Im Porträt

Kerstin Fenyö macht mit Mitte 40 eine Ausbildung in der Schwetzinger GRN-Klinik

Zuvor hatte die Oftersheimerin in einer Fabrik gearbeitet. Seit September 2021 läuft ihre Ausbildung zur Krankenpflegehelferin.

Von 
Lukas Heylmann
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Kerstin Fenyö will in der Klinik so schnell wie möglich eine große Hilfe sein. © GRN

Schwetzingen/Oftersheim. Nach gut 20 Jahren den Arbeitsplatz zu wechseln, das dürfte immer eine Umgewöhnung und Herausforderung darstellen. Wenn man dann auch noch gleich die komplette Branche wechselt und mit 44 Jahren eine neue Berufsausbildung beginnt, wäre es sicher angemessen, von einer lebensverändernden Entscheidung zu sprechen. Kerstin Fenyö hat es so gemacht – und laut eigener Aussage den eingeschlagenen Weg in keiner Sekunde bereut.

Kerstin Fenyö macht seit letztem September eine einjährige Ausbildung zur Krankenpflegehelferin in der Schwetzinger GRN-Klinik. „Wenn ich etwas bereue, dann dass ich es nicht früher gemacht habe“, erklärt die 44-Jährige im Gespräch. Bis April 2021 war sie 20 Jahre lang in der Produktion tätig gewesen, doch die Firma, bei der sie beschäftigt war, verlagerte sich ins Ausland. Das nutzte Fenyö, um sich den lang gehegten Wunsch zu erfüllen, in der Pflege zu arbeiten. Das hatte sie eigentlich schon als Jugendliche gewollt.

Immer Ansprechpartner da

Stattdessen machte Fenyö von 1995 bis 1998 eine Ausbildung als Hauswirtschaftliche Helferin, organisiert vom Internationalen Bund (IB) in Schwetzingen, ein damals neues Angebot. „Uns wurde erzählt, dass das inhaltlich auch mit Pflege zu tun hätte – das war aber nicht so“, blickt die angehende Krankenpflegehelferin zurück. „Daraufhin wollte ich die Ausbildung abbrechen. Aber man weiß ja wie das ist, ich war noch minderjährig und meine Eltern meinten, ich solle dranbleiben.“ Über Umwege landete sie dann also in einer Fabrik und hat dort an Maschinen gearbeitet.

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Die Tätigkeit mit Menschen bevorzugt Kerstin Fenyö. „Man fühlt sich gut, bei dem was man tut. Es fühlt sich richtig an“, schwärmt sie von ihrer Ausbildung. „Meine Arbeit früher war dagegen sehr monoton.“ Überfordert hat sie sich von der Pflege bisher nie gefühlt, stellt die Oftersheimerin klar. „Es ist immer jemand da, den ich ansprechen kann, wenn was unklar ist“, berichtet sie. Besonders bei der sogenannten Praxisanleitung gibt es Raum für Fragen und Erklärungen. Aber auch sonst bezeichnet Fenyö die Kollegen als den entscheidenden Vorteil ihres Wechsels. „Ich bin dankbar für die Chance an sich, aber auch dafür, wie gut ich von Anfang an aufgenommen wurde.“

Zwischen dem Ende ihres vorherigen Arbeitsverhältnisses im vergangenen April und dem Beginn ihrer Ausbildung im September hat Fenyö als Aushilfe in der geriatrischen Reha gearbeitet. „Da war ich ja ein kompletter Neuling und fühlte mich trotzdem sofort willkommen“, fasst sie den Umstieg zusammen. Für die Aushilfstätigkeit hatte sie extra eine zweite Bewerbung verschickt, obwohl sie die Zusage für den Ausbildungsplatz bereits hatte. „Mir wäre die Pause einfach zu lang gewesen“, erläutert die angehende Pflegehelferin.

Einen klaren Grund dafür, wieso sie die Arbeit in der Pflege so reizt, kann sie gar nicht geben. „Ich mache es einfach aus Überzeugung“, versucht sich Kerstin Fenyö an einer Erklärung. Allerdings habe sie auch in der Familie schon mit Schwerkranken und Pflegefällen zu tun gehabt, was sicherlich eine Rolle spiele.

Für die einjährige Variante der Ausbildung statt der vollen drei Jahre hat sich die Oftersheimerin aus Zeitgründen entschieden: „Ich will so schnell wie möglich mithelfen und mitarbeiten. Und in dem einen Jahr lernt man ja schließlich auch schon viel.“

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Die Reaktionen aus Fenyös Umfeld sind derweil fast schon überwältigend positiv. „Viele reagieren erstaunt, dass ich in meinem Alter noch mal eine Ausbildung mache, aber finden es dann toll, selbst ehemalige Kollegen. Und wenn ich Patienten sage, dass ich noch Schülerin bin, höre ich meistens, dass man das gar nicht merken würde.“ Auch ihr Ehemann findet Fenyös Entscheidung gut. „Er meinte sogar, dass er mich unterstützt hätte, wenn ich die dreijährige Ausbildung gemacht hätte“, freut sie sich.

Bis Ende August dauert Kerstin Fenyös Ausbildung noch. Immer im Wechsel hat sie Berufsschule und lernt anschließend eine neue Station kennen, auf der sie dann mehrere Wochen arbeitet. So war sie beispielsweise bereits im ambulanten Pflegedienst. Es folgen noch die Allgemeinchirurgie und die Gastroenterologie. In welchem Bereich sie gerne nach ihrer Ausbildung tätig wäre, weiß Kerstin Fenyö noch nicht – nur dass sie in der GRN-Klinik bleiben möchte, steht für sie fest.

Auf dem richtigen Weg

Es gäbe die Möglichkeit, entweder auf einer Station fest zu arbeiten oder im Springerpool zu landen und dort auszuhelfen, wo Hilfe gebraucht wird. Beides habe für sie einen Reiz, meint sie. „Mir hat bisher jede Station gefallen“, erzählt sie und lacht. „Wenn das so weitergeht, wird die Entscheidung tatsächlich schwierig.“ Und spätestens dabei sollte jeder Zweifel darüber beigelegt sein, dass Kerstin Fenyö den richtigen Weg gewählt hat.

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