Hockenheim/Region. Wer die lokalen Gruppen auf der Social-Media-Plattform Facebook im Blick hat, kennt die seit Jahren in hoher Zahl geposteten Meldungen über vermisste Katzen und Totfunde. Für Besitzer von schnurrenden Vierbeinern ist dies gleichermaßen ein Horrorszenarion, ist die Bindung zwischen Mensch und Hauskatze doch oftmals sehr innig. Die Hockenheimerin Anja Hecker ist nicht nur Vorsitzende des Tierschutzvereins Schwetzingen, sondern auch erste Ansprechpartnerin in der Rennstadt, wenn es um vermisste, verletzte oder gar tot aufgefundene Katzen geht. Nun gibt sie Einblicke in ihre Arbeit und Tipps zur richtigen Verhaltensweise bei einem Fund.
Ein schreckliches Bild, bei dem nicht nur Tierliebhabern das Blut gefriert: Eine Katze liegt tot am Straßenrand – überfahren, die Zunge hängt nach dem letzten Atemzug heraus, Blut ist zu sehen. Es kommt immer wieder vor, dass Tier und Verkehr fatal aufeinandertreffen. Doch wie läuft die Bergung eines toten oder verletzten Tieres ab? Wie sollte man sich verhalten, wenn man eine Katze am Straßenrand entdeckt?
Verletztes oder totes Tier am Straßenrand: Tierschutzverein kontaktieren
„Am besten ist es, direkt den Tierschutzverein unter der Notfallnummer zu kontaktieren“, erklärt Anja Hecker. Oftmals wird auch ein Social-Media-Post abgesetzt. Dies sei zwar definitiv besser, als nichts zu unternehmen, doch mit einem Anruf funktioniere die Bergung wesentlich reibungsloser, so Hecker. Ist der Fund erstmal dem Tierschutzverein gemeldet, kommt schnellstmöglich einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter vor Ort – in den meisten Fällen in Hockenheim ist dies Anja Hecker selbst –, um dem notleidenden Tier zu helfen.
Dann heißt es zunächst, das Tier zu identifizieren. Dabei gibt es verschiedene Szenarien: Bei Freiläuferkatzen sind meistens ein Chip implantiert. Dieser wird als Erstes überprüft: Hat das Tier einen solchen und ist zusätzlich in den Datenbanken von „Tasso“ oder „FindeFix“ registriert, kann der Besitzer ohne Umstände ermittelt werden.
Sollte ein Chip vorhanden sein, jedoch keine Datenbankregistrierung, wird das Ganze umständlicher. „Hier müssen wir die Besitzer über die Chipnummer und den Hersteller zurückverfolgen. Dies geht dann meistens bis zum zuständigen Tierarzt, der den Chip implantiert hat. Wenn dieser eine richtige Dokumentation führt, dann ist der jeweilige Besitzer gefunden“, schildert Hecker.
Suche nach Haustier über Vermisstenanzeigen
Vor allem bei älteren Tieren könne es jedoch vorkommen, dass kein Chip vorhanden ist. Hier wird dann nach einer Tätowierung gesucht. Dabei kann es jedoch auch schnell unübersichtlich werden: „Zum einen hat jeder Tierarzt eine andere Art von Tätowierung, manche nehmen die Postleitzahl, andere eine Adresse. Es gibt etliche Varianten. Zum anderen ist die Tätowierung bei dunklen oder schon älteren Tieren oftmals nur schwer zu entziffern“, beschreibt Hecker.
Sollte die Tätowierung erkennbar sein, dann wissen die Mitarbeiter des Tierschutzvereins meistens, welchem Veterinär diese zuzuordnen ist. Wenn weder Chip noch Tätowierung vorhanden sind, wird der Weg über die Sozialen Medien gegangen, in der Hoffnung das Tier und dessen Besitzer doch nochmals zusammenführen zu können. Dies geht einher mit einer Sichtung der verschiedenen Vermisstenanzeigen im Internet.
Das Finden des Besitzers ist für Anja Hecker besonders wichtig: „Als Katzenhalter kann man die Situation nachvollziehen. Das geliebte Tier kommt nicht mehr nach Hause, wird vielleicht sogar schon länger vermisst. Klarheit über das Schicksal – auch wenn sie schmerzhaft sein sollte – hat dabei einen unschätzbaren Wert.“
Daher appelliert die Vorsitzende des Tierschutzvereins Schwetzingen auch an alle Besitzer, nicht nur die von Freigängern, sondern auch von reinen Hauskatzen: „Vor allem auch bei Katzen, die nicht nach draußen dürfen, sollte ein Chip implantiert werden. Es kommt immer wieder vor, dass eine Hauskatze auf irgendeinem Weg nach draußen gelangt. Gerade dann ist guter Rat teuer, denn die Tiere befinden sich auf neuem Terrain und sind oftmals extrem verwirrt, erschreckt und finden nicht mehr den Weg nach Hause.“
Chip kann das Leben von Katzen retten
In einer solchen Situation sei ein Chip von großem Wert, vor allem, wenn die Katze verstört aufgefunden wird und schnell in ihr gewohntes Umfeld und zu ihren Lieben kommen sollte. „Das Implantieren eines Chips ist weder eine große Operation noch übermäßig teuer. Der Tierarzt setzt den Chip mit einer Kanüle ein und für die Katze ist die Prozedur ebenfalls nicht schmerzhaft“, berichtet Hecker, die nochmals betont, wie wichtig das Chippen der Haustiere und auch das Registrieren in den Datenbanken ist.
