Als Messehalle für eine vielfältige Auswahl an Büchern und Schriftstücken präsentiert sich der südliche Zirkelbau von Schloss Schwetzingen am nächsten Wochenende, 12. und 13. November. 30 Verlage sind mit literarischen Angeboten für alle Altersklassen beteiligt und zeigen, wie lebendig die Verlags- und Buchlandschaft in der Metropolregion Rhein-Neckar ist. Außerdem stehen an beiden Tagen jede Menge Lesetermine auf dem Programm. Wolfgang Schröck-Schmidt, Historiker und Verleger, initiiert die besondere Buchmesse in Schwetzingen.
Herr Schröck-Schmidt, nach vier Jahren wieder eine Buchmesse in Schwetzingen – hat sich für Sie als Organisator im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie dabei etwas geändert?
Samstag, 12. November: Sonntag, 13. November:Lesungen bei der Schwetzinger Buchmesse
Wolfgang Schröck-Schmidt: Die meisten Verlage waren auch schon bei den vorherigen Buchmessen mit am Start, einige Verlage haben leider nicht die Pandemie überlebt. Offenbar schätzt man das gute Schwetzinger Publikum, aber auch das hübsche Ambiente des südlichen Zirkelsaals. Auch viele neue Verlage sind mit dabei. Wir bieten hier gerade kleinen Verlagen die Möglichkeit, ihre Publikationen vorzustellen.
Gerade während des Lockdowns haben viele Menschen wieder zum Lesen gefunden: Können Sie das zum einen als Verleger bestätigen und haben Sie zum anderen persönlich auch eine solche Erfahrung gemacht?
Wolfgang Schröck-Schmidt: Die Pandemie war sicherlich auch eine Zeit der Einkehr und der ein oder andere hat mehr zum Buch gegriffen. Für mich persönlich war die Pandemie eine Zeit der Kreativität: Ich habe gleich mehrere Aufsätze zur Kurfürstin Elisabeth Augusta und mein Buch zur Achse Königstuhl – Kalmit geschrieben. Man konnte beobachten, dass gerade Titel mit regionalem Bezug gefragt waