Schwetzingen. Wer will schon sagen, dass er das wahre Gesicht des heute 37-jährigen Schauspielers Daniele Veterale kennt? Denn viele Gesichter offenbaren sich in seinem vielfältigen Repertoire, das von Ibsens „Volksfeind“, über Shakespeares „Hamlet“ bis hin zu Schillers „Wilhelm Tell“ reicht. Damit ist es mitnichten erschöpft, weitere Facetten kommen in Stücken für Kinder und Jugendliche hinzu wie in „Die Brüder Löwenherz“, „Pinochio“ oder „Krähe und Bär“.
Und jede Rolle scheint ihm auf den Leib geschrieben. Schon seit vielen Jahren gehört der begabte Schauspieler zum Ensemble des Theaters am Puls (TaP) und füllte mit seiner Bühnenpräsenz so manche weitere Rolle aus. Nun verlässt er die Festspielstadt Richtung Hildesheim ans Theater für Niedersachsen. Anlass, ihn zu seiner Zeit in Schwetzingen, zu seiner Lieblingsrolle und den neuen Herausforderungen zu befragen.
Zur Person: Daniele Veterale
- Daniele Veterale kam als Sohn einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters 1985 in Briatico, Italien, zur Welt.
- Aufgewachsen ist er in Wiesbaden, wo er auch die Schule besuchte.
- Im Jahr 2002 machte er an der Helene-Lange-Schule seinen Realabschluss und 2007 absolvierte er die staatlich anerkannte Schauspielschule Mainz mit Erlangung der Bühnenreife.
- Engagements hatte er unter anderem am Staatstheater Mainz, bei der Konzertdirektion Landgraf, dem Monbijou-Theater in Berlin, dem Gostner-Hoftheater in Nürnberg, dem Theater Osnabrück und drei Jahre als Festangestellter an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt.
- Bisher hat er in über 60 Stücken mitgespielt, in sechzehn seit 2014 am Theater am Puls.
- Zurzeit wohnt Daniele Veterale in Heidelberg, wird aber demnächst nach Hildesheim umziehen. her
Herr Veterale, Sie haben beim TaP in zahlreichen Stücken mitgewirkt. Wie empfanden Sie Ihre Arbeit da?
Daniele Veterale: Dass ich in so vielen Stücken mit den unterschiedlichsten Rollen gespielt habe, ist für mich ein Riesenkompliment. In den neun Jahren meines Wirkens hier in Schwetzingen hatte ich viel Freude an der Arbeit, es gab kein einziges Stück, in dem ich nicht gerne gespielt hätte. Das ist, glaube ich, nicht selbstverständlich.
Es setzt voraus, dass Sie sich mit den Kollegen, insbesondere aber mit dem Regisseur, dem Intendanten, gut verstanden haben, oder?
Veterale: Das war definitiv so, wir sind zusammen an den Stücken gewachsen. Die ersten Jahre mussten wir uns kennenlernen, wir waren neugierig aufeinander. In letzter Zeit haben wir viel über die Stücke diskutiert, uns gemeinsam überlegt, wie die Vorlage am besten umzusetzen sei. Joerg Mohr ist sehr offen für Neues, Experimentelles. Er setzt sein Konzept zwar mit Bestimmtheit durch, nimmt aber auch stets Rücksicht auf andere Meinungen. Ich schätzte es, dass er nie belehrend war, sondern auch eine andere Sicht auf die Dinge zuließ. Alles, was er angeht, geht er mit hundertprozentiger Leidenschaft an. Er lebt für das Theater und jede Inszenierung ist für ihn wie ein Kind, das man mit Mühe, Freude und Opferbereitschaft großzieht. Das imponiert.
Haben Sie rückblickend eine Lieblingsrolle gehabt?
