Katzenschwemme

Immer mehr abgegebene Katzen: Tierschutzverein Schwetzingen ist am Limit

Die Kapazitäten der Katzenauffangstation in Schwetzingen sind erschöpft. Immer mehr Besitzer wollen die Tiere freiwillig wieder abgeben. Überlastete Tierheime sind ein bundesweiter Trend. Welche Maßnahmen helfen könnten.

Von 
Nicolai Lehnort
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Alle aus einem Wurf: Diese fünf Kitten werden in der Schwetzinger Auffangstation gepflegt. Danach suchen die tierischen Bewohner ein neues Zuhause. © LEHNORT

Schwetzingen. In deutschen Tierheimen schrillen die Alarmglocken. Beinahe drei Viertel der Einrichtungen berichten von einer mindestens sehr hohen Auslastung. Rund die Hälfte ist voll oder sogar übervoll. Das zeigt eine deutschlandweite Trendumfrage unter 218 Tierheimen, die der Deutsche Tierschutzbund dieser Tage in einer Pressemitteilung veröffentlicht hat. Wobei die Mitteilung mehr einem Hilferuf gleicht. „Die Tierheime sind überlastet“, warnt Thomas Schröder, Präsident des Dachverbandes.

Voll besetzt mit Katzen sind auch die sieben Zimmer im Tierschutzverein Schwetzingen und Umgebung. Aus einem überlasteten Heilbronner Tierheim würden aktuell noch fünf Katzen in der Auffangstation in der Zähringerstraße aufgenommen werden, danach seien die Kapazitäten erschöpft. „Wieder mal“, wie uns Barbara Schwalbe berichtet. Die Leiterin der Katzenauffangstation in Schwetzingen kümmert sich bereits seit mehreren Jahren um die Tiere, „aber so etwas wie in diesem Jahr habe ich noch nie erlebt“, sagt sie.

Warum Katzen an den Tierschutzverein Schwetzingen abgegeben werden

Kapazitäten zur Aufnahme von Tieren hat nicht einmal mehr jedes vierte deutsche Tierheim, wie die Umfrage des Tierschutzbundes zeigt. Nach Ende der Corona-Pandemie habe es eine schleichende Entwicklung gegeben, erzählt Barbara Schwalbe. Immer mehr Privatpersonen würden nach dem pandemiebedingten Haustierboom ihre Katzen und Kater bei ihnen abgeben wollen. Gründe für die Katzenschwemme sind unter anderem Allergien der Kinder, vor allem aber die allgemeinen Kostensteigerungen und insbesondere die Anpassung der tierärztlichen Gebührenordnung nach oben.

Barbara Schwalbe (l.) und Anja Hecker pflegen die Katzen. © Nicolai Lehnort

Das wichtigste Mittel, um der unkontrollierten Verbreitung von Katzen Herr zu werden, ist deren Kastration. „Denn fehlende Kastrationen seien das Problem schlechthin“, meint Anja Hecker, Vorsitzende des hiesigen Tierschutzvereins. Ob Hauskatzen oder Freigänger – alle Besitzer sollten die Haustiere kastrieren lassen, richtet Hecker einen Appell an die Menschen.

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Das Problem: Rund 300 Euro würden nach den angehobenen Tierarztgebühren für einen solchen Eingriff fällig werden – für viele Katzenbesitzer ist das aber zu viel. Die Schwetzingerinnen monieren wie auch der bundesweite Tierschutzbund die fehlende Kastrationspflicht für Freigängerkatzen. Halter würden bei einer Einführung aber weiterhin für die Kosten aufkommen müssen.

Mangelnde Haltung: Katzen kommen verfilzt zu Tierschutzverein

Vielen, die ihre Tiere nun wieder abgeben möchten, sei das im Vorfeld nicht bewusst gewesen, berichten die Tierschützerinnen. „Man sollte wissen, worauf man sich einlässt“, appelliert Barbara Schwalbe an zukünftige Haustierhalter, die Entscheidung sorgfältig abzuwägen – in finanzieller wie zeitlicher Hinsicht.

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Denn wie Katzen von ihren Haltern vernachlässigt werden, erleben sie in der Auffangstation leider auch regelmäßig. Stark abgemagerte oder völlig verfilzte Tiere hätten sie in Schwetzingern bereits aufgenommen. „Ein Langhaarkater hat sich selbst Haarklumpen herausgerissen und damit Wunden verursacht“, erinnert sich die Vorsitzende Anja Hecker an eine schlimme Situation.

Was bei der Auffangstation in Schwetzingen mit den Katzen passiert

Kastrieren, entwurmen, impfen, chippen und füttern: In der Auffangstation werden die Kitten, Kätzinnen und Kater von den Tierschützern wieder aufgepäppelt. Nach rund drei Monaten seien sie meist in einem vermittelbaren Zustand. „Der wurde von Tag zu Tag schöner“, schwärmt Barbara Schwalbe von einem Kater. „Das ist so toll, dabei zuzuschauen“, sagt sie leidenschaftlich.

Entsprechend emotional wird Barbara Schwalbe, wenn sie den Tieren kein neues Zuhause anbieten kann. „Das geht an die Substanz“, sagt sie über abgelehnte Anfragen. Auch den zahllosen Straßenkatzen, etwa im Hockenheimer Industriegebiet, könnten sie nur bedingt helfen. Manche könnten eingefangen, kastriert und über Futterstellen versorgt werden. Zahllose müssten aber durch die unkontrollierte Fortpflanzung in der Wildnis verenden.

Ob bei der Versorgung der Wildkatzen, der Pflege in der Katzenauffangstation oder der Vermittlung: Der Tierschutzverein sei laut Barbara Schwalbe „überall am Limit“. Noch bekämen die Mitglieder es zwar ge-stemmt, aber der Aufwand für die Ehrenamtlichen nähmen immer weiter zu. Ein Lichtblick: Der Verein vermittelt seine Tiere sehr erfolgreich. „Es ist erfreulich, dass wir kaum Katzen zurückbekommen“, sagt Leiterin Barbara Schwalbe. Interessenten würde sie vor Ort gründlich darüber aufklären, was mit der Haltung eines Haustiers auf sie zukäme. Um nicht nur sie, sondern auch die Tiere vor bösen Überraschungen zu schützen.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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