eine ältere Chronik der Stadt Schwetzingen. Andere Quellen sprechen von 1725 als Jahr der Einweihung. Seit 1878 ist dort das Amtsgericht untergebracht. In dem Haus wohnten einst die Gartendirektoren und -architekten Nicolas de Pigage, Friedrich Ludwig Sckell und Johann Michael Zeyher. Der alemannische Dichter Johann Peter Hebel verstarb dort.

Skulpturen im Schwetzinger Weiher

Im Jahre 1748 – vor 275 Jahren – entstand die sogenannte „Neue Stadt“ durch Anlage des Schlossplatzes, der heutigen Carl-Theodor-Straße und der Mannheimer Straße. 1773 hat Peter Anton Verschaffelt die erste der beiden Skulpturen „Rhenus“ und „Danubius“ im Großen Weiher des Schlossgartens erschaffen, das war vor genau 250 Jahren. Die zweite entstand laut den Annalen drei Jahre später. Welche zuerst geschaffen wurde, ist nicht gesichert.

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Und ebenfalls ihren 250. Geburtstag feiert entweder 2023 oder 2024 die Invalidenkaserne an der Kronenstraße – auch hier gibt es unterschiedliche Quellen. Bis 1872 war das Gebäude Heimstätte des ehemaligen „Invalidenkorps“, einer frühen Form von Kriegsbeschädigtenfürsorge. Heute sind dort die Stadtbibliothek und das Xylon-Museum untergebracht.

Vor 150 Jahren wurde das erste Schwetzinger Gaswerk in Betrieb genommen und die Beleuchtung der öffentlichen Plätze und Straßen auf Gas umgestellt. Ebenfalls 1873 wurde die in zwei Teilabschnitten fertiggestellte Bahnlinie Heidelberg – Schwetzingen – Speyer eröffnet. Nach Kriegsende wurde die Strecke nach Speyer wegen der fehlenden Rheinbrücke stillgelegt, nur ins Industriegebiet Hockenheim-Talhaus war noch Güterverkehr möglich. 1967 kam auch das Ende für den Bahnbetrieb zwischen Schwetzingen und Heidelberg.

Ernst Mechling gab den Anstoß zur Gründung des SV 98 Schwetzingen

125 Jahre zurück liegen die Anfänge des Sportvereins (SV 98). Am 15. September 1898 schlossen sich zwei Straßenmannschaften auf Vorschlag des späteren Mannschaftskapitäns und Vorsitzenden Ernst Mechling zusammen und gründeten im Gasthaus „Zur Krone“ die Fußball-Gesellschaft 1898. Schon Ende Oktober kam auch die dritte Straßenmannschaft hinzu – der neue Name war Fußballgesellschaft-Vereinigung 1898 Schwetzingen. Im Laufe der Jahre gründeten sich noch weitere Fußballvereine, die meisten lösten sich aber bald wieder auf. Bestand hatte nur der Fußball-Verein 1910, der eine starke Konkurrenz für die Fußballgesellschaft von 1898 wurde.

Am 14. Juli 1953 wurde die Rechtspflegerschule eröffnet. Sie befindet sich bis heute im südlichen Flügel des Schlosses, inzwischen längst als Fachhochschule und Justizakademie. © Archiv

1926 kam es dann zu Gesprächen über einen Zusammenschluss. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der damalige Chefredakteur dieser Zeitung, Oswald Zenkner, quasi der Vermittler zwischen den beiden Gruppierungen war. „Ihm ist es auch gelungen, die Meinungen und Vorstellungen unter einen Hut zu bringen“, heißt es in den Annalen des Vereins. Am 9. Oktober 1926 fand die Zusammenschlussfeier statt, bei der der heutige Sportverein 1898 Schwetzingen aus der Taufe gehoben wurde. Erster Vorsitzender wurde Philipp Sams. Damals begann ein steter Aufstieg des Vereins.

Auch mit dem Sport zu tun haben zwei weitere Jubiläen, die erst vor wenigen Wochen gefeiert wurden und auf das Jahr 1923 zurückreichen: Zum einen 100 Jahre Handball in Schwetzingen. Übrigens waren die Anfänge zwar ausschließlich beim Turnverein, aber später wurde auch bei der DJK und vor allem beim SV 98 erfolgreich Handball gespielt. Das ist aber Geschichte. 1923 wurde zudem die TV-Turnhalle in der Friedrichstraße eingeweiht, die aus dem früheren Pferdelazarett entstanden ist. Ebenfalls vor genau 100 Jahren eröffnete die Badische Landwirtschaftliche Zentralgenossenschaft – der Vorläufer der heutigen ZG Raiffeisen – ihre erste Nebenstelle in Schwetzingen.

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Der nächste runde Jahrestag datiert von 1947. Damals vor 75 Jahren wurde die evangelische Kirchengemeinde in eine Nord- und eine Südpfarrei aufgeteilt. Die Grenze waren die Bahnlinie und die Carl-Theodor-Straße. Diese Trennung ist inzwischen wieder Geschichte.

Ihren 70. Geburtstag feierte 2023 die Beziehung Schwetzingens zu Wachenheim. Damals übernahm die Stadt die Patenschaft für die Gemeinde an der Weinstraße. Vorrangiger Zweck der Patenschaft war es, dass die Stadt Schwetzingen zu feierlichen Anlässen Wein aus der Pfalz reicht, um die Wachenheimer Winzer zu unterstützen. Vor fünf Jahren wurde aus der Verbindung eine offizielle Partnerschaft. Wachenheimer Wein und Sekt wird auch heute noch regelmäßig ausgeschenkt.

Rechtspflegerschule Schwetzingen 1953 gegründet

Ebenfalls 70 Jahre ist es her, dass in Schwetzingen am 14. Juli 1953 die Rechtspflegerschule eröffnet wurde, in der interessierte und geeignete Justizbeamte des mittleren Dienstes zusammen mit Abiturienten zu Rechtspflegern ausgebildet wurden. Mit Beginn des Jahres 1979 wurde die Rechtspflegerschule in eine Fachhochschule des Landes Baden-Württemberg übergeleitet. 70 Jahre alt wurde 2023 auch die Freie Wählervereinigung Schwetzingen. Und vor 70 Jahren gewann eine gewisse Lore Spilger (heute Eichhorn) ihren ersten badischen Meistertitel – unzählige sollten folgen, ein Ende der Erfolgsbilanz ist nicht in Sicht.

Vor 70 Jahren gewann Lore Eichhorn ihren ersten badischen Meistertitel. © A.Moosbrugger Photo Art

An das Jahr 1963 werden sich noch viele erinnern können: Genau 60 Jahre ist es her, dass erstmals Parkuhren in der Innenstadt aufgestellt und die Mittelschule selbstständig wurde. Sie bezog das Gebäude des alten Hebel-Gymnasiums an der Moltkestraße und wurde in Karl-Friedrich-Schimper-Schule umbenannt. Zur gleichen Zeit wurde das neue Hebel-Gymnasium an der Moltkestraße eingeweiht.

1973 war ein spannendes Jahr: Die Gebietsreform sorgte vor 50 Jahren für eine Neueinteilung des Landes Baden-Württemberg in neun Stadt- und 35 Landkreise. Seitdem gehört Schwetzingen zum neu gegründeten Rhein-Neckar-Kreis. Autos fuhren ab damals nicht mehr mit MA-, sondern mit HD-Kennzeichen. Ein vom Innenministerium Zusammenschluss von Oftersheim, Plankstadt und Schwetzingen kam aber nicht zustande – die Oftersheimer und Plankstadter lehnten es ab.

Noch viel mehr passierte vor genau 50 Jahren in Schwetzingen: Die Oststadt-Apotheke wurde eröffnet, beim Nordstadtschulzentrum und beim Stellwerk im Bahnhof war Baubeginn, die Kirche St. Maria bekam neue Glocken, die Gewerbeschule erhielt ein neues Werkstattgebäude, die TV-Volleyballabteilung wurde gegründet und bundesweit herrschte an drei Sonntagen Fahrverbot wegen der Ölkrise. Und ebenfalls vor 50 Jahren wurde – aus heutiger Sicht bedauerlicherweise – das alte Postamtsgebäude an der Bahnhofsanlage abgerissen.

Zum Abschluss geht der Blick noch kurz in die Jahre 1983 und 1998: Vor 40 Jahren war unter anderem Baubeginn für die Tiefgarage im Marstallhof und der Bebauungsplan für das Neubaugebiet Schälzig wurde beschlossen. Und vor 25 Jahren wurde das „Brauhaus zum Ritter“ nach umfassendem Umbau eingeweiht.

Redaktion Stv. Redaktionsleiter + Lokalsportchef Schwetzinger Zeitung

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