Im Interview

Jazz am Sonntag in Schwetzingen: Das wird eine groovige Reise

Die Jazzinitiative Schwetzingen holt immer wieder tolle Musiker in die Stadt. Am kommenden Sonntag gestaltet das Jazz Grooves Quartett ein Konzert im Restaurant "Blaues Loch". Hier macht Dirik Schilgen Appetit darauf.

Von 
Manfred Kern
Lesedauer: 
Das Jazz Grooves Quartett mit Thomas Langer, Matthias „TC“ Debus, Dirik Schilgen und Gary Fuhrmann. Statt Matthias „TC“ Debus wird am Sonntag – wie auch auf der CD – Ralf Cetto am Kontrabass stehen. © Frank Schindelbeck

Der kommende Sonntag wird jazzig: Die Jazzinitiative Schwetzingen gestaltet gemeinsam mit Dirik Schilgen und seinem Jazz Grooves Quartett einen Frühschoppen im Schlossgartenrestaurant „Blaues Loch“, Zeyherstraße 3. Zwischen 11 und 13.30 Uhr gibt’s lässigen Sound bei freiem Eintritt. Der Vorsitzende der Jazzinitiative, Manfred Kern, hat den Kopf der Band interviewt.

Früher Quintett, jetzt Quartett – fehlt da etwas?

Dirik Schilgen: Ganz im Gegenteil. Das tragende Element früher war, dass wir eine Formation mit zwei Bläsern hatten. Das prägte den Sound ziemlich und erinnerte an die Hard-Bop-Tradition. Jetzt haben wir Thomas Langer als Gitarristen anstelle des Pianos. Das macht den Sound anders, elektrischer. Weil er keine typische Jazzgitarre spielt, sondern eine flexible, die mal jazzig, aber auch rockiger und bluesiger klingen kann. Die Gitarre ist als Harmonieinstrument dabei. Und mit Gitarre und Saxofon kann man herrlich zweistimmige Sachen arrangieren.

Dirik Schilgen spielt mit der Band Stücke, die er komponiert. © Gabriele Schilgen

Wie beschreibst Du Deine Musik jetzt?

Schilgen: Als jazzig und groovend, dabei aber von der Anlage her doch eingängig. Ich finde es auch sehr interessant, mit einer gewissen Improvisationsfreiheit in moderneren Jazz zu gehen. Dann nehmen die Stücke schon gewisse Wege. Eine Eingängigkeit will ich ihnen aber trotzdem mitgeben. Mir ist es wichtig, die Zuhörer abzuholen und mit auf eine musikalische Reise zu nehmen.

Gibt es eine CD von der neuen Besetzung?

Schilgen: Ja, sie heißt „Out Into New“ und ist 2022 bei Mons Records erschienen. Mir ist es wichtig, immer noch das Format des Albums zu bieten. Erstens, weil es immer noch Leute gibt, die sich gerne eine CD nach dem Konzert mit nach Hause nehmen wollen. Außerdem stellt man als Komponist und Musiker die Werke so zusammen, dass alles einen roten Faden hat. Über digitales Musikstreaming wollen viele Zuhörer leider nur noch mal hier, mal dort einzelne Titel hören.

Du komponierst selbst?

Schilgen: Ja, das war überhaupt die Intention, warum ich mit der Band angefangen habe. Ich hatte irgendwann so viele Stücke zusammen, dass ich mir dachte: Jetzt brauche ich eine eigene Band, um die Sachen zu spielen. Das ist bis heute so. Wir präsentieren nur mein eigenes Repertoire.

Mehr zum Thema

Livemusik (mit Fotostrecke)

Rückkehr der who2ladies in die Wollfabrik Schwetzingen

Veröffentlicht
Von
Andreas Lin
Mehr erfahren
Wollfabrik

Gelungener Bon-Jovi-Tribute in Wollfabrik Schwetzingen

Veröffentlicht
Von
Stefan Kern
Mehr erfahren
Musik

Tony Hadley in der Wollfabrik Schwetzingen: Weltstar begeistert mit Spandau-Ballet-Hits

Veröffentlicht
Von
Andreas Lin
Mehr erfahren

Man hört einen brasilianischen Touch in Deiner Musik. Wie kommt es?

Schilgen: Für brasilianische Musik habe ich mich schon während des Studiums interessiert. In Holland habe ich damals brasilianische Musiker kennengelernt, die nicht schon überall bekannt waren, und bei denen das Ganze viel mehr in die Tiefe ging als etwa bei Stan Getz. In New York gibt es seit mindestens zwei Jahrzehnten eine Brasil-Jazzszene, die viel weiter darin geht, Elemente brasilianischer Musik zu verwenden, aber gleichzeitig ähnliche Jazz-improvisationen hat wie die nordamerikanischen Jazzstandards. Ich war auch selbst in Brasilien, habe mich dort in die Musik vertieft und auch mit brasilianischen Musikern gespielt.

Was sind Deine Favoriten, wenn Du Jazz von anderen hörst?

Schilgen: Das ist sehr weit gefächert. Denn wenn ich etwas höre, höre ich es immer intensiv. Miles Davis und Herbie Hancock gehören dazu und beeinflussen bestimmt auch meine Musik. Zuletzt habe ich aber auch wieder Gilberto Gil gehört und Djavan. Und Musik aus Kap Verde. Was mich zuletzt sehr interessiert hat, ist ein Schlagzeug-Projekt von Nate Smith mit dem Namen Kinfolk oder auch das Trio von Avishai Cohen, welches ich zuletzt in der Wollfabrik live gesehen habe.

Anmeldung Newsletter "Topthemen am Abend"

Welchen Bezug hast Du zu Schwetzingen?

Schilgen: Ich habe schon einige Male in Schwetzingen gespielt. Ist ja auch nicht weit von zu Hause. Es ist klasse, dass es hier das ganze Jahr hindurch Livejazz auf gutem Niveau bei freiem Eintritt gibt, wobei alle Musiker eine ordentliche Gage bekommen. Es gibt neben mir zahlreiche weitere Kollegen, die hier immer wieder gerne spielen. Ein Höhepunkt für alle ist dabei jedes Jahr der Kneipenjazz im Oktober.

Wie sieht es mit dem Jazznachwuchs aus?

Schilgen: Ich habe mich letztes Jahr sehr gefreut, dass mich die Jazzinitiative und die Musikschule als Dozent für ihren gemeinsamen Workshop für junge Jazzmusiker angefragt haben. Es hat viel Spaß gemacht, und man konnte sehr schnell Erfolge bei den Teilnehmenden sehen. Ich finde, dieses erfolgreiche Format sollte unbedingt fortgesetzt werden. Nur indem wir junge Menschen zum Mitmachen bewegen, können wir die Zukunft meistern.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung