Schwetzingen. „Morgen ist kein weiterer Tag, sondern immer ein Tag weniger.“ Zugegebenermaßen klingen viele der Sätze von der Buchautorin aus Schwetzingen wie Kalendersprüche. Doch scheint es so, als habe Julia List all die Phrasen, mit denen viele nur zu gerne wild um sich werfen, verinnerlicht. Nicht nur das – sie lebt, was sie sagt. Das wird spürbar, wenn Julia lächelt und den Raum damit füllt. Wenn sie spricht und sich die Herzen der Zuhörer erwärmen. Wenn sie mit nur einem Blick die Seele ihres Gegenübers berührt.
Es sei nie zu spät, etwas zu verändern, seine Träume zu verfolgen oder einfach die Person zu sein, die man gerade sein möchte – davon ist Julia List überzeugt. Und sie beweist es am eigenen Leibe: Genau das, was sie ist, möchte Julia List auch sein.
Aber wie genau wird man zu der Person, die man sein möchte? Zumindest wie sie es selbst geschafft hat, erzählt Julia List nun in ihrem Buch „Listen to your Heart – Du lebst nur aus dem Herzen gut“, welches in allen Schwetzinger Buchhandlungen und auch online erhältlich ist. Ihr Motto lautet: „Es gibt nur einen richtigen Weg – den eigenen. Und den findet man nur, wenn man seinem Herzen folgt“.
Schwetzinger Autorin möchte ganzheitliche Gesundheit lehren
Wie es in den Vereinigten Staaten den amerikanischen Traum gibt, der mit dem Spruch „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ assoziiert wird, gibt es auch bei Julia List einen Spruch, den sie mit ihren Träumen assoziiert. „Von der Bankkauffrau zur Singer-Songwriterin, singenden Keynote Speakerin, Holistic-Coach, Autorin und Podcasterin“, schreibt sie sich auf die Fahne. Doch das amerikanische Pendant würde vermutlich besser passen, wäre sie im Bankwesen verweilt – Millionärin zu werden, ist wohl die kleinste Motivation der 43-Jährigen. Nach eigener Aussage wolle sie zumindest mal „Lebensfreude-Millionärin“ sein. Trotzdem nutzt sie ihr Leben sicher nicht nur zum Entspannen: Mit einer Buch- und zwei Liedveröffentlichungen, einer abgeschlossenen Speakerausbildung und einem Podcast beklagt sich die Referentin, die nun auch als Holistic-Coach arbeitet, sicher nicht über Langeweile.
Den Menschen dabei unterstützen, ganzheitlich gesund zu werden – so definiert List selbst ihren Job als Holistic-Coach. Hierbei gehe es darum, den Menschen nicht nur auf seine Symptome und den Körper zu reduzieren, sondern ihn als Ganzes zu betrachten. Die Psyche und das Unterbewusstsein spielen eine enorme Rolle, um gesund, glücklich und befreit zu leben, weiß List.
„Um ganzheitliche Gesundheit zu erlangen, reicht es daher nicht, sich nur auf die körperliche Gesundheit zu fokussieren. Es ist enorm wichtig, eine Gesamtbetrachtung durchzuführen, um gesundheitlich stabil zu sein. Sowohl auf der körperlichen, mentalen, emotionalen, energetischen als auch auf der Bewusstseinsebene. Denn unser Körper schreit immer da, wo die Seele nicht gehört wird“, erklärt die Expertin.
Dass sie jemals ein Buch schreibe, Lieder veröffentliche oder auch nur ein Gespräch mit der Lokalzeitung führe, das habe Julia List lange nicht für möglich gehalten: „Ich war schon immer musikalisch. Nach dem Abitur war es mein Kindheitstraum gewesen, Gesang zu studieren. Dazu fehlte mir aber damals der Mut.“ Die viel zitierte Sicherheit habe sie dazu bewogen, einen fast schon zynisch konträren Weg zu gehen: Tief versunken in den öden Bergen aus schwarzen Zahlen vor weißem Hintergrund. „Der Beruf als Bankkauffrau hat mich nie sonderlich erfüllt. Ich habe ihn nur gemacht, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen und es wurde von Jahr zu Jahr immer belastender.“
Krankheiten zwingen Schwetzingerin zur Neuorientierung
Auf die steigende Lustlosigkeit folgte eine Reihe körperlicher Beschwerden, erinnert sich die heutige Buchautorin: „Ich hatte einen Tinnitus, zwei Bandscheibenvorfälle und vieles mehr.“ Bis dato konnte sie sich allerdings keinen Reim auf die vielen Beschwerden machen: „Selbst als ich dann einen Burnout hatte, verstand ich nicht, wie alles zusammenhängt.“ Erst nach 18 Jahren im Beruf fand List endlich den Ausstieg aus ihrem Leid – wie soll es anders sein – aufgrund einer körperlichen Krankheit. „Ich bekam eine Kehlkopfentzündung, die mir meine geliebte Stimme nahm. Als Kundenberaterin war ich auf meine Stimme angewiesen und hatte permanent Schmerzen beim Sprechen. So kündigte ich schließlich.“ Diese Entzündung sei damals die Höchststrafe für die heutige Sängerin gewesen: „Doch heute sehe ich sie als ein Geschenk, das mich davor bewahrte, so weiterzumachen und in diesem Hamsterrad zu bleiben.“
Wer glaubt, Julia List habe nach ihrer Kündigung dann endlich ihre Träume verfolgt, der irrt.
