Danzi-Saal

Kinderoper in Schwetzingen: "Bella und das Orchester" uraufgeführt

Die Kinderoper "Bella und das Orchester" wurde erfolgreich im Franz-Danzi-Saal präsentiert, mit musikalischen und textlichen Neuerungen sowie einem zeitgemäßen, woken Ansatz, der gemischte Reaktionen hervorrief.

Von 
Marco Montalbano
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Kinderoper mal in woke – mit Florian Küppers (v.l.), Tanja Hamleh und einem Statisten, der als große Liebe des „Fliegenden Holländers“ mit Brautschleier das wieder vereinigte Orchester dirigiert. Was Richard Wagner dazu gesagt hätte? © Marco Montalbano

Schwetzingen. Schon lange bringen die „Opernretter“ den Jüngsten ab fünf Jahren und zuweilen auch deren Eltern, sofern nicht schon affin, klassische Musik auf niederschwellige, musikalisch anspruchsvolle und amüsante Weise näher. Nun präsentierten Sopranistin Tanja Hamleh und Regisseur Klaus-Dieter Köhler am Samstag ihr neuestes Werk: die Kinderoper „Bella und das Orchester“.

Dabei handelt es sich um eine Überarbeitung der vor gut 13 Jahren der Öffentlichkeit vorgestellten Stückes „Bellas fabelhafte Reise“. Neben einigen musikalischen und textlichen Neuerungen gab es auch ein anderes, sehr liebevoll gestaltetes Bühnenbild und Kostüme. Ein weiteres Novum bestand in einer Neuausrichtung an wokem Zeitgeist mit unter anderem Kobolden, die auch weiblich sein können oder einem schwulen „Fliegenden Holländer“.

Kinderoper im Franz-Danzi-Saal in Schwetzingen begeistert Publikum

Der Zuschauerraum des Franz-Danzi-Saales im Kulturzentrum war gut besetzt, als Kay Kompenhans, Geschäftsführer beim Verein Tourneeoper, vor die Zuschauer trat und diese herzlich begrüßte. Ebenfalls eine Premiere war der Auftritt im Danzi-Saal. „Eigentlich kommen wir an die Schulen. Heute kommen die Lehrer und Schüler zu uns“, so sein humorvoller Kommentar.

Das neue Werk enthält viel Humor. Den Zuschauern gefällt das natürlich. © Marco Montalbano

Tanja Hamleh gab sodann mit der zweiten Arie der „Königin der Nacht“ aus Mozarts „Zauberflöte“ einen großartigen Vorgeschmack auf das Kommende. Passend, denn schließlich spielt das Stück im „Zauberflötenwald in der Opernwelt“. Doch, ach du Schreck, die Instrumente haben sich gestritten und es erklingt keine Musik mehr. Aber „Superwaldkobold Bella“ bekommt vom Fürsten Sarastro, den Opernfans ebenfalls aus der „Zauberflöte“ bekannt, eine ebensolche und den Auftrag, die Instrumente zu finden und zurückzubringen. In der alten Version noch eine Bilderbuchfee im rosa Tütü und mit Flügeln, stellt die lyrische Sopranistin nun klar: „Kobolde müssen nicht immer männlich sein.“ Harmonisch in die Handlung eingefügte Stücke und Elemente aus Rossinis „Barbier von Sevilla“, bei dem Figaro beim Grafen Almaviva die Frisör- gegen eine Gartenschere getauscht hat und Wagners „Fliegender Holländer“ rundeten, neben flotten Sprüchen, die Aufführung ab.

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Großartig – schauspielerisch wie gesanglich – war an diesem Tag auch Bass-Bariton Florian Küppers, egal ob als wie Zorro gekleideter Graf, Kobold-Schwarm Papageno oder als homosexueller Pirat. Klar, dass Bella alle Instrumente findet. Nachdem der „Fliegende Holländer“ seine wahre Liebe in einem „holden Helden“ präsentiert bekommt, darf sein Held, mit weißem Brautschleier, das wieder vereinte Orchester dirigieren. Begeistert beteiligen sich traditionsgemäß auch bunt verkleidete Kinder aus hiesigen Schulen, die als Blumen oder Fische auf die Bühne kommen. Dem achtjährigen Dimitri aus Wiesloch gefiel das Stück. Er kommentiert: „Es war lustig.“ Auch Vater George Vaskantiras fand es gelungen: „Wir sind extra deswegen hergekommen.“ Ab nächstem Jahr lerne sein Sohn ein Blasinstrument und dies sei eine schöne Vorbereitung darauf.“

Tanja Hamleh und Florian Küppers. © Marco Montalbano

Gemischte Reaktionen auf woken Charakter der Aufführung

Tanja Hamleh erläutert: „Als wir das alte Stück in einem Kindergarten aufführten, hatte ich den Eindruck, die Figur der pink gekleideten Fee Bella, die durch die Gegend tanzt, sei nicht mehr zeitgemäß. Sie war einfach ‚zu viel Mädchen‘.“ Das Stück gefiel auch Grundschullehrerin Jeanette Ghattas, die es gern an ihrer Schule in Ludwigshafen sehen würde. Den niederschwelligen Zugang zu klassischer Musik und die Qualität lobend, äußerte sie allerdings Bedenken aufgrund des woken Charakters: „Sehr schön, aber es so an unserer Schule aufzuführen, wäre eher problematisch. Regisseur Klaus-Dieter Köhler meint: „Wir freuen uns, erstmalig im Danzi-Saal aufzutreten, genau wie über die positive Resonanz auf das neue Stück.“ Ein Zuschauer, der seinen Namen nicht nennen wollte, meinte leise: „Musikalisch wertvoll, aber das war schon extrem woke. Ob das alle Eltern so gut finden?“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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