Schwetzingen. Wenn der Duft von frischem Popcorn in der Luft liegt und sich die Stuhlreihen bis auf den letzten Platz füllen. Wenn die Bühne zum Zentrum der Sporthalle wird und der blaue Vorhang die gespannten Blicke des Publikums versperrt. Wenn der kleine Zirkusdirektor im piekfeinen Frack und schwarzem Zylinder vor den blauen Stoff tritt und es heißt: „Manege frei!“ Dann ist der beliebte Zirkus Paletti wieder in der Stadt.
Bereits ein Dutzend Mal war das zirkuspädagogische Projekt aus Mannheim an der Südstadtgrundschule in Schwetzingen zu Gast. Gemeinsam mit den Viertklässlern ist der einwöchige Zirkus-Workshop zu einer lieb gewonnenen Tradition geworden. Eine Woche lang erobern Akrobatik, Tanz- und Showeinlagen die vier Wände der Sporthalle in der Südstadt.
Zirkuspädagoge Tilo Bender und sein Team geben den Kindern zu Beginn die Möglichkeit, alle Stationen auszuprobieren, ehe sie sich zusammen mit sieben bis acht Klassenkameraden für eine Nummer entscheiden. So entdeckt jedes der 56 Kinder mit dem Zirkus Paletti sein ganz eigenes Talent. Unterstützt werden die Pädagogen während der Projektwoche von Lehrern der vierten Klassen und FSJlern oder Studenten, die zu diesem Zeitpunkt an der Schule sind.
Ungeahnte Fähigkeiten zeigen
„Auf den Kugeln laufen“ habe ihr am meisten Spaß gemacht, berichtet die zehnjährige Emilia, die Minuten zuvor Gleichgewichtssinn und Geschick auf den großen roten Gymnastikbällen vereint und das Publikum auf den gut gefüllten Stuhlreihen ein ums andere Mal ins Staunen versetzt. Eltern, Großeltern und Geschwister strahlen nur so vor Stolz, aber auch Verwunderung steht ihnen ins Gesicht geschrieben, angesichts der ungeahnten Superkräfte, die manch ein Zirkuskünstler auf der Bühne entfaltet. Ein Effekt, den auch Schulleiterin Kerstin Sittinger betont: „Das Spannende ist, dass man die Kinder ganz anders erlebt als im Unterricht.“ Oder aus Sicht der Eltern: am heimischen Esstisch.
Versteckte Talente kommen auch beim Diabolospiel und den Flowersticks ans Licht. Mal im Rhythmus der Musik, dann überkreuz, mal geht es bis unters Hallendach, dann werden die sanduhrförmigen Figuren wieder zwischen den Künstlern hin- und hergeworfen.
Für Anspannung unter den zahlreichen Besuchern sorgen die akrobatischen Elemente. Ob auf den teilweise auf dem Kopf stehenden Leitern oder am Boden: Ob das gut geht, scheint den Eltern durch den Kopf zu gehen. Doch gekonnt zeigen die Kinder von Handstand über Spagat bis hin zum einhändigen Radschlag Akrobatik vom Feinsten. Und werden zu Recht mit tosendem Applaus belohnt.
Geheimnisvolle Tanzsäcke
Kaum aus dem Klatschen heraus kommt man bei einer der beliebtesten Nummern: den tanzenden Säcken. Wer die taktgenau ausgeführte Choreographie umhüllt von blauen und roten Seidenstoffen ausführt, bleibt zunächst ein Geheimnis. Im Rhythmus der Musik gehen die Hände der Protagonisten mal auf, mal ab. Einer der Viertklässler, der am Ende zum Vorschein kommt, ist Julian. Die Frage nach seiner liebsten Zirkusnummer beantwortet er wie aus der Pistole geschossen: „Tanzsack.“
Die bunten Stoffsäcke gehören zu den beliebtesten Stücken der Kinder, weiß die Schulleiterin zu berichten. Kerstin Sittinger zieht – wie nach jeder Zirkusprojektwoche – ein positives Fazit: „Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr.“ Dann sind die heutigen Drittklässler an der Reihe, ihre Ideen und Talente zu präsentieren. Was sie präsentieren möchten, schwebt ihnen Wahrscheinlich schon seit geraumer Zeit vor. Denn der Zirkus Paletti ist eine derartige Institution an der Südstadtschule, dass „manche Kinder sich schon der ersten Klasse überlegen, welche Nummer sie in der vierten Klasse zeigen möchten“. Die Schulleiterin kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus.
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