Zunächst geht Julia List in die Buchhaltung
Die tiefe Stimme der Vernunft schickte das Gesangstalent auf den nächsten Umweg: „Ich fing dann in der Buchhaltung einer Stadtverwaltung an.“ Nicht mehr ganz so schlimm, hat sie zu dieser Zeit den Eindruck, aber das Richtige? „Nein, das war auch nicht das Richtige“, weiß Julia heute. Die Augen seien ihr allerdings erst etwas später geöffnet worden – Mal wieder durch körperliche Beschwerden: „Bei mir wurde plötzlich eine Herzerkrankung diagnostiziert. Und egal welchen Arzt ich aufsuchte, keiner konnte mir helfen, da niemand eine körperliche Ursache finden konnte.“ Eine Erfahrung, die Julia List nachhaltig prägt: „Das war ein schreckliches Jahr, ich musste dreimal stationär ins Krankenhaus aufgenommen werden. Natürlich hatte ich da Angst. Auch Angst zu sterben.“ In einem dieser Momente sei ihr die Frage durch den Kopf geschossen: „War das wirklich das Leben, das du leben wolltest?“ Definitiv nicht – Julia Lists letzter Wachrüttler.
Trotz ungünstiger Prognosen suchte List über zwei Jahre lang nach einer Heilung – und fand sie schließlich, nach eigener Aussage, in sich selbst.
Eine ehemalige Kollegin der Erkrankten habe ihr in dieser schweren Zeit ein Buch über das Geheimnis der inneren Stärke der Shaolin-Mönche empfohlen. Diese demonstrieren, wozu Menschen fähig sind, wenn sie ihren Körper und ihren Geist trainieren. Mit ihrem Erfolgsrezept sei es möglich, widerstandsfähig und stark die Krisen des Alltags und des Lebens zu meistern.
„In diesem Buch lernte ich, dass die Bedeutung des griechischen Wortes ,Krisis’ Wendepunkt einer schwierigen Situation bedeutet. Somit bezeichnet es nicht nur einen unangenehmen Zustand, sondern auch Chancen, die sich daraus ergeben“. Und genau das tat sie dann: Sie verstand ihre Krise als Wendepunkt und als Chance zur Verbesserung. „Dann habe ich meine Gesundheit selbst in die Hand genommen und mein Leben nach den eigenen Bedürfnissen und Wünschen gestaltet“.
Schwetzingerin Julia List möchte singen
Was sie tun möchte, das ist schnell klar. Julia List möchte singen. Doch nicht nur das – Sie möchte das, was sie erlebt hat, nutzen, um andere vor solchen Erfahrungen zu bewahren. „Mir liegt es am Herzen, dass andere nicht wie ich, ihre Gesundheit aufs Spiel setzen und ihre kostbare Lebenszeit damit verschwenden, in ihrer Komfortzone zu bleiben“, erklärt die Singer-Songwriterin und Speakerin. Genau darum geht es auch in ihrer Keynote und ihrer Musik: „Du bist der Gärtner deines Lebens“, heißt es im Refrain ihres ersten Songs „Schmetterling“. Und auch ihr zweiter Song baut mit dem Titel „Du bist ein Geschenk“ auf.
Sie ist der festen Überzeugung, dass jeder Mensch ein wertvolles Geschenk für diese Welt ist und die Schönheit in der Vielfalt liegt – genau das transportiert sie im Liedtext ihrer Veröffentlichungen. Viele ihrer Worte klingen wie Kalendersprüche. Und doch braucht es nicht viel mehr als ein Zitat von Julia List, um die eigenen Unzugänglichkeiten in Frage zu stellen.
„Einzeln sind wir Töne, doch gemeinsam sind wir ein Lied. Jeder einzelne Ton ist wichtig und trägt zur Harmonie des Ganzen bei. Jeder hat eine besondere Rolle zu spielen und eine einzigartige Gabe zu geben. Es ist die Aufgabe eines jeden Einzelnen, diese Gabe zu erkennen und zum Wohl der Menschheit zu nutzen. Alle Stärken und Talente werden gebraucht und jeder einzelne Beitrag zählt. Denn wir ergänzen und bereichern uns gegenseitig in unserer Verschiedenheit und können so gemeinsam die Welt zu einem besseren Ort machen.“
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