Fasching

Jacqueline I. ist die erste Karnevalsprinzessin seit 64 Jahren in Schwetzingen

Der Schwetzinger Karnevals-Club Phoenix (KC) setzt nach 64 Jahren ohne eigene Karnevalsprinzessin in diesem Jahr Jacqueline I. auf den Thron der "fünften Jahreszeit".

Von 
Marco Montalbano
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Jacqueline I. ist die– erste Faschingsprinzessin Schwetzingens seit 64 Jahren. © KC Phoenix

Schwetzingen/Plankstadt. Mit dem Karnevals-Club Phoenix (KC) kann Schwetzingen jetzt nicht nur einen weiteren närrischen Verein vorweisen, sondern mit Jacqueline I. auch die erste Karnevalsprinzessin nach 64 Jahren. Letztmalig bekleidete diese Position Doris Deimann als Doris I. von der Schwetzinger Carneval-Gesellschaft (SCG) im fernen Jahre 1959, bevor die Ära des Churfürsten begann, der bis heute in der Spargelstadt das närrische Volk zur „fünften Jahreszeit“ regiert.

Schon 2019 gegründet, kann der KC doch erst jetzt richtig in Fahrt kommen und ihr Ruf „Flieg hoch!“ endlich laut ertönten. Denn auch die Vollblut-Karnevalisten waren, wie so viele und vieles, von Corona ausgebremst worden. Jacqueline I., deren Motto „wie Phoenix aus der Asche“ dem ihres Vereins entspricht, wurde am 12. November vergangenen Jahres inthronisiert. Zur Feier waren sogar Gäste aus Frankreich angereist – vom befreundeten Club Rote Löwen. Mit dem extra in Köln gefertigten nagelneuen Vereinszepter, versilbert und stolze 800 Gramm schwer, wurde die Macht über das närrische Volk in ihre zarten Hände gelegt.

Jacqueline I. mal ganz bürgerlich beim Interview am Schlossplatz. © Montalbano, KC

Die Sonne scheint über dem Schlossplatz in Schwetzingen, als unsere Zeitung die energiegeladene 25-Jährige dort trifft. Wer ist die junge Frau mit den leuchtenden Augen, die ein geübtes Auge sicher auch in bürgerlicher Kleidung an der perfekt sitzenden Frisur, Prinzessinnenlocken und dem royalen Lächeln erkennen kann? Als Jacqueline Rathgeber in Heidelberg geboren und aufgewachsen, kann die Wahl-Plankstadterin trotz ihres jungen Alters einen soliden karnevalistischen Hintergrund aufweisen. „Aktive Fasnachterin bin ich schon seit 2006“, erzählt sie. Die närrische Vergangenheit, zu der auch der Showtanz gehöre, habe dann 2019 im KC gemündet.

Fasching in Schwetzingen: Jacqueline I. vom KC ist Betreuerin eines Fußballteams

Jacqueline I. ist die– erste Faschingsprinzessin Schwetzingens. © KC Phoenix

Beruflich lege sie gerade einen Neustart hin. Die gelernte Bürokauffrau für Büromanagement habe ihren Beruf mehrere Jahre ausgeübt, dann aber gemerkt, dass es sie ins Soziale ziehe. Mutig sei sie dann neu gestartet und mache nun eine Ausbildung zur Erzieherin. Wie sie ihre Freizeit verbringt, wollen wir wissen: „Familie, Freunde, Karneval“, meint sie lächelnd und ergänzt: „Außerdem betreue ich ehrenamtlich eine Fußballmannschaft.“

Die Vorgespräche, in denen sie sich als Prinzessin beworben habe, seien, wie es die Tradition will, im Geheimen geführt worden und auch der Gang zur Inthronisationsfeier sei ein voll verschleierter gewesen. „Sogar mit Maske, damit man mich nicht an den Haaren erkennt“, erläutert sie. Das sei wichtig, für den Wow-Effekt. „Meine Eltern sind auch Karnevalisten. Papa ist KC-Mitglied, Mama kommt aus Mainz, wo sie der Husarengarde angehörte. Meine Mutter mussten wir zur Feier mit der Ausrede locken, dass wir essen gehen“, erinnert sie sich lachend. Ihr Vater sei sehr stolz, genau wie ihre Mutter. „Papa hat sogar ein paar Freudentränen vergossen, als er mich als Prinzessin sah“, so ihre Tollität.

Fasching in Schwetzingen – Jacqueline I. appelliert: „Frauen, seid mutig!“

Ihre Aufgabe sehe sie nun in erster Linie darin, den Verein gut zu repräsentieren und den Menschen Lust darauf zu machen, mitzuwirken. Dann wird sie einen Moment nachdenklich: „Es gibt gerade so viele schlimme Krisen auf der Welt und es ist wichtig, immer darüber informiert zu sein und Mitgefühl zu zeigen. Von großer Bedeutung ist aber auch die Botschaft, dass es genauso wichtig ist, deswegen nicht zu verzweifeln, weiterzumachen und – vor allem – seinen Humor nicht zu verlieren.“

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Als königliche Hoheit nehme sie natürlich gerade jetzt viele Termine wahr. „Bald fahre ich in die Pfalz zu einem Verein nach Herxheim.“ Aber auch Besuche in Biblis, in Schwetzinger Schulen, bei Kindergärten und natürlich die Teilnahme an Fasnachtsumzügen stünden auf dem Programm. „Ich werde unter anderem am Samstag in Hockenheim sein“, so die Tollität. Natürlich dürfe Schwetzingen auch nicht fehlen. Standesgemäß fahre sie dabei in einem Cabriolet mit Fahrer, versteht sich.

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Aber Jacqueline I. hat auch eine an ihre Geschlechtsgenossinnen gerichtete Botschaft: „Frauen, seid mutig. Traut euch, steht zu euch selbst!“ Das habe sie auch erst lernen müssen. Dann fügt sie lächelnd hinzu: „Bei mir klappt das jetzt. Meistens jedenfalls. Wenn man jemandem nicht gefällt, zum Beispiel, wenn man irgendwelchen Schönheitsidealen nicht entspricht, ist das nur das Problem des Betreffenden“, sagt sie selbstbewusst. Darauf ein dreifaches „Flieg hoch!“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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