Schwetzingen. Der Klimawandel macht nicht nur dem Menschen zu schaffen. Auch die Schwetzinger Tierwelt leidet unter der immer stechenderen Hitze und den langen Sommermonaten. Einer der Leidtragenden ist der Mauersegler. In den Nestern der Zugvögel, die sie typischer Weise unter Hausdächern bauen, steigen die Temperaturen derart stark an, dass sich der Nachwuchs gezwungen sieht, zu flüchten - auch dann, wenn er noch gar nicht fliegen kann. Ein Phänomen, das im wärmeren Spanien schon seit Jahren bekannt ist: Erst 2022 starben dort viele tausend Jungvögel nach dem Sturz aus dem Nest.
Dieses qualvolle Schicksal stand auch einem Mauersegler-Küken in Schwetzingen bevor. Nur dank des unermüdlichen Einsatzes der Nachbarschaft von Renate Kanitz, in deren Garten der Vogel geboren wurde, konnte ein tragischer Todesfall verhindert werden. Ein Fall für die Zeitung, findet auch die dankbare Seniorin, die sich bei dieser Redaktion meldete.
Die Geschichte beginnt mit einem Glück im Unglück - zurzeit des tragischen Unfalls war Renate Kanitz nämlich nicht alleine zu Hause: „Meine Nachbarin, Monika Schreckenberger, war gerade da und hat die Rettungsaktion geleitet.“
Küken in Schwetzingen: Ein Geräusch im Dornbusch führt zur Rettung
Die Heldin aus der Nachbarschaft kann sich noch ganz genau an den Tag der Nahtoderfahrung des Jungvogels erinnern: „An besagtem Tag war ein Fußballspiel, dass wir alle gemeinsam anschauen wollten, deswegen war ich bei meiner Nachbarin.“ Ein Geräusch aus dem Dornenbusch habe die beiden Damen aufgeschreckt: „Wir haben uns nicht viel gedacht und weiter geredet.“ Erst nach zehn Minuten, als das Rascheln noch immer nicht aufhörte, habe sich Schreckenberger ein genaueres Bild von der Situation gemacht: „Da war einfach ein Vogelküken in den Dornen gefangen.“ Mit einer Schere habe sie das junge Tier aus den Dornen befreit, als ein weiterer Anwesender sagte, man könne es dem Vogel nur noch so schmerzlos wie möglich machen: „Er wollte das Tier in altes Papier einwickeln und drauf treten. Ich habe aber daran geglaubt, es retten zu können.“
In einem Schuhkarton habe das Mauersegler-Küken die Nacht verbracht: „Es hatte noch keine Federn und sogar die Äuglein waren noch zu. Wahrscheinlich war es ganz frisch geschlüpft.“
Eine Google-Suche am darauffolgenden Tag brachte Klarheit: Es handelt sich um einen Mauersegler, eine nach Bundesnaturschutzgesetz geschützte Art. „Dann machte alles Sinn. Es war furchtbar heiß an dem Tag. Wahrscheinlich ist das verzweifelte Küken aus dem Netz gestürzt“, vermutet Schreckenberger.
Erfolgloser Fütterungsversuch und Hilfe vom Nabu
„Ich wollte ihm Haferschleim und Eier füttern, aber sein Schnabel blieb zu. Nach meiner Recherche wusste ich dann, warum. Bei der Fütterung muss man sehr viel beachten.“ So dürfe der Vogel ausschließlich Insekten zu sich nehmen.
Der Naturschutzbund (Nabu) Heidelberg schreibt dazu auf einem Informationsblatt: „Für einen völlig unerfahrenen Laien ist das Füttern eines Mauerseglers nicht einfach, da leicht ein Schnabelbruch entstehen kann, wenn der Segler nicht freiwillig zur Nahrungsaufnahme an den Finger springt. In solchen Fällen ziehen Sie bitte einen erfahrenen und sachkundigen Fütterer zurate.“
Mauersegler-Küken in Auffangstation gerettet
Ein Warnzeichen, das sich die bedachte Retterin umgehend zu Herzen nimmt: „Ich habe es dann nicht weiter versucht. Später kam dann mein Sohn mit seiner Freundin, die im Internet nach einer Auffangstation suchte.“ Beim Verein Mauerseglerhilfe Apus sei sie fündig geworden: „Also setzten wir uns ins Auto und fuhren nach Gorxheimertal im Odenwald und gaben das Jungtier ab.“
Einige Tage nach der Rettungsaktion erreicht Schreckenberger eine Nachricht aus dem Odenwald: „Der Kleine ist satt und in Sicherheit.“
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