Veterale: Eigentlich spielte ich, wie gesagt, in allen Stücken gerne mit, aber das Märchen „Der goldne Topf“ nach E.T.A. Hoffmann hat mir gerade wegen seiner Vielschichtigkeit und seinem Humor am meisten gefallen. Ich musste unterschiedliche Charaktere darstellen, mich in sie einfühlen und als Erzähler die Konfliktlinien zwischen der realen und der Zauberwelt deutlich machen. Hier durfte ich alle Register meiner Schauspielkunst, die mir zur Verfügung standen, ziehen.
Gab es auch Konflikte oder Enttäuschungen?
Veterale: Wo Menschen zusammenkommen, gibt es wohl immer Konflikte, aber das Schöne am Theater ist, dass diese den künstlerischen Prozess unterstützen und bereichern können. Enttäuscht war ich, dass Stücke, die mir besonders am Herzen lagen – wie „Der goldne Topf“ oder „Ein Volksfeind“ – leider nicht die Zuschauermagneten waren, wie ich es mir gewünscht hätte. „Der goldne Topf“ etwa wurde nach seiner Premiere nie vor mehr als 40 Zuschauern pro Vorstellung gespielt.
Viele freischaffende Künstler fielen während der Corona-Pandemie in ein schwarzes Loch. Wie war es für Sie?
Veterale: Für mich war es eine Zeit des Aufatmens und Kräftesammelns. Mohr hat uns das Gehalt weiter bezahlt, das war etwas Besonderes. So und dank weiterer staatlichen Hilfen konnte ich die Zeit unbeschadet überbrücken.
Wie kamen Sie eigentlich zur Schauspielerei?
Veterale: Bereits als Kind habe ich gerne gesungen und getanzt. In Wiesbaden, wo ich aufwuchs und zur Schule ging, war ich der Klassenclown – aber eher der von der unbeliebteren Sorte. Erst in der Theater-AG an der Schule konnte ich meiner Spielfreude buchstäblich eine passende Bühne geben und begann danach übergangslos mit 18 Jahren eine Schauspielausbildung in Mainz. Es folgten feste Engagements an verschiedenen Theatern, 2012 wagte ich den Sprung in die Selbstständigkeit.
Warum verlassen Sie das Theater am Puls? Gibt es dafür einen speziellen Grund?
Veterale: Mich reizt es, nach neun Jahren etwas Neues auszuprobieren und auch wieder auf einer größeren Bühne zu stehen. Schon im Oktober habe ich Mohr informiert, dass ich das Theater verlassen werde und was anderes arbeiten möchte. Mohr hat das total akzeptiert. Ich bewarb mich bei einigen Theatern, wo ich mir vorstellen könnte, zu spielen, wusste aber nicht, wie die Aktion ausgehen wird. Ein einziges Theater hat mich eingeladen, das Theater für Niedersachsen in Hildesheim, und das hat mich dann auch engagiert.
Mit einer weiteren Paraderolle als Krähe im Kinderstück „Krähe und Bär“ beendeten Sie Ihre Zeit am Theater. Ich war bei der Schulaufführung dabei. Wie Sie authentisch die Bewegungen der Krähe, ihr Hüpfen, ihren schlauen Blick, ihre vorlaute freche Art imitierten und dabei ihr weiches Herz durchscheinen ließen, war große Schauspielkunst. Was bedeutete für Sie diese Rolle?
Veterale: Die Rolle selbst ist für mich eher eine große Spaßrolle – temperamentvoll, frech und leicht hyperaktiv durch die Gegend zu springen, ist durchaus ein Steckenpferd von mir. Das Stück an sich ist aber schon was ganz Besonderes. Da es unzählige philosophische Fragen aufwirft und den Kindern zutraut, für sich selbst darauf eine Antwort zu finden. Dass es im Theatersaal während der Vorstellung so mucksmäuschenstill war, spricht, denke ich, für die Qualität der Inszenierung.
Empfinden Sie den anstehenden Wechsel an die Hildesheimer Bühne denn nun als einen Karrieresprung?
Veterale: Für mich zählt, dass ich etwas Neues beginne. Alles weitere wird sich zeigen. Karrieresprung? Vielleicht. Ich hoffe hauptsächlich auf Spaß, neue Herausforderungen und spannende Kollegen.
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