Mozartsaal - Beim Abschlusskonzert wurde die Bedeutung der Forschungsstelle „Südwestdeutsche Hofmusik“ gewürdigt

Immer den Transfer im Blick

Von 
Maria Herlo
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Endlich wieder mal ein Livekonzert im Mozartsaal des Schlosses: Die Forschungsstelle „Südwestdeutsche Hofmusik“ feierte damit Abschied von Schwetzingen. © Lenhardt

Was hätte als Einstieg in das Abschlusskonzert der Forschungsstelle „Südwestdeutsche Hofmusik“ besser gepasst als die „Ouvertüre der Suite Nr. 7 in g-Moll“ von Johann Caspar Ferdinand Fischer (1656 – 1746), gefolgt von der „Sonate Nr. 10 in G-Dur“ von Gottfried Finger (1660 – 1730)? Die acht exzellenten Musiker Bernhard Forck und Rebecca Raimondi (Violine), Yoko Tanaka (Viola), Matthias Bergmann (Viola da Gamba/Violoncello), Rüdiger Kurz (Violone), Flóra Fábri (Cembalo), Lorenzo Gabriele (Traversflöte) und Ernst Schlader (Klarinette) kosteten gleich zu Beginn die Klangfarben dieser Kompositionen voll aus, bildhaft und plastisch die Ouvertüre, harmonisch leichtfüßig die Sonate.

Dass solche Werke aus der Frühzeit der Hofmusik mit staunenswertem Ergebnis zum Klingen gebracht wurden, ist hauptsächlich das Verdienst der Forschungsstelle „Südwestdeutsche Hofmusik“, die eine größtmögliche Transparenz der Quellen schaffte. Das würdigte eingangs der Präsident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Bernd Schneidmüller, dementsprechend.

„Das heutige Festkonzert, hier an diesem wunderbaren Ort, ist eine Hommage an die Forschungsstelle, die unter der Leitung von Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Silke Leopold und ihrem hervorragenden Team mit Sanja Aleksic, Sarah-Denise Fabian, Yevgine Dilanyan, Bärbel Pelker, Rüdiger Thomsen-Fürst, Friedrich Teutsch von 2006 bis 2020 Großartiges geleistet und über die Jahre viel Aufmerksamkeit erfahren hat“, sagte er. „Von Anfang an schaffte sie den geforderten Transfer von Wissenschaft zu Gesellschaft und Kultur durch Konzerte, Vorträge, Publikationen.“

Hofkapellen faszinierten

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Sein ganz besonderer Dank galt auch den Vertretern der Stadt Schwetzingen, den Hütern des Schlosses sowie allen, die an der Realisierung dieses Konzerts beteiligt waren, dem Förderverein der Akademie der Wissenschaften, den Programmgestaltern Silke Leopold, Yevgine Dilanyan, Matthias Bergmann und natürlich den Musikerinnen und Musikern. Das Interesse an diesem Abschlusskonzert vom Samstagabend war überwältigend – leider konnten nur geladene Gäste zugelassen werden.

Zur Programmstruktur sagte Silke Leopold, die gemeinsam mit Yevgine Dilanyan als profunde Kennerin dieser Musik das Konzert moderierte, dass diesmal nicht die Mannheimer Hofkapelle im Zentrum stehe, sondern die Südwestdeutschen Hofkapellen, die ganz früh im 18. Jahrhundert eine Rolle gespielt hätten und mit denen sich die Forschungsstelle eingehend beschäftigt habe.

Die vielen unterschiedlichen Hofkapellen kamen „nicht aus dem Nichts und gingen auch nicht in ein Nichts hinüber“, so Leopold, „sie geben Zeugnis, wie diese Musik in ganz Europa aufgenommen und weiterentwickelt wurde“. Das Konzert nahm die Zuhörer mit auf eine faszinierende Reise durch Zeit und Raum der frühen Hofmusik, die von Rastatt nach Mannheim, von Stuttgart über Karlsruhe bis nach Zweibrücken führte. Mit Werken von Komponisten wie Johann Caspar Ferdinand Fischer (1656 – 1746), Gottfried Finger (ca. 1660 – 1730), Johann Melchior Molter (1696 – 1765), Matthias Cannabich (ca. 1690 – 1773), Florian Deller (1729 – 1773), Ernst Eichner (1740 – 1777), Ignaz Holzbauer (1711 – 1783) und Carl Stamitz (1745 – 1801) zeigte das Konzert auf, wie damals die Musik geklungen haben mag: farbenreich, direkt, tänzerisch federnd, mit kräftigem Bass-Fundament, frischem Bläser- und warmem Violinklang.

Auf dieses außergewöhnliche Vorhaben ließ sich eine Musikformation ein, die sich mit dem Notentext und der Aufführungspraxis jener Zeit auseinandergesetzt hat. Ihre packende, mitreißende Spielfreude begeisterte das Publikum restlos. Ergänzt wurde es von den unterhaltsamen und informativen Erläuterungen der Moderatorinnen. Sie wiesen zu den Komponisten und ihren Werken hin, auch auf Unerhörtes und Ungehörtes. Die „Sonate Nr. 4 in e-Moll“ zum Beispiel von Matthias Cannabich, dem Vater des bekannteren Christian Cannabich, wurde hier noch nie gehört,

Das Publikum erfuhr unter anderem, dass die Musiker jener Zeit in einem großen Netz europäischer Musik verbunden waren, dass sie kreuz und quer durch Europa reisten, sich einiges voneinander abschauten. Der Südwesten war so etwas wie ein Laboratorium für musikalische Innovationen, als das sollte die Musik auch verstanden werden. „Musik ist das Moment, das verschiedene Regionen verbindet“, sagte zum Schluss auch Matthias Bergmann. Mit der „Polonaise“ aus der Sinfonia concertante für Flöte und Klarinette von Franz Danzi (1763 – 1826), bei der alle Musiker noch einmal zusammen spielten, hob er ebenfalls den europäischen Gedanken hervor.

Freie Autorin

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