Soziales

Kindertraumbaum in Schwetzingen: Geschenke gegen akute Notlage

Erstmals sind alle Wünsche erfüllt worden. Die Verantwortlichen hinter Aktion zeigen sich also sehr zufrieden. Die Wunschzettel lassen erahnen, wie wichtig der Einsatz tatsächlich ist.

Von 
Noah Eschwey
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Alle helfen zusammen: Susanne Cerasa (v.l.), Nadine Bikowski, Manuela Schneider, Uwe Andorfer, Alisse Pljevljak, Traudel Zahn und Antonia Wettstein. © Noah Eschwey

Schwetzingen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Kindertraumbaums in Schwetzingen seien wirklich alle Wunschzettel der bedürftigen Kinder von den Ehrenamtlichen erfüllt worden. „Das ist eine Premiere. In den vergangenen Jahren wurden manche Wünsche nicht erfüllt. Die mussten wir dann mit den Spendengeldern nachkaufen“, erklärt Traumbaum-Initiatorin Antonia Wettstein. Sie erkenne aber auch einen Trend, der nachdenklich stimmt: „Weniger Kinder wünschen sich Spielzeug oder ähnliches. Dafür aber mehr Lebensnotwendiges wie zum Beispiel Winterjacken.“

Seit diesem Montag können die Eltern der bedürftigen Kinder die Geschenke bei der Awo in der Hebelstraße Schwetzingen abholen. „Insgesamt gab es 225 Wunschzettel, alle konnten erfüllt werden“, so Wettstein, die anmerkt, dass die Aktion nur dank der Unterstützung der zahlreichen Ehrenamtlichen möglich sei. „Wir haben sogar mehr Anfragen von Bürgern bekommen, die einen Wunsch erfüllen wollten, als Wunschzettel“, sagt die Initiatorin.

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In Schwetzingen sind allerdings nicht nur Ehrenamtliche an der Aktion beteiligt. „Wir haben eine Abgabestelle in der Sparkasse eingerichtet. In der vergangenen Woche hatten wir dann einen kompletten Raum voller Geschenke. Das war eine richtig schöne Abwechslung“, findet Manuela Schneider von der Sparkasse Schwetzingen. Auch das Unternehmen SAP beteiligte sich an der Wunschzettelaktion. „Die Firma spendet vor allem Arbeitskraft“, erklärt Susanne Cerasa vom Softwarekonzern aus Walldorf. SAP stelle Mitarbeiter zu Verfügung, die bei der Geschenkeausgabe und Organisation unterstütze, so Cerasa. Das sei aber noch lange nicht alles, wirft Wettstein ein: „Ganz viele der Mitarbeiter von SAP haben sich privat bei uns gemeldet und ein Geschenk übernommen oder gespendet.“

Schwetzinger Kinder wünschen das Nötigste

Die Stadt, an diesem Morgen vertreten durch Traudel Zahn, spendete, wie in jedem Jahr, den Traumbaum und laminierte die Wunschzettel der bedürftigen Kinder.

Das Einsammeln der Geschenke übernahm der Schwetzinger Tafelladen „Appel + Ei“ in Zusammenarbeit mit der Diakonie, die Wettstein auch in der Organisation unterstützt. „Die Wünsche haben sich generell sehr verändert, im Vergleich zu den vergangenen Jahren“, bestätigt Wettstein. So seien deutlich weniger Spielsachen auf den Zetteln gelandet – dafür aber Kleidung und Schulmaterial. „Viele wünschten eine Winterjacke oder einen Pullover. Außerdem wünschten sich viele Schulmaterial.“ So seien insgesamt acht Schulranzen auf den Wunschzetteln zusammengekommen, verrät die Veranstalterin.

Neben Kosmetik, Instrumenten und Lernspielzeug, sei auch ein Wunsch besonders oft gefallen. „Unglaublich viele Kinder wünschen sich Schuhe für den Sportunterricht. Das Spannende dabei ist, dass sie keine Marken oder Farben genannt haben. Es geht den Kindern also nicht darum, cool zu sein. Es geht ausschließlich darum, teilnehmen zu können“, dies habe auch die ehrenamtlichen Wunscherfüller überrascht, sagt Wettstein. „Die Zahl der berechtigten Kinder steigt massiv, wir sind nun schon bei 900 Kindern. Und wir sehen, dass es den Familien teilweise sehr schlecht zu gehen scheint.“ Für Nadine Bikowski, Bezirksleiterin des Diakonischen Werks südliche Kurpfalz, kein Wunder: „Das Bürgergeld reicht eben einfach nicht. Darunter leiden dann die Kinder.“

Armut gibt es auch in Schwetzingen das ganze Jahr

Bikowski weiß: „Freiwillige wie Wettstein sind für uns ein Traum. Nicht nur wegen ihrem Engagement für den Kindertraumbaum. Auch, weil sie nicht müde wird, immer wieder auf den Kinderfördersfond hinzuweisen, den wir mit der Caritas gemeinsam betreiben.“ Ein Thema, das der Initiatorin auch an diesem Vormittag am Herzen liegt: „Es gibt ein Spendenkonto. Das ist das ganze Jahr erreichbar. Wenn das gewollt ist, kann auch der Kindertraumbaum als Verwendungszweck angegeben werden. So haben wir in diesem Jahr schon 12 385 Euro gesammelt. Aber auch sonst kommt das Geld ungefiltert bei den Kindern an.“

Die Diakonie verwende die Spende dann, um den Kindern durch den Alltag zu helfen. „Es ist, als würde der Spender den Kindern direkt einen Füller kaufen. Nur dass das dann diejenigen machen, die mit den Familien in Kontakt sind.“

Info: Spenden an: Diakonisches Werk, Kinderförderfonds, Sparkasse Heidelberg, DE86 6725 0020 0009 1409 05

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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