Schwetzingen. Rund 115 Meter lang und bis zu sechseinhalb Meter hoch. Auf der einen Seite bald durchgehend begrünt. Die der Stadt zugewandte Seite als ein Kunstwerk. Die Wand gegenüber dem Bahnhof fällt ins Auge. Am Mittwoch wurde der außergewöhnliche Lärmschutz entlang der Bahngleise auf der Baustelle der Schwetzinger Höfe als Kunstgeschenk für die Stadt präsentiert.
Entstehung des ersten Bauabschnitts der Schwetzinger Höfe: Ein neues urbanes Quartier nimmt Gestalt an
Als erstes von sieben Teilquartieren entsteht an der Scheffelstraße gerade durch das Unternehmen Epple der erste Bauabschnitt des Großprojekts, mit 145 Wohneinheiten, darunter Eigentumswohnungen und Mieteinheiten.
Projektleiter Matthias Ohlheiser begrüßte Vertreter der Stadtverwaltung, Gemeinderäte und Käufer vor einem Modell der Kunst-Wand und blickte zurück. Seit dem Projektauftakt 2017 habe es einen intensiven Prozess der kooperativen Zusammenarbeit zwischen dem Investor und Projektträger Epple und der Stadt unter mehrfacher Einbindung der Bürgerschaft gegeben.
Kooperative Partnerschaft und Bürgerbeteiligung: Entwicklung des unverkennbaren Charakters der Schwetzinger Höfe
Heute entstehe ein Neubauquartier mit einem deutlich wahrnehmbaren individuellen urbanen Charakter. Im Haus A, dem Turmhaus als östlichem Eingang der Schwetzinger Höfe, seien bereits alle Wohnungen verkauft. Auch im Haus D als freistehendes Gartenhaus mit vier Geschossen seien keine Wohnungen mehr zu haben. In den ersten Wohnungen liefen bereits die Vorbereitungen für die Abnahme, damit im ersten Quartal des kommenden Jahres mit dem Einzug begonnen werden könne, meinte Ohlheiser. Er dankte allen Projektbeteiligten für die gute Zusammenarbeit.
Bauherr Andreas Epple zeigte auf, wo das Großprojekt steht und wohin die Reise geht, und lobte die hervorragende Unterstützung durch die Stadtverwaltung, besonders mit Bürgermeister Matthias Steffan. Das Bauvorhaben sei getragen von großer gemeinsamer Bemühung: „Und dann entsteht etwas Großes.“ Warum Kunst an diesem Ort? „Kunst, wenn sie nicht beliebig ist, hat mit uns selbst zu tun, gute Kunst spricht zu uns“, meinte Epple. Mit der neuen Lärmschutzwand sei „keine Deko, sondern eine Aussage verwirklicht worden“. Das Werk des Mannheimer Design-Künstlers Florian Budke stehe an einem neuen Ort mit eigener Identität.
Gerüchte rund um angebliche Insolvenz der Schwetzinger Höfe: Ruht die Baustelle wirklich?
Epple ging auf die Zukunftsaussichten ein. Beim Projekt Schwetzinger Höfe laufe die bauliche Entwicklung mit Hochdruck weiter. „Wir leben in schwierigen Zeiten“, sagte der Investor. Das Unternehmen verkaufe regelmäßig Wohnungen ab.
Und warum sieht man nicht, dass es weiter geht? Epple trat Gerüchten entgegen, dass sich auf der Baustelle nichts mehr tut: „Wenn die Gerüste abgebaut sind und es an den Innenausbau geht, sieht man die Handwerker draußen nicht mehr.“ Es gehe planmäßig weiter, der Verkauf der restlichen Wohnungen könne im nächsten Jahr abgeschlossen werden, versicherte Epple. Dann liefen die nächsten Bauabschnitte an: „Wir bauen immer erst dann, wenn wir einen Bebauungsplan und Baurecht haben - und einen Satzungsbeschluss des Gemeinderats.“
„Rohbau ist immer uniform“, meinte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl zu den Kritikern der Baustelle. „Es ist alles genau so, wie wir es uns erhofft und gemeinsam erarbeitet haben“, lobte er das Turmhaus als „solitäres Kunstwerk mit schillernden Farben“. Jedes Gebäude werde eine eigene Geschichte haben, jede Firma, die baut, habe ein Kostenrisiko, betonte Pöltl: „Epple geht mit uns Wege, die außergewöhnlich sind.“
Zurück zur Kunst-Wand: Auf Empfehlung des Saarbrücker Kunstprofessors Georg Winter war das Unternehmen Epple auf das Mannheimer Design-Team „City Super Graphics“ um den Urban-Art-Künstler Florian Budke aufmerksam geworden. Sein Werk zur kunstinspirierten Projektentwicklung trage dazu bei, dass sich zunehmend „ein ganzes Ensemble abzeichnet, von dem das zukünftige Leben in Schwetzingen künstlerisch vitalisiert und bereichert wird“, sagte Professor Winter.
Die außergewöhnliche Fusion von Kunst und Lärmschutz in Schwetzingen: Mit der Trendfarbe „Peach Fuzz“
Die Wand, die vom Bahnhof aus sichtbar ist, zeigt kubistisch anmutende Elemente, die Bezüge zur Stadt herstellen. So wurden beispielsweise die Farben des Stadtwappens aufgegriffen, die Torbögen des Schwetzinger Schlosses sowie Grundrisselemente der Schlossgartenarchitektur oder die verspielte Wegeführung im englischen Teil des Schlossgartens.
Auch die Historie der Pfaudler-Fabrik wurde mit dem „P“ einbezogen. In die neue Grafik ist auch ein zarter Pfirsich-Ton aufgenommen, der gerade von der US-Farbenfirma Pantone als Trendfarbe „Peach Fuzz“ des Jahres 2024 gekürt worden war. Winter war Impulsgeber vom Tag eins an für das Werk. Der Kunstprofessor freute sich unbändig über die Realisierung des Wandbildes: „Das öffnet das Fenster in die Zukunft der Stadt, wir erfahren dadurch Nähe und Zuversicht.“ In Richtung Quartier wird die Lärmschutzwand einen Grüngürtel aus Bäumen, Sträuchern und Kletterpflanzen erhalten.
Wandelemente für den neuen Lärmschutz am Schwetzinger Bahnhof: Inspiration aus dem Ort gezogen
Künstler Florian Budke dankte seinem Team, das mit ihm die einzelnen Wandelemente gestaltet und im Anschluss passgenau zum 420 Quadratmeter großen Gesamtkunstwerk an den Bahngleisen zusammengesetzt hat. Es sei harte Arbeit gewesen, „zwischen Regen, Hagel, Sonne, Schnee, Wind und Magen-Darm-Infekten“, meinte Budke lachend. Der Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeiten liege „im bewussten Setzen, Fügen und Kombinieren sowie dem Zusammenspiel von Grafik und dem architektonischen Raum“. Das Kunstwerk solle sich mit dem Ort, wo es sich befindet, auseinandersetzen, um so ein ortsspezifisches narratives und repräsentatives Moment zu entwickeln: „Die Grafik ist von dem Ort für den Ort.“
Bekannte Bezüge aus Schwetzingen dienten als Inspiration und als Grundlage. Die Supergrafik von Budke zeigt großformatige farbige Schriftbilder und Muster, die ihre Inhalte als positive Botschaften in sich und über sich hinaus in ihre unmittelbare Umgebung tragen. Jede Grafik wird für den jeweiligen Ort entwickelt, das heißt, sie findet ihren Ausgangspunkt im Kontext des jeweiligen Projektes. Für die Schwetzinger Höfe entstehe so ein gemeinschaftlicher und gemeinschaftsstiftender Zusammenklang, „die Lärmschutzwand also eher als erster Musikant, ein erster Klang statt einer Lärmunterdrückung“, lud Budke die Gäste ein, sich mit dem bunten und vielfältigen „Kunstwerk für den Ort und aus dem Ort“ auseinanderzusetzen.
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