CDU

Gesundheitsversorgung rund um Schwetzingen: Krankenhausreform und ihre Folgen

Bei einer Stadtteilbegehung in Schälzig berichtete Christian Mempel über die aktuelle Lage der Kliniken und die geplante Krankenhausreform, die aufgrund von Insolvenzen und strukturellen Problemen notwendig sei.

Von 
Marcus Oehler
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Die GRN Klinik bildet einen zentralen Punkt im Schälzig – auch bereits auf diesem Luftbild von 2015. © Redaktion

Schwetzingen. Bei einer von der CDU organisierten Stadtteilbegehung im Schälzig starteten die Teilnehmer am GRN-Krankenhaus. Hier berichtete Christian Mempel, ein im Bereich Gesundheit an der SRH tätiger Stratege, über die aktuelle Lage der Kliniken im Umkreis sowie die möglichen Auswirkungen einer derzeit geplanten Krankenhausreform des Bundes auf die gesundheitliche Versorgung.

„Den Kliniken in Deutschland geht es im Moment nicht gut – 2023 haben 33 Standorte Insolvenz angemeldet, dieses Jahr könnten es 80 werden“, startet Mempel. Die Ursachen dafür sehe er in einem Mix aus Personalmangel in der Pflege und dem Ärztlichen Dienst, hohen Energiekosten, steigenden Personalkosten, hohem Investitionsbedarf sowie dem Rückgang von Fallzahlen.

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So sei die Bettenauslastung im Bundesschnitt bei 69 Prozent – optimal wären 85 Prozent. Daher sei eine Krankenhausreform notwendig, in der eine Eingruppierung der Kliniken und Krankenhäuser in Versorgungslevel vorgenommen werden soll, welche je nach Level unterschiedliche Leistungsgruppen bedienen. „Über Parteigrenzen hinweg fordern die Länder jedoch gemeinsam grundlegende Änderungen am Gesetzesentwurf“, so Mempel. Durch mangelnde Vorfinanzierung seien vor allem Kliniken im ländlichen Raum gefährdet. Viele inhaltliche Ausgestaltungen seien aktuell unklar oder zu ungenau und ließen nur Spekulationen zu.

Umstrukturierung im Gesundheitswesen: Auswirkungen auf Schwetzingen

Bereits in den letzten Jahren sei in der Region eine Umstrukturierung beobachtbar: In Mannheim wurde Ende 2020 St. Hedwig geschlossen, es findet eine Zusammenlegung und Neubau des Diakonissen- und Theresien-Krankenhauses statt, die Unikliniken Mannheim und Heidelberg fusionieren voraussichtlich und die Heidelberger Krankenhäuser Salem und St. Vincentius sollen zusammengelegt werden: „Dadurch werden Betten reduziert, jedoch geht man davon aus, dass die Bevölkerung in den nächsten Jahren wächst.“ Auch die haus- und fachärztliche Versorgung nehme ab, im Rhein-Neckar-Kreis seien 40 Prozent aller Hausätzte und 32 Prozent aller Fachärzte über 60 Jahre alt. Der Anteil der unter 40-Jährigen steige zwar an, könne aber nicht die Fälle ausgleichen, die in Rente gehen.

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Was könnten diese Entwicklungen für Schwetzingen bedeuten? Alleine von der regionalen Verteilung her mache ein Klinikum in Schwetzingen Sinn, trotz der großen Menge an anderen Kliniken in der Region. Mempel betont die Vorteile des hiesigen Krankenhauses: hohe Spezialisierung (Endoprothetik, Geriatrie, Shuntzentrum), eine neue große Wahlleistungsstation, gute Eingriffszahlen (Mindestfallzahlen) sowie die etwa 690 Geburten pro Jahr. Besonders hohe Synergieeffekte sehe er durch MVZ, Ze:ro Praxen, Geriatrische Reha, Seniorenheim und das ZFP. Unklar sei aber, ob eine Notfallaufnahme weiter Bestand hätte.

Strategien zur Stärkung des lokalen Gesundheitssystems

Auf eine im Bund entschiedene Krankenhausreform hat die Kommune keinen Einfluss, jedoch auf das Umfeld. So wäre es laut Mempel wichtig, bezahlbaren Wohnraum für das Personal zu schaffen. Außerdem Betreuungsmöglichkeiten, insbesondere für Alleinerziehende in der Pflege, aber auch für den ärztlichem Dienst mit Schicht- und Wochenenddiensten.

Ganztagesplätze im Kindergarten und in der Schule seien zudem wichtig. Gespräche zur Vernetzung in der Region sollten gestärkt, koordiniert und begleitet werden. Neue Modelle wie Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und der Ausbau von Ärztehäusern unterstützten Synergieeffekte, wirkten Personalmangel und hohen Kosten entgegen. Dafür brauche es entsprechende Gebäude, sagt er.

Lokalpolitik und Gesundheitsversorgung: Herausforderungen und Lösungen

Dann wurde ausführlich diskutiert. Volker Engelfried betonte, dass bei allen Veränderungen immer der Mensch im Vordergrund stehen müsse und nicht die reinen Zahlen. Luisa Rudnik, Vorsitzende der Frauen Union, interessierte sich vor allem für die Versorgung mit Kinderärzten, „denn bereits jetzt finde man als neu zugezogene Familie keinen Platz mehr bei einem hier ansässigem Kinderarzt.“ Neugründungen seien von der Kassenärztlichen Vereinigung weder in Mannheim, Heidelberg oder im Kreis ausgeschrieben, kann Mempel bestätigen. Zudem gäbe es aktuell sieben Praxisabgaben oder Stellenausschreibungen für Kinderärzte, die nur schwer neu besetzt werden könnten.

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Jutta Schuster, Kreisrätin der CDU und Mitglied im GRN-Aufsichtsrat, hebt die Renovierung der ursprünglichen Dreibettzimmer hervor, die auf zwei Betten verkleinert wurden. Sie sehe die Problematik, dass Menschen aufgrund des Fachärztemangels bereits jetzt zunehmend die Notaufnahme und Ambulanz aufsuchen müssten, um behandelt werden zu können.

Bolzplatz und Spielplatz Sternallee

Die Runde zog dann über die Sternallee zum Schälziger Bolzplatz und dem Kleinkinderspielplatz weiter. Angesprochen wurde Stadträtin Rita Erny zur Parkplatzsituation direkt vor dem Spielplatz: „Hier parken Autos häufig direkt in der Kurve vor dem Spielplatz, was für Familien eine erhöhte Gefahrenlage beim Verlassen und Überqueren der Straße darstellt.“ Darüber habe sie bereits mit der Stadt gesprochen und eine Markierung gefordert. Seither stehe zwar ein Schild am Spielplatz, das auf spielende Kinder aufmerksam mache, an der Situation habe sich jedoch nichts geändert.

Zudem sprach die Gruppe über die hohe versiegelte Fläche des Gebietes und die sichtbaren Hitzeschäden an Bäumen. Vor allem frisch gesetzte Bäume kämen häufig nicht durch, da sie nicht ausreichend bewässert würden. 

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