Bauprojekt

Innovative Kühlung für die Schwetzinger Höfe

Die Bauherren der Schwetzinger Höfe reagieren auf den Klimawandel, indem sie ein innovatives Heizsystem installieren, das im Sommer auch kühlen kann. Was steckt hinter der Technologie und wie funktioniert sie?

Von 
Herbert W. Rabl
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Der Fußboden wird zum Kühlsystem in heißen Sommern, zum Beispiel auch in der jederzeit zu besichtigenden Musterwohnung der „Schwetzinger Höfe“. © Epple

Schwetzingen. Wenn bei den Wetterwarnung von Blitzeis die Rede ist, denkt kaum jemand an einen heißen Sommer. Und dennoch,  2023 war das heißeste Jahr in Deutschland seit den Wetteraufzeichnungen. Und es soll so weitergehen. Der Klimawandel ist real und er ist auch in den Köpfen der Bauherren der Schwetzinger Höfe angekommen. Deshalb wird beim größten Bauprojekt von Schwetzingen heizungs- und kühlungstechnisch etwas ganz Neues realisiert: Das Heizsystem soll im Sommer Kühle spenden.

Im Jahre 1881 haben die Meteorologen begonnen, Wetter- und Temperaturdaten aufzuzeichnen. Das vergangene Jahr hatte eine Durchschnittstemperatur von 10,6 Grad Celsius mit Temperaturspitzen bis zu 38 Grad im Schatten im Juli. Wenn Häuser lange von Sonne beschienen werden, heizen sie sich auf. Und in den Städten ist es im Sommer heißer als im Wald. Wer im Sommer im Süden Europas Urlaub macht, achtet darauf, dass ein Kühlgerät und ein Ventilator im Zimmer hängen.

Angenehmes Raumklima für die Wohnungen in den Schwetzinger Höfen

Diese Zusammenhänge haben sich die Projektentwickler der Schwetzinger Höfe klargemacht und nach Ideen gesucht, wie das Raumklima in den Wohnungen auch im Sommer angenehm temperiert werden kann. Immerhin liegt Schwetzingen in einer der wärmsten Regionen von Deutschland. Die Wohnungen in dem Neubau-Areal haben allesamt Fußbodenheizung und werden im Winter mit Fernwärme aus dem Mannheimer Großkraftwerk versorgt, das laut MVV bis 2030 komplett klimaneutral diese Wärme liefern soll. Zum Kühlen braucht man Strom und den liefert im Sommer die Photovoltaikanlage auf den Dächern der Schwetzinger Höfe: Die Projektentwickler haben eins und eins zusammengezählt und an der Idee getüftelt, wie eine Kältemaschine auf dem Dach dort produzierte Kälte im Sommer in die Wohnung bringen kann. Das Leitungssystem der Fußbodenheizung bot sich dafür an.

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Die Heizungsbauer präsentierten ein technisches Konzept, dass vom Heizbetrieb auf Kühlbetrieb umgeschaltet werden kann und zugleich das warme Wasser fürs Bad dennoch von der Fernwärme erhitzt wird. Und so wurde es gemacht: Jede Wohnungseigentümergemeinschaft, quasi jedes Haus, entscheidet individuell, ab welchem Zeitpunkt die Heizungsanlage vom Wärme- in den Kältebetrieb umgestellt wird. Wohnungsweise geht das nicht. Die Eigentümer müssen sich gemeinsam auf einen Umstelltermin einigen. Die Heizungsanlage schickt ab diesem Zeitpunkt kaltes Wasser durch die Fußbodenheizung. Das senkt die Temperatur in den Wohnräumen.

Zwar ist die Temperaturabsenkung nicht riesig, aber im heißen Sommer machen die zwei bis drei Grad fürs subjektive Wohlfühlklima schon einiges aus. Das Charmante an dieser Lösung ist, dass sie quasi nichts kostet, denn die Photovoltaik auf dem Dach produziert den Strom für diese Kühlung. Noch gibt es diese Lösung für wenige Wohngebäude in Deutschland, aber die bisher gemachten Erfahrungen – zum Beispiel in Frankfurt – beweisen, es funktioniert.

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Die Schwetzinger Höfe können so mit einem Heiz- und Kühlsystem punkten, das für sich in Anspruch nehmen kann, dem Klimawandel und dem CO2-Abdruck Rechnung zu tragen. Zusammen mit der angestrebten CO2-Neutralität des Großkraftwerks ab 2030 hat Schwetzingen, was moderne Wohnqualität angeht, auch in diesem Punkt die Nase vorne.

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