Gemeinderat

In der Schwetzinger Herzogstraße tut sich was – privater Investor mit Plänen

Der Gemeinderat von Schwetzingen hat dem Verkauf von vier Grundstücken, darunter das ehemalige Lichtspielhaus Capitol, an einen privaten Investor zugestimmt. Die Entscheidung wurde damit begründet, dass die Stadt alleine die Sanierung nicht bewältigen könne.

Von 
Andreas Lin
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Das Gebäude in der Herzogstraße 27 ist fast komplett abgerissen. © Lin

Schwetzingen. In der Herzogstraße in Schwetzingen rund um das ehemalige Lichtspielhaus Capitol tut sich endlich etwas – nicht nur, weil das Gebäude Herzogstraße 27 (ehemals Grillstube Rausch und China-Wok) inzwischen nahezu komplett abgerissen ist. Am Mittwochabend hat der Gemeinderat nahezu komplett dem Verkauf dieses Areals und drei weitererer Grundstücke – Herzogstraße 24, Herzogstraße 28 (Capitol) sowie Heidelberger Straße 10 (Scheune) – an einen privaten Investor zugestimmt.

„Wir könnten das als Stadt nicht stemmen“, erklärte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl noch einmal im Hinblick auf die Sanierung des alten Kinogebäudes sowie der Scheune, die an diesen Bereich angrenzt. „Deshalb können wir froh sein, dass wir mit einem privaten Investor in die Realisation gehen.“ Dieser habe zudem Erfahrung bei der Sanierung historischer Gebäude. Das sahen auch die Fraktionen so. „Ich bewundere den Mut dieser Leute, das zu wagen“, sagte etwa Karl Rupp (Schwetzinger Freie Wähler) angesichts einer mutmaßlichen Investitionssumme von weiter über 15 Millionen Euro.

Herzogstraße Schwetzingen wird saniert – mit Wermutstropfen

Ein Wermutstropfen sei, so der Tenor am Ratstisch, dass hier ein privater Bauherr mit städtischen Mitteln unterstützt werde. „Rechtfertigen lässt sich dies nur damit, dass mit einem solchen Zuschuss ein Investor gefunden wurde, der ein stimmiges Gesamtkonzept anbieten kann und die beiden denkmalgeschützten Gebäude erhalten und einer Nutzung zuführen wird“, erklärte etwa Dr. Michael Rittmann (Bündnis 90/Die Grünen).

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Dass seine Fraktion trotzdem zustimme, begründete Hans-Peter Müller (SPD) so: „Der Oberbürgermeister hat mehrfach und deutlich klargemacht, dass die Stadt oder die Wohnungsbaugesellschaft selbst, also in Eigenregie, dieses Projekt aufgrund fehlenden Personals und angesichts des gesamten Projektumfangs nicht entwickeln kann.“ Außerdem vermittle der Investor das Gefühl, dass hier jemand mit Fingerspitzengefühl für historische Bauten ans Werk gehe. Deshalb: „Entweder wir entscheiden uns jetzt für den Investor und es geht voran oder wir entscheiden uns für erneute 15 Jahre Nichtstun.“

Platzgestaltung rund um die Herzogstraße wird teuer für die Stadt Schwetzingen

Dass die Einnahmen aus den Grundstücksverkäufen letztlich „nur“ rund 800 000 Euro betragen, wurde zur Kenntnis genommen.

Ortstermin am Capitol in der Herzogstraße Ende August: Bürgermeister Matthias Steffan (2. v. l.) im Austausch rund um die Sanierung des Gebiets. © Stadt Schwetzingen

Dr. Rittmann prophezeite: „Für die vorgesehene Platzgestaltung sowie den geplanten Durchbruch zur Mannheimer Straße — beides muss von der Stadt realisiert werden — wird dieser Betrag bei weitem nicht ausreichen.“ Trotz Fördermitteln sei mit einem städtischen Anteil an der Finanzierung von knapp dem Doppelten zu rechnen. Ein klein wenig optimistischer sah es Karl Rupp: „Wahrscheinlich kommt nach der Platzgestaltung nicht mal eine rote Null heraus.“

Insgesamt überwiegt die Vorfreude „auf eine hoffentlich weitere schöne Ecke“, sagte Rita Erny (CDU). Dass der große Nussbaum erhalten bleibt, freute sie genauso wie die Grünen. Erny wünschte sich dort auch Bänke und einen Trinkwasserbrunnen.

Dr. Christian Lorentz (FDP) und Werner Zieger waren sich einig, dass diese Ecke kein Glanzlicht in der Stadt sei und so nicht bleiben könne. Zieger stimmte aber trotzdem zu, weil für die die Sanierung des Capitols entscheidend ist. Die einige Gegenstimme kam vom parteilosen Haydar Sahin, der den fehlenden sozialen Wohnungsbau und den Verkauf städtischer Grundstücke moniert.

Stand Juli 2023: Der Bauzaun steht schon vor dem Anwesen Herzogstraße 27, in dem sich früher die Grillstube Rausch befand. Das Gebäude wird demnächst abgerissen. © Lin

Die Verwaltung wurde schließlich beauftragt, die notwendigen Verträge dafür vorzubereiten und zur erneuten Beschlussfassung vorzulegen. Da der Bewilligungszeitraum für das Sanierungsgebiet Herzogstraße/Schlossplatz am 30. April 2024 ausläuft, wird die Stadt zudem noch im Oktober einen Verlängerungsantrag des Bewilligungszeitraums beim Regierungspräsidium Karlsruhe stellen.

Redaktion Stv. Redaktionsleiter + Lokalsportchef Schwetzinger Zeitung

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