Gemeinderat

Capitol-Umgebung in Schwetzingen: „So, wie es ist, kann es nicht bleiben“

Bei den Gemeinderatsfraktionen überwiegen die Vorteile bei den Planungsvorstellungen des möglichen Investors für das Capitol und dessen Umgebung. Vorbehalte gibt es dennoch.

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Andreas Lin
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Blick in die Herzogstraße: Rechts, wo das kleine Haus steht, sollen Doppelhäuser gebaut werden. Hinten ist das Capitol zu erkennen. © Lin

Schwetzingen. Noch ist es nicht die endgültige Entscheidung, was mit dem ehemaligen Capitol-Kino und dem Areal drumherum passieren wird, aber der Beschluss des Gemeinderats, den Zielplan für das Sanierungsgebiet „Herzogstraße/Schlossplatz“ auf Basis der Absichtserklärung eines Investors zu ändern, lässt darauf hoffen, dass sich zeitnah in dieser wenig ansehnlichen Ecke in der Stadtmitte etwas ändern wird. Jetzt hat die Verwaltung den Auftrag, die „Knöpfe dranzumachen“, wie Oberbürgermeister Dr. René Pöltl sagte. Vor allem bei den Finanzen wie dem Verkaufspreis der städtischen Grundstücke an den Investor wird einiges zu diskutieren sein.

Bei den Ratsmitgliedern überwog auch die Hoffnung darüber, dass sich beim Capitol bald etwas tun könnte. Von den 25 Anwesenden stimmten 24 nach Abwägung aller Vor- und Nachteile dafür, nur der nach dem Austritt bei den Aktiven Bürgern als Einzelkämpfer agierende Haydar Sahin war dagegen: Er will nicht, dass städtische Grundstücke zu „Spekulationsobjekten“ werden. Dazu erklärte OB Pöltl: „Wir haben die Grundstücke ja nur gekauft, um dort etwas zu entwickeln.“

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, begann Karl Rupp (Schwetzinger Freie Wähler) seine Stellungnahme. Endlich werde ein städtebaulicher Missstand beseitigt. Positiv wertete er es, dass es der Stadt gelungen sei, die Grundstücke der Hausnummern 24, 27 und 33 anzukaufen, bei den Gebäuden 29 und 31 sei dies leider noch nicht gelungen. Dass in den geplanten neuen Häusern kein sozialer Wohnungsbau entstehen könne, sei klar gewesen: „Es entstehen dort zwar teure Wohnungen, aber dafür werden andere frei.“

Auch Dr. Michael Rittmann (Bündnis 90/Die Grünen) freute sich, dass nun ein Prozess zu Ende gebracht werden soll, der vor 14 Jahren begonnen wurde und dessen Abschluss längst fällig sei. Dass das Capitol als „stadtgeschichtlich einzigartiges, denkmalgeschütztes Gebäude aus den 1920er-Jahren“ erhalten und einer Nutzung zugeführt werde, bei der es der Öffentlichkeit zumindest in Teilen wieder zugänglich wird, begrüße seine Fraktion, genauso wie den der Erhalt der historischen Scheune im hinteren Bereich der Heidelberger Straße. Zu bedauern sei, dass wieder einmal städtischer Grundbesitz veräußert wird und das Capitol an einen privaten Investor übergeht. „In Anbetracht der Größe dieses Projekts und seiner Kosten muss diese Entwicklung aber leider akzeptiert werden“, sagte er und bedauerte, dass kein dringend benötigter billiger Wohnraum geschaffen werde. Aber auch bei seiner Fraktion überwogen letztlich die Vorteile des Vorhabens.

Sarina Klein und die CDU-Fraktionen finden das Projekt klasse: „Unserem Capitol würde neues Leben eingehaucht werden.“ Und das – wenn das Vorhaben wie geplant 2025 fertig werden sollte – gerade rechtzeitig zum 100. Geburtstag des ehemaligen Lichtspielhauses, dessen Erhalt inzwischen Generationen beschäftige.

Capitol Schwetzingen ist noch ohne Preisschild

„Der vorgelegte Zielplan und die damit einhergehenden Überlegungen klingen vielversprechend“, freute sich auch Simon Abraham (SPD) auf eine neuerliche Perspektive zur städtebaulichen Aufwertung der Flächen – auch wenn kein Angebot entstehen werde, das das so dringend benötigte Segment des geförderten Wohnraums bedient. Aber im Fokus stehe die städtebauliche Entwicklung eines Bereichs, der es nötig habe. Bei aller auch berechtigten Euphorie warnte er aber: „Wir müssen festhalten, dass aktuell das Ganze noch ohne Preisschild daherkommt. Insofern bleibt der weitere Prozess abzuwarten. Darauf sind wir gespannt.“ Er hofft darauf, dass es der Stadt gelingt, noch weitere Gebäude anzukaufen, um dort eine sozialverträgliche Wohnnutzung in den Blick zu nehmen.

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Die FDP signalisierte ebenfalls Zustimmung. Dr. Christian Lorentz gab seiner Zufriedenheit darüber Ausdruck, dass dieses „schützenswerte Objekt“ erhalten werden könne. Zudem legte er – wie zuvor Karl Rupp – Wert darauf, dass das Haus Mannheimer Straße 24 stehenbleibt. Dort soll ja der Durchgang zum künftigen „Froschgassenplatz“ in der Herzogstraße entstehen. Ein Abriss sei überhaupt kein Thema mehr, ergänzte OB Pöltl dazu.

Auch bei Werner Zieger (Die Linke) schlugen zwei Herzen in einer Brust, weil dort kein sozialer Wohnungsbau entstehen wird. Aber letztlich überwog die Erkenntnis: „So wie es ist, kann es nicht bleiben.“

Redaktion Stv. Redaktionsleiter + Lokalsportchef Schwetzinger Zeitung

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