Kunstausstellung

Gewagt und Genial: Drei Künstler stellen im Xylon-Museum Schwetzingen aus

Im Xylon-Museum Schwetzingen erwartet die Besucher eine beeindruckende und vielseitige Ausstellung mit dem Titel „Zwischen Linie und Farbe“ von drei Künstlern.

Von 
Sabine Zeuner
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Inessa Emmer, Philipp Hennevogl und Ines Hock stellen unter dem Titel „Zwischen Linie und Farbe“ im Xylon-Museum aus. © Zeuner

Schwetzingen. Gewagt, genial verknüpft und äußerst gelungen ist die gemeinsame Ausstellung mit dem Titel „Zwischen Linie und Farbe“ dreier Künstler im Xylon-Museum in Schwetzingen, die eines eint: druckgrafische Techniken, die sie in unterschiedlicher Weise jedoch mit extremer Präzision für ihre Kunst nutzen.

Tritt man in die Ausstellung ein, scheint man sich in einen mystischen Wald exotisch anmutender Pflanzen, angenehmer Farbgebung und Komposition wiederzufinden. Dieser Eindruck ergibt sich aus der in Triptychon-Manier gehängten drei Großformate von Inessa Emmer. „Eigentlich sind es eigenständige Exponate, aber sie harmonieren auch zusammen“, erklärt die Künstlerin, die einen interessanten Bezug zu ihren Bildern hat: Sie überträgt die Farben in Lagen vom Druckstock mit eigener Körperkraft auf das Trägermaterial, nicht mit einer Presse. „Manchmal tänzele ich auf den Platten, um verschiedene Effekte zu erlangen“, schildert sie die Technik den Holzschnitt in der Hochdruckvariante einmal anders zu feiern. „Zuerst war der Baum“, antwortet sie auf die Frage nach dem Beginn der Entstehung für „Der Galoschenstorch“ auf Nessel in der Größe 1,50 mal 2 Meter. Der Titel ist außergewöhnlich, regt an zu suchen und vielleicht zu finden, was dahintersteckt.

Bäume spiegeln sich bei Naturabbildungen in Schwetzingen künstlerisch wider

Ins Detail geht die geborene Kasachstanin, wenn sie mit strahlenden Augen ihr Schaffen beschreibt: „Es gibt eine Vorstellung für das fertige Bild, aber im Entstehungsprozess ergeben sich manchmal neue Wege.“ Etwa wenn eine der etwa 50 Zentimeter breiten und etwas weniger hohen Einzelplatten im nächsten Farbauftrag den Hintergrund durchscheinen lässt oder abdeckt - es entsteht eine Dynamik, die in die Tiefe geht und vieles entdecken lässt. Die in Ausschnitten sichtbaren scheinbaren Mosaike sind mit einzelnen kleinen Druckstöcken dicht an dicht platziert gedruckt. Pastellig ist die Farbgebung. Ganz anders, intensiv an kostbare Seidenstoffe erinnernd, zeigt sich die Reihe „Mirrors“, die Naturabbildungen, wie Bäume gespiegelt abbilden, jedoch gedreht und damit auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Die Feinheit der Farbschichten ist extrem effektiv.

Eines der Werke von Ines Hock mit mäandernden Linien. © Sabine Zeuner

Ein krasses Gegenteil, aber im Grundsatz sehr ähnlich sind die in schwarz-weiß gehaltenen Drucke von Philipp Hennevogl, der sich nach eigner Aussage von den Wundern der Natur inspirieren lässt, sie sich in seinen filigranen Werken erschließt. „Wenn man einen bestimmten Bereich einer großen Wiese anschaut, ändert der innerhalb kürzester Zeit seine Optik“, schildert er wie das Bild „Aronstab“ in etwa fünf Wochen Betrachtung und 80 bis 90 Stunden Arbeit entstand. Feingliedrig, hauchfeine Linien aus dem Material Linol herausgearbeitet, das, wie Hennevogl, der künstlerisch tätig ist, seit er 15 Jahre alt ist, es beschreibt „im Gegensatz zu Holz, das einen Charakter hat und Widerstand im Bearbeiten bietet“, weicher ist ergeben ein detailreiches Abbild verschiedene er Kräuter, Gräser, Blüten. Seche-Farben-Druck ist hier die angewendete Technik, was bedeutet, dass nach einer sehr genauen Vorzeichnung das Linol in Schichten bearbeitet wird, je nachdem welche der Schattierungen nach dem Abdruck – immer von hell nach dunkel – gewünscht ist. „Ich habe auch schon Platten weggeworfen“, sagt Philipp Hennevogl.

Seine Motive sind neben der Natur, Architektur oder das Bild „Berg“ das einen abgedeckten Haufen irgendetwas am Wegesrand vor einem Wald zeigt. „Es könnte sich Müll oder etwas ganz anderes darunter verstecken“, interpretiert Kuratorin Dr. Kristina Hoge und weist auf die präzise Arbeit mit dem Material hin.

Kunst in Schwetzingen: Zu was eine Kartoffel alles fähig ist

Ines Hock indes bedient sich bei einigen ihrer Monodruck-Werke der Kartoffel als Druckstock, der die Farbe ganz unterschiedlich aufnimmt und abgibt. Akribisch setzt sie damit die Druckform in Reihen „wie beim Schreiben oder Lesen von links nach rechts“, sagt sie, auf edle Trägermaterialien, wie Büttenpapier. Es entstehen so großformatige Bilder, denen eine große Ausdruckskraft innewohnt, die der Betrachter für sich aufnimmt. „Da ist Musik drin“, attestieren auch Dr. Kristina Hoge in ihrer Einführung und einige Gäste der Vernissage beim Blick auf sich in der Richtung ständig ändernden scheinbaren Linien aus einzelnen Abdrucken des Druckstocks.

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Zusätzlich zeigt Hock Zeichnungen, die ihre ständige Auseinandersetzung mit Farben und deren Wirkung zeigen. Ihr verdankt das Xylon-Museum die Konzeption dieser vielfältigen Ausstellung die einen oder mehrere Besuche und entspannte Blicke auf jedes Werk wert sind. Zu sehen sind die Traumwelten von Inessa Emmer, die meditativen Gedankenräume in Monotypie von Ines Hock und auch die feinteiligen Darstellungen im Linoldruck von Philipp Hennevogl, wie es Dr. Kristina Hoge zusammenfasst.

Info: Die Ausstellung ist bis 26. Mai samstags und sonntags, 15 bis 17 Uhr, und nach Vereinbarung (0170/45 16 973; info@xylon-schwetzingen.de) zu besichtigen. Eine Finissage mit Künstlergespräch ist am 26. Mai, 15 Uhr.

Freie Autorin freie Mitarbeiterin

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