Hiobsbotschaften möchte keiner hören. Schon gar nicht nach eineinhalb Jahren mit Covid-19. Und erst recht nicht, wenn es um Ausbildung geht – in diesem Fall um die Schwimmausbildung. Das Schwimmbad in der Nordstadthalle in Schwetzingen dient genau diesem Zweck. Sowohl die ortsansässigen Schulen als auch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) nutzen die Anlage dafür.
Sie ist wichtig, betont Dr. Marc Hemberger von der DLRG bei allen möglichen Gelegenheiten und dankt dann stets der Stadt für die Bereitstellung. „Ich bin froh um jedes Kind, das schwimmen lernt, egal, ob bei gewerblichen Anbietern oder bei uns. Solange jedes Kind, das das will, auch die Chance dazu hat. Schwimmen ist eine lebensrettende Grundfertigkeit und gehört auch zur sozialen Teilhabe“, wird er nicht müde zu betonen.
Doch Dr. Marc Hemberger macht sich auch Sorgen, die die Pandemie noch verstärkt hat und die nun zusätzlich gepusht werden durch immer neue Vorkommnisse in der Nordstadthalle. Mitte Juni dieses Jahres rutschte ihm das Herz in die Hose, als es plötzlich hieß: Wasserrohrbruch in der Halle. „Nach 13 Monaten Stillstand im Schulschwimmen und im Vereinsschwimmen ist jeder Ausfall umso schmerzlicher. Wir hatten gerade mal eine Stunde Anfängerschwimmkurs und wieder fällt das Lehrschwimmbecken wegen eines technischen Defektes aus“, schrieb Hemberger damals der Stadt. Der Redaktion liegt dieses Schreiben vor. Und weiter: „Wegen Corona sind alle Anfängerkurse nur mit zehn anstatt 15 Kindern besetzt. Wir bekommen nicht die Wasserfläche und die Zeit im Bad, um all den Kindern, die im letzten Jahr nicht schwimmen lernen konnten, zu sicheren Schwimmern auszubilden. In einem Vor-Corona-Jahr ermöglichten wir etwa 120 Kindern das Schwimmenlernen. Stand heute könnten wir das für 60 Kinder anbieten nach einem Jahr Corona-Pause. Diese Welle schieben wir jetzt eine Weile vor uns her“, so der Schriftverkehr von Mitte Juni.
DLRG ist schon seit 1975 vor Ort
Darin fordert Hemberger weiter eine verlässliche Grundlage für die Schwimmausbildung. „Vor Corona ist bereits mindestens einmal im Halbjahr das Bad wegen eines Defektes ausgefallen. Das bedeutet jedes Mal, 150 Kinder – so viele schwammen vor Corona bei uns in einer Woche – abtelefonieren. Und informieren, wann es weitergeht“, verdeutlicht er weiter. Hemberger fordert ganz klar: „Ich hoffe sehr darauf, dass diese Flickschusterei bald einmal dazu führt, die Sanierung in Angriff zu nehmen, bevor gar nichts mehr geht. Fördergelder hätte es gegeben.“
Der Schaden im Juni war übrigens eine undichte Toilette. „Der Defekt konnte schnell behoben werden“, schreibt die Stadt auf eine entsprechende Anfrage der Redaktion.
Die DLRG nutzt normalerweise an fünf Tagen der Woche die Nordstadthalle, laut Internetseite (und ohne Corona). Das Schwimmbecken dort hat drei Bahnen mit 16,6 Meter Länge. Zudem ist es mit einem Hubboden ausgestattet, der eine Einstellung der Wassertiefe von 30 Zentimetern bis zu 1,80 Meter ermöglicht. „Insgesamt stellt die Nordstadthalle so optimale Bedingungen für die Schwimm- und Anfängerschwimmausbildung zur Verfügung“, heißt es weiter. Und: „Wir (die DLRG, Anm. d. Red.) nutzen die Nordstadthalle bereits seit 1975 für ganzjährige Schwimmausbildung.“
Seit 1975. Die Halle, keine Frage, hat schon ein paar Jährchen auf dem Beton. Und das bedeutet auch: Hier und da bröckelt es schon mal. In dem Fall dieser Tage bei der Hauptzuleitung fürs Wasser in die Halle. Hier kam es zu einem Defekt, der von den Stadtwerken jedoch – so die städtische Sprecherin – rechtzeitig vor Schulstart wieder behoben werden konnte. „Die Wasserversorgung des Gebäudes funktioniert einwandfrei.“
„Regelmäßig dabei zu sanieren“
Die Redaktion hakt nochmals bei der Stadtverwaltung nach und möchte wissen, ob es ein Weiterhangeln von Schaden zu Schaden gibt. „Zunächst gilt es klarzustellen, dass ein Wasserrohrbruch vor dem Gebäude der Nordstadthalle im Parkplatz- beziehungsweise Gehwegsbereich keinen Schaden an oder in der Halle darstellt. Wie bereits berichtet kam es zu einem Rohrbruch einer wasserführenden Leitung der Stadtwerke“, lautet hier die Antwort der städtischen Sprecherin. Und wie geht’s weiter? Inwieweit wird über eine grundlegende Sanierung des Bades nachgedacht? „Die Stadt Schwetzingen ist bereits in den letzten Jahren regelmäßig dabei die Nordstadthalle zu sanieren. Dies umfasste und umfasst unter anderem die Anlagentechnik der Schulschwimmhalle, die Sanierung der Duschanlagen, aber auch der Lüftungs- und Elektrotechnik, sodass eine der modernsten Anzeigetafeln in einer Sporthalle zusammen mit der HG Oftersheim/Schwetzingen für den Leistungssport in Betrieb genommen werden konnte.“
Soweit so gut – doch setzt die Stadt weiter auf Stücksanierungen und Notreparaturen oder hat sie hier auch mögliche Förderungen ins Visier genommen, um größere Maßnahmen anzugehen? „Die Stadt ist bei allen öffentlichen Gebäuden, auch in der Nordstadthalle umgehend dabei, bei Ausfällen in der Technik Reparaturen in die Wege zu leiten, damit die entsprechenden Nutzungen für Schulen, Vereine und Organisationen stattfinden können, wie eben auch hier“, kommt dazu als Antwort aus dem Rathaus. Dann anders gefragt: Hat das Bad in der Nordstadthalle überhaupt eine Zukunft? „Die Stadt Schwetzingen, die Rathausspitze und der Gemeinderat sehen den Schwimmunterricht und das Angebot eines Hallenbades neben dem Bellamar als wichtiges kommunales Anliegen.“
Heißt also: Ohne Nordstadthalle geht es nicht. Heißt aber auch: Wir tun, was wir können und was die Finanzen hergeben. Und da steht eben nun mal nicht nach einem großen Schulneubau und der Umgestaltung von Alter Messplatz mit Rothacker’schem Haus die Generalsanierung eines kleinen Lehrschwimmbades an erster Stelle.
Aber eines darf man auch nicht vergessen: Ohne DLRG geht’s auch nicht. Denn deren Ehrenamtliche sind nicht nur da, um auszubilden, um Kindern und Erwachsenen das Schwimmen beizubringen, sondern auch, um das Badevergnügen etwa im Bellamar mit entsprechenden ehrenamtlichen Diensten zu gewährleisten.
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