Schwetzingen. Jemand pfeift Weihnachtslieder mitten im September. Auf der Bühne im Josefshaus wird gelacht, während die anderen Ensemblemitglieder aus dem Zuschauerraum aufmerksam die Dialoge verfolgen. Auf einem Bistrotisch liegen Gummibärchen und Süßes für alle. Das kann nur eines heißen: Die Kurpfälzer Bühne, das Theaterensemble der katholischen Seelsorgeeinheit, probt wieder – seit Mitte März. Höchste Zeit wurde es, denn der letzte Auftritt mit „Die Frauenflüsterer“ liegt schon vier Jahre zurück. Doch die Mundart-Theatertruppe der Schauspieler aus Leidenschaft kehrt putzmunter aus der Zwangspause zurück und verspricht schon jetzt eines auf jeden Fall: Unterhaltung pur.
„Bernhard, du musst so neben ihr stehen“, ruft Regisseurin Barbara Kießling. Und Bernhard Renz, seit Gründung der Laien-Theatergruppe mit dabei, verfolgt aufmerksam Kießlings Bewegungen. Wir befinden uns im Wohnzimmer der Familie Müller und es ist Heiligabend. Je nach Szene begeben sich die Laienschauspieler auf die „Bretter, die die Welt bedeuten“. Elf Rollen waren in dem Stück „Horch, was kommt von draußen rein“ von Autor Markus Schmidt zu besetzen. Viele Menschen kennen den „ganz normalen Weihnachtswahnsinn“. Aber was bei Familie Müller geboten wird, toppt dies vermutlich bei Weitem.
Nur die Tante spricht bei der Kurpfälzer Bühne in Schwetzingen Hochdeutsch
Und gesprochen wird, der geneigte Leser und hiesige Theaterfan mag es schon erahnen, natürlich Kurpfälzer Mundart. Außer „Erbtante Karin“, die feinstes Hochdeutsch spricht. Erst nach Aufforderung bietet Gastgeberin Gaby Müller, grandios gespielt von Dr. Andrea Hafner, dem ob dessen Verhaltens eher unbeliebten Gast Wein an. „Magst Du lieber roten, weißen oder doch lieber ein Taxi?“, fragt sie zuckersüß, sehr zur Entrüstung der Angesprochenen. Opa Rudolf alias Michael Klever fordert lautstark und mehrfach „Ich will Knödel“, bis er endlich, noch vor dem Essen, welche bekommt. Gastgeber Bernd Müller alias Armin Wolf, nimmt es mit stoischer Gelassenheit.
Es ist ein Stück voller Tempo und mit lustigen Irrungen, Wirrungen, einem lustlosen Teenager (Tochter Sarah, gespielt von „Neuzugang“ Katharina Lemke, die ein Anti-Weihnachtsgedicht vorträgt), dem Weihnachtsmann, Einbrechern, Polizei und Lachgarantie.
Andrea Tremmel, die Erbtante Karin spielt, meinte lachend: „Es ist so ungewohnt. Das erste Mal, dass ich beim Spielen nicht Dialekt spreche.“ Und Bernhard Renz, im echten Leben Anwalt und im Stück bekennender Modelleisenbahn-Fan sagte: „Damit kann ich eigentlich nichts anfangen. Aber das ist ja gerade der Reiz, auf der Bühne jemand ganz anderen darzustellen.“
Termine und Kartenvorverkauf
Die Premiere von „Hoch, was kommt von draußen rein“ findet am Samstag, 28. Oktober, um 19.30 Uhr im Josefshaus statt.
Weitere Aufführungen: Sonntag, 29. Oktober, 14.30 und 19.30 Uhr, Montag, 30. Oktober: 20 Uhr, Samstag, 4. November, 15. und 19.30 Uhr, und Sonntag, 5. November, 14.30 und 19.30 Uhr.
Karten im Vorverkauf gibt es bei der Bücher Insel, Heidelberger Straße. 2, Schwetzingen, Telefon 06202/9 47 95 55, Blume Exclusiv in Oftersheim, Mannheimer Str. 44 Tel. 06202/9 45 67 07 und bei Obst-und Gemüse Michael Klever auf folgenden Märkten: mittwochs und samstags in Schwetzingen, freitags in Nußloch, montags und donnerstags in Plankstadt. Weitere Infos unter Telefon 0172/ 6 20 99 86. mon
Kurpfälzer Bühne mit hohem Maß an Konzentration und Koordination: Noch nie so reich an Tempo
Noch nie seit der Gründung im Jahr 2004 sei ein Stück so reich an Tempo und herausfordernd gewesen, meinte er weiter. „Die arme Erbtante verdurstet ja. Immer wenn sie etwas hingestellt bekommt, kommt ein anderer und nimmt es ihr wieder weg“, und erläuterte: „Das ist so lustig, erfordert aber ein hohes Maß an Konzentration und Koordination. Alles muss ineinandergreifen.“ Barbara Kießling, Initiatorin der Kurpfälzer Bühne, freute sich: „Nächstes Jahr feiern wir unser 20-jähriges Bestehen. Damals hatte ich schon 20 Jahre Bühnenerfahrung durch die ‚Kleine Bühne‘ in Oftersheim und musste mit Erstaunen feststellen, dass es noch kein Mundart-Theater in Schwetzingen gab – ein großes Manko.“
Oft sei es schwierig, gute Stücke zu finden, aber sie werde doch jedes Mal fündig. „Meistens sind sie mit höchstens acht Rollen besetzt, hälftig Männer und Frauen. Elf Rollen in einem Stück sind etwas Besonderes und eine Herausforderung.“ Der Kartenvorverkauf liefe gut und das Engagement aller 25 Mitglieder sei großartig. „Nur für die Betreuung unserer Webseite, da suchen wir noch jemanden, der das ehrenamtlich macht. Es wäre großartig, wenn sich jemand melden würde.“
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