Doch was passiert im weiteren Verlauf beim Fund eines verletzten oder toten Tieres? „Ein schwer verletztes Tier sollte unter Umständen direkt in eine Klinik gefahren werden. Dort gibt es oftmals mehr Kapazitäten als beim örtlichen Tierarzt“, empfiehlt Hecker. Die richtige Entscheidung in einem solchen Notfall kann sich auf Leben und Sterben des Vierbeiners auswirken. „Bei einer lebenden Katze ist auch das Sichern oberstes Gebot. Das sollte direkt geschehen, noch vor Eintreffen der Hilfe.“
Im Frühling steigt die natürliche Neugier der Tiere, womit sie sich auch öfter in Gefahrensituationen begeben.
Bei einem Totfund wird neben dem Tierschutzverein auch der örtliche Bauhof informiert. In Hockenheim besteht dabei eine vorbildliche Kooperation zwischen Tierschützern und Mitarbeitern. Nachdem Hecker schon vor Jahren in Kontakt mit der Bauhofleitung getreten ist, können die Zuständigen sogar selbst Chips auslesen und einen Totfund dadurch zuordnen.
Der Leichnam des Tiers wird vom Bauhof mitgenommen und kühl gehalten, bis die Identität der Besitzer herausgefunden wird. Sollte dies erfolgreich sein, steht oftmals ein schwerer Schritt an: Der verstorbene Liebling wird an seine Besitzer übergeben, was in den meisten Fällen mit Trauer und Tränen einhergeht. Hecker lobt ausdrücklich die Zusammenarbeit mit Bauhofleiter Paul Stumpf und seinem Team: „Das ist nicht in jeder Gemeinde selbstverständlich.“
Katzenfunde in Hockenheim etwa zwei bis drei pro Monat
Den Besitzern bleibt es anschließend überlassen, ob sie ihren treuen Gefährten im eigenen Garten beerdigen wollen oder sich an ein Tierbestattungsinstitut wenden. Dort besteht die Möglichkeit, den Vierbeiner einäschern zu lassen. Noch trauriger wird es jedoch, wenn das tote Kätzchen keinem Besitzer zuzuordnen ist. In diesem Fall wird es namenlos an die Tierkadaverbeseitigung Rhein-Neckar übergeben.
Zwei bis drei Mal im Monat komme es laut Hecker durchschnittlich zu solchen Funden in Hockenheim. „In der Urlaubszeit und im Frühling kommt es jedoch häufiger vor. Wenn niemand zu Hause ist, sind die Katzen länger unterwegs. Im Frühling steigt zudem die natürliche Neugier der Tiere, womit sie sich auch öfter in Gefahrensituationen begeben.“
Der bisher längste Zeitraum ab Vermisstendatum, in dem eine Katze dank des Chips durch Hecker wiedergefunden wurde, betrug mehr als sechs Jahre. Auch bei den Distanzen zwischen Fund- und Heimatort gebe es teilweise unglaublich Zahlen: „Eine Katze wurde über 160 Kilometer von ihrem zu Hause entfernt gefunden“, sagt Hecker.
Diese Strecke sei von dem Tier jedoch nicht gelaufen worden. Oftmals zieht der Erkundungsinstinkt die Katze in offene Autos wie Lieferwagen. Bemerkt der Fahrer dann seinen Gast nicht, beginnt eine Reise, die schnell mit Herzschmerz und Sehnsucht verbunden sein kann.
Daher bittet die Vorsitzende des Tierschutzvereins auch Lieferfahrer oder Handwerker, ihre Fahrzeuge regelmäßig zu kontrollieren. Anja Hecker wird auch in Zukunft gemeinsam mit Barbara Schwalbe (Katzenstationsleiterin Tierschutzverein Schwetzingen) und ihrem Team dafür sorgen, dass sich Mensch und Tier – ob im Tod oder im Leben – wiederfinden.
Info: Sie haben ein totes oder in Not befindliches Tier gefunden? Die Telefonnummer des Tierschutzvereins Schwetzingen ist 0173/4 54 02 54.
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