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Große Kunst auf dünner Schale: Ostereiermarkt in Schwetzingen

Beim 36. Ostereiermarkt präsentieren internationale Meister filigrane Arbeiten auf Eiern, Papier und Holz und lassen die zahlreichen Besucher hinter die Kulissen schauen.

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Sabine Zeuner
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Angesichts der Vielfalt kommen die Besucher des 36. Ostereiermarktes im Schloss aus dem Staunen nicht heraus. Einige von ihnen haben eine weite Anreise hinter sich. © Zeuner

Schwetzingen. „Heute gönnen wir uns was“, sagten Eveline und Jürgen Eccarius und kamen aus dem Staunen am Stand von Stefan Linner nicht heraus. Der Münchner ist schon mehrfach beim Ostereiermarkt im Schloss gewesen, hat dabei immer wieder die erstaunten Mienen der Besucher vor sich. Kein Wunder, denn auch bei der 36. Auflage des beliebten Tummelplatzes für Kunst am, ums und im Ei am letzten Wochenende hat er erneut feinste Papierarbeiten mit bruchgefährdeten Eischalen in einer interessanten Fusion zusammengebracht.

Das fasziniert auch das Trierer Ehepaar Eccarius, die bekennende Ei-Kunst-Fans sind und nach eigener Aussage nur noch „ganz besondere“ Märkte wie ebendiesen im Kurfürstenschloss besuchen: „Wir haben eine große Sammlung und schauen nach echt Außergewöhnlichem“, erzählte das Paar.

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Der Papierkünstler zeigte ihnen die Szene aus dem Märchen „Hänsel und Gretel“ am Lebkuchenhaus der Hexe – in Reinweiß aus Karton geschnitten auf dem ebenso weißen Ei, akzentuiert mit schwarzen Scherenschnitten der Protagonisten. Ganz genau schauten die beiden hin und entdeckten die Feinheiten, waren ob der Technik vollauf begeistert. Bis zum Marktende hatten sich beide noch nicht entschieden, welches der vielen Papierkunstmotive ihnen am besten gefiel.

Aufbau lief abenteuerlich

Die Vielfalt der Techniken, Farben und Formen war wiederholt immens, die ausstellenden Künstler gerne bereit, ihre Kunst zu erklären, zu zeigen, wie sie mit hauchfeinen Tusche-Zeichengeräten zarte Schriftzüge oder Bilder auf die Kalkschalen aufbringen. Recht eng wurde es bereits bei der Öffnung von Park und Schau, wobei neueste Vorgaben vorschrieben, dass nur 400 Personen in den Ausstellungsbereich gleichzeitig hineindurften, was sich aber moderat per Eingangs- und Ausgangszählung umsetzen ließ.

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Diese und weitere Vorschriften machten bereits den Aufbau der Schau 2024 recht abenteuerlich, wie die Ausstellungsorganisatoren Christa und Walter Treiber berichteten. Letztendlich allen Einschränkungen zum Trotz, hatte das Paar nicht nur eigene ovale Kunstwerke – auch Wintermotive auf „rauen“ Eiern – dabei, sondern internationale Ei-Artisten aus Rumänien, den Niederlanden, Belgien, Holland, Frankreich und neben Deutschland auch Österreich im barocken Ambiente der nördlichen Zirkelsäle vereint.

Mit ruhigen Händen hergestellt

„Raue Eier“? Christa Treiber zeigte die mit im Schnee spielenden Kindern und weiteren Bildern verzierten Hühnereier, die an der stumpfen Seite Unebenheiten aufweisen, mit Gold belegt dem Motiv besondere Struktur geben: „Ich frage beim Bauern immer konkret danach“, schilderte die Kreative, denn nur glatte Eier würden üblicherweise für die attraktiven Verzierungen gewählt.

Was jeden Betrachter fasziniert, ist die Geduld, sind die ruhigen Hände, die es für diese besondere und schon seit Jahrhunderten gepflegte Kunstform am Ei in jeglicher Ausprägung braucht. Unzählige Male „macht die Eischale nicht mit“, wie es vor allem die mit Fräsarbeiten beschäftigten Künstler erklärten, wenn nur eine klitzekleine Unachtsamkeit den für die Stabilität notwendigen Steg zum Brechen bringt und damit das Begonnene zerstört.

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Meditativ sei jedoch die Arbeit mit dem Material, das unterstreichen alle. Nachvollziehbar, denn blickt man etwa auf Straußeneier, in der Grundform ausmodelliert zu Chamäleon-Körpern und mit unzähligen Mini-Glasperlen in changierenden Mustern beklebt, realisiert man die Muße, die den Künstler bei der Anfertigung wohl sprichwörtlich geküsst haben muss.

Meerjungfrauen und Piraten

Witzige Papier-Kunst gab es bei Millidees die Trends wie den Meerjungfrauen-Hype der Mädchen oder Piratenliebe der Jungs in Papierketten verarbeiten, dazu selbstredend alle Attribute, die mit dem Osterfest einhergehen als Deko-Elemente Karotte, Hase und Ei anboten. Desgleichen fand sich aus Holz in allen Farben des Regenbogens und in den gebackenen und gegossenen Leckereien aus Michelstadt im Odenwald: Geleewürfel fruchtig und vegan, Marzipanhasen und -eier oder die Zuckerhasen in Rot oder Orange erfreuten nicht nur Kinderherzen.

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Die Kinder übrigens wurden von Ausstellern mit kleinen Schokoeiern oder -hasen beschenkt und erlebten damit einen österlichen Vorgeschmack. Zwei Tage mit begeisternder Kunst mit Ei bei bestem Frühlingswetter zeigten einmal mehr das gute Händchen der Organisatoren, was die Auswahl, und das ruhige Händchen der Künstler beim Erschaffen der Kunst, die immer wieder aufs Neue in ihren Bann ziehen.

Freie Autorin freie Mitarbeiterin

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