Gemeinderat

Einkommensgrenze für das Fördermodell der „Schwetzinger Höfe“ angehoben

Die Entscheidung im Gemeinderat, die Förderung mehr Menschen zugänglich zu machen, fällt mehrheitlich. Die Grünen stimmen dagegen - und sehen den ursprünglichen Sinn verfehlt.

Von 
Andreas Lin
Lesedauer: 
In diesem Bauabschnitt befinden sich auch die geförderten Wohnungen. © Lin

Schwetzingen. Nachdem der Punkt vor der Sommerpause noch einmal vor der Tagesordnung genommen worden war, hat sich der Gemeinderat jetzt mehrheitlich mit 17:8 Stimmen darauf geeinigt, die Einkommensgrenzen für das Fördermodell beim Neubaugebiet „Schwetzinger Höfe“ anzuheben. Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen und die Einzelkämpfer Werner Zieger (Linke) und Haydar Sahin stimmten dagegen.

Im Zuge der Entwicklung des neuen Wohngebietes hatten sich Gemeinderat und Investor auf eine Quote von 20 Prozent „Preiswertes Wohnen“‘ verständigt. Hierzu wurde das Schwetzinger Fördermodell entwickelt, das insbesondere Schwellenhaushalten die Chance eröffnet, Eigentum zu erwerben. Aufgrund des drastischen Zinsanstiegs seit Herbst 2021 und der Inflation sei die Nachfrage und die daraus resultierende Abschlussquote deutlich eingebrochen, erklärte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl.

Mehr zum Thema

Neues Stadtquartier

„Schwetzinger Höfe“ sind ans Versorgungsnetz angeschlossen

Veröffentlicht
Von
Achim Nassner
Mehr erfahren
Vor der Gemeinderatssitzung

CDU-Fraktion in Schwetzingen: Wichtige Signale setzen - auch bei den Finanzen

Veröffentlicht
Von
Der Cdu-Fraktion
Mehr erfahren
Neues Wohngebiet

Wohnquartier „Schwetzinger Höfe“ im Aufbau: Das ist der aktuelle Stand

Veröffentlicht
Von
Andreas Lin
Mehr erfahren

Daher wurde dem Gemeinderat die Erhöhung der Einkommensgrenze um 30 Prozent für die Förderung und Unterstützung für Wohnungssuchende beim Kauf einer Wohnung auf dem Areal „Schwetzinger Höfe“ vorgeschlagen. Pöltl zog dabei Parallelen zu den jüngsten Ankündigungen der Bundesregierung in Sachen Wohnungsförderung. „Die Experten sehen das genauso wie wir“, verwies er auf die ähnlichen Eckdaten. Die aktuellen Einkommensfördergrenzen betragen damit für Singles 60 000 Euro, für Paare und Alleinerziehende 97 500 Euro und für Familien mit Kind 117 650 Euro. „Es trotzdem für die Leute immer noch ganz schön knackig“, ergänzte der OB. Diese Sicht teilte auch Karl Rupp (SFW). Es sei nur ein kleiner Betrag – im Prinzip nur ein Tropfen auf den heißen Stein: „Aber wir finden es trotzdem gut.“ Singles solle man aber nicht mit in die Förderung hineinnehmen.

Eine flammende Rede hielt Sarina Klein (CDU), auf deren Generation solche Förderungen abzielen. „Insbesondere junge Familien haben kaum bis keine Chance mehr, trotz guter Verdienste und Erspartem Wohnungseigentum zu erwerben, dabei ist dies so eine wichtige Säule ihrer Alterssicherung“, sagte sie und skizzierte ein Szenario, das viele junge Menschen beschäftige oder sogar durchaus zur Verzweiflung bringe, wenn sie zum Beispiel ein altes, sanierungsbedürftiges Häuschen in Schwetzingen und Umgebung kaufen wollen. Da käme leicht eine monatliche Finanzierungsbelastung von 3500 Euro zusammen. „Und da sagt dann die Politik lachend, dass man ab 62 000 Euro Jahreseinkommen grundsätzlich reich ist und der Spitzensteuersatz das Mittel der Wahl sei. Fast schon ironisch.“

Mehr zum Thema

Ehrhart-Schott-Schule

Schwetzinger Schüler auf Exkursion in die "Schwetzinger Höfe"

Veröffentlicht
Von
Marcus Oehler
Mehr erfahren
Städtepartnerschaft

Bald gibt es in Schwetzingen die Fredericksburger Straße

Veröffentlicht
Von
Andreas Lin
Mehr erfahren
Wohnraum

Schwetzinger Wohnbaugesellschaft erweitert ihren Bestand

Veröffentlicht
Von
Nassner & Geiss
Mehr erfahren

Die Anhebung der Fördergrenzen ist für sie eine einmalige Chance, dass junge Leute zu Wohneigentum kommen. „Denn Menschen, die mit ihren Gehältern in den alten Einkommensgrenzen liegen, bekommen gar keine Finanzierung mehr bei der Bank. Unsere Förderung läuft also ins Leere.“

Nicht anders machbar

Auch die SPD stimmte geschlossen zu, auch wenn sie sich dieses Modell ursprünglich anders vorgestellt hatte: „Wir dachten, damit könnte wirklich den gering verdienenden Personen der Eigentumserwerb ermöglicht werden“, sagte Sabine Rebmann und ergänzte: „Aber leider werden es diese nicht schaffen, einen Kredit zu bekommen, auch nicht mit der Förderung.“ Das Schwetzinger Fördermodell müsse also die Einkommensgrenzen anheben, um wenigstens der Mittelschicht den Wohnungskauf zu ermöglichen.

Für FDP-Vertreter Dr. Christian Lorentz war die Erhöhung der Fördergrenzen ein naheliegender Schritt. Die Bundesregierung plane ja Ähnliches. In diesem Zusammenhang kam er auf die deutsche Steuergesetzgebung zu sprechen: „Es ist absurd, dass Einkommen die nahe am Höchstsatz der Einkommensteuer liegen, auf der andern Seite so niedrig sind, dass sie eine staatliche Förderung benötigen. Hier greift der Staat in die eine Tasche und steckt es in die andere, was volkswirtschaftlicher Unfug ist.“

Mehr zum Thema

Ehemaliges Pfaudler-Areal (mit Fotostrecke)

„Schwetzinger Höfe“ feiern erstes Richtfest

Veröffentlicht
Von
Volker Widdrat
Mehr erfahren
Im Interview

Schwetzingens Oberbürgermeister Dr. René Pöltl: Lust des Bewegens und Frust mancher Reaktion

Veröffentlicht
Von
Andreas Lin und Jürgen Gruler
Mehr erfahren
Baustelle

Schwetzinger Höfe: Zeitverzug auf dem ehemaligen Pfaudler-Areal aufgeholt

Veröffentlicht
Von
Pressemitteilung der Fa Epple
Mehr erfahren

Geschlossen dagegen stimmten die Grünen: „Unserer Meinung nach wird durch die Erhöhung das ursprüngliche Förderziel einer ausgewogenen Sozialstruktur in den Schwetzinger Höfen, verfehlt“, sagte Kathrin Vobis-Mink. Die Absicht, besonders Menschen mit kleinerem Einkommen beim Wohnungserwerb finanziell zu unterstützen, sei damit nicht realisierbar: „Wir sind der Ansicht, dass dieses Geld an anderer Stelle besser ausgegeben wäre.“

Redaktion Stv. Redaktionsleiter + Lokalsportchef Schwetzinger Zeitung

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung