Der Zweckverband Wasserversorgung Kurpfalz (ZWK) feierte am Sonntag den 50. Geburtstag seines Wasserwerks in der Schwetzinger Hardt. Zahlreiche Besucher, darunter viele Familien mit Kindern, pilgerten bereits vormittags über den Heuweg zu den mitten im Hardtwald gelegenen Brunnen, die stets unsere Versorgung mit sauberem Trinkwasser garantieren.
Die meisten Gäste kamen mit dem Fahrrad oder zu Fuß, viele nutzten aber auch die bequeme Anfahrt mit der Elektro-Shuttle-Bahn, die den ganzen Tag über ab der Grillhütte an der Sternallee zum Wasserwerk und zurück kostenlos pendelte. Radler durften beim Radsportverein Kurpfalz einen kostenlosen Check ihrer Drahtesel vornehmen lassen. Am Tor empfingen die Red Hot Dixie Devils die Ankömmlinge mit dem Volksmusikhit „Ja, mir san mit’m Radl da“.
Auf dem Wasserwerkareal war alles für eine große Geburtstagsparty vorbereitet. Von der Bühne erklang schon vor der offiziellen Eröffnung Livemusik von Sten und seiner Tochter Tara, die von Marcel Millot am Schlagzeug und Michael Heise mit dem Bass begleitet wurden. „Californication“ von den Red Hot Chili Peppers und Bob Dylans „Knockin’ on heaven’s door“ sorgten für einen rockigen Einstieg in den Sonntag.
Zusammenarbeit in der Region
ZWK-Geschäftsführer Bodo Kleinevoß begrüßte die Verbandsmitglieder, die Stadtwerke Heidelberg, für Ketsch Bürgermeister Timo Wangler und Geschäftsführerin Martina Braun für die Stadtwerke Schwetzingen. Ohne die Werbeagentur Nassner & Geiss hätte man die Veranstaltung nicht auf die Beine stellen können, dankte Kleinevoß namentlich Anne-Marie Ludwig. ZWK-Geschäftsführer Steffen Mann (kleines Foto) lobte den Zweckverband als „wunderbares Beispiel für regionale Zusammenarbeit“.
Der Verbandsvorsitzende, Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht, hatte schon die Bierschürze um, als er Grüße aus der Quadratestadt an das befreundete Schwetzingen übermittelte. Das Wasserwerk stehe seit fünf Jahrzehnten für Nachhaltigkeit, damals habe es den Begriff noch gar nicht gegeben. Die hochmoderne Anlage liefert sauberes Trinkwasser für die Region und wird im Verbund mit den Mannheimer Wasserwerken durch die MVV-Netze betrieben. „Unser Wasser ist sicher, wir haben einen einzigartigen Standortvorteil und sind in einer komfortablen Situation“, warb Specht für das qualitativ hochwertige Trinkwasser. Der Verbandsvorsitzende sah keine Beeinträchtigung des oberflächennahen Grundwassers durch eine geothermische Tiefbohrung. Gleichwohl müsse man immer wieder in das wertvolle Gut Wasser investieren, meinte er.
Oberbürgermeister Dr. René Pöltl wies auf die größte Grundwasserblase Europas in unserer Region hin. Das Trinkwasser habe „die beste Qualität, die es in Deutschland gibt“. Um die langfristig zu sichern, habe man im Bereich des Wasserwerkes die Schutzzonen weiter in Richtung Ketsch ausgedehnt. Diese gelte es, zu erhalten und weiter zu schützen, das dürfe durch kein Projekt gefährdet werden, warnte Pöltl: „Auch nicht durch Kiesabbau im Entenpfuhl.“ Die Qualität des Bieres entscheidet sich ebenfalls beim Wasser. Die Sonne kam raus, als Specht mit drei präzisen Schlägen den Zapfhahn ins Welde-Fass trieb. Dann gingen die Maßkrüge nach oben. Pöltl erzählte noch, was ihm ein Bürgermeisterkollege einmal vorgerechnet habe: Ein halber Liter Weizenbier kostet bei den derzeitigen Wasserpreisen so viel wie 1000 Liter Trinkwasser aus der Leitung.
Einblicke in die Brunnen
Der Kinderchor „cOHRwürmer“ des Sängerbunds Schwetzingen unter der Leitung von Elena Spitzner brachte das lustige Lied „Der musikalische Wasserhahn“, danach noch den ernsten „Earth Song“ und das „Halleluja“.
Auch auf die jüngsten Besucher wartete ein kurzweiliges Programm. Clown Jörn Birkhahn lud mit dem Forscherzirkus zu großartigen Mitmachexperimenten ein. Da waren wie immer spannende Sachen dabei. Im Zelt des Kinder- und Jugendzirkus Paletti nebenan versuchten sich die Kids als Jongleure und Akrobaten.
Jede Stunde startete eine interessante Tour durch das Wasserwerk. Christian Bitzer führte die Teilnehmer erst zu einem der Brunnen. Das Wasserwerk verfügt insgesamt über 20 Vertikalfilterbrunnen, davon sind fünf Flachbrunnen, die bis in etwa 40 Meter Tiefe reichen, drei Mitteltiefbrunnen, die in einer Tiefe zwischen 50 und 90 Metern Grundwasser erschließen und zwölf Tiefbrunnen von rund 100 bis 150 Metern Tiefe. Wer beim Rundgang aufpasste, konnte leicht einige Quizfragen beantworten. Zu gewinnen gab es tolle Preise, zum Beispiel einen Abend in einer exklusiven VIP-Loge für zehn Personen in der SAP-Arena, eine Fahrt mit dem Stadtwerke-Heißluftballon, Eintrittskarten für Schwimmbäder oder ein digitales Abo für die Schwetzinger Zeitung.
Überraschungen für die Kleinen
Wolfgang Peipe und Kurt Grokenberger standen derweil am großen Brunnenfahrzeug und erklärten den Besuchern, wie die Pumpen gehandhabt werden. Die Tour führte dann zur Filteranlage, in der das gewonnene Grundwasser belüftet und über neun geschlossene Kiesfilter zur Entfernung von Eisen und Mangan geleitet wird. Über die Kiesfilteranlage können rund 3000 Kubikmeter Grundwasser pro Stunde aufbereitet werden. Die Brunnen im Wald fördern eisen- und manganhaltiges Grundwasser aus 40 bis 150 Metern Tiefe. Da staunten die großen und kleinen Besucher: Im Wasserwerk gibt es zwei Behälter mit je 7500 Kubikmeter Fassungsvermögen, die der Speicherung von bestem Trinkwasser dienen.
An allen Stationen winkten für die Kinder kleine Geschenke. Mitarbeiter Jürgen Klemm musste nicht zweimal fragen, ob jemand was haben möchte. Plüschwassertropfen, Badeenten, Schlüsselanhänger, Malbücher und Buntstifte gingen weg wie fließendes Wasser. Das Betriebsteam um Wassermeister Uwe Eisinger beantwortete unermüdlich Fragen der Besucher.
Am Stand der MVV-Netze erläuterte Alfred Ewen die Überwachung des Grundwassers im Einzugsgebiet – vom Rohwasser bis zur Verteilung im Netz. Alle Brunnen zusammen können etwa 2500 Kubikmeter Grundwasser pro Stunde fördern. Das Werk holt jährlich durchschnittlich 11,5 Millionen Kubikmeter Wasser nach oben. Etwa acht Millionen Kubikmeter davon gehen an die Städte Mannheim und Heidelberg. Die verbleibende Menge beziehen die Stadtwerke Schwetzingen für die Versorgung von Schwetzingen, Oftersheim und Plankstadt sowie die Gemeinde Ketsch.
Foodtrucks sorgten für die kulinarische Verköstigung, etwa mit Linsencurry oder Currywurst mit Pommes. Am Stand der Schwetzinger Zeitung gab es Popcorn und Kinderschminken. Kindernachrichtenreporter Fred Fuchs ließ sich gerne knuddeln und fotografieren. An der Wassertankstation im Energiewagen der Stadtwerke Heidelberg durfte sich jeder einen Becher mit Wasser zapfen. Gegenüber drehte sich das Glücksrad der Stadtwerke Schwetzingen. Malstifte und Blocks warteten auf die Gewinner.
Auch sportlich geht es zu
Patricia Trifanova, Viktoria Aumüller, Fabio und Nevio De Marco von der HG-Handballjugend betreuten das Torwandwerfen. Gewinne waren kein Problem, auch wenn die Nachwuchshandballer nicht genau trafen. Den Nachmittag über blieb es trocken, sodass die Besucher gemütlich im Biergarten verweilten. Zur Not stand auch ein Festzelt zur Verfügung. Auf der Bühne hatten die „SchwetSingers“ ihren musikalischen Auftritt. Und auf dem Bungee-Trampolin ging es hoch hinauf.
Zur Kaffeezeit strömten noch mehr Leute zu dem Familienfest im Hardtwald. Die Fahrradplätze waren bald voll belegt. Gegen 18 Uhr fuhr die Elektro-Shuttle-Bahn die letzten Besucher vom „Wasser erleben“-Tag zurück in Richtung der Parkplätze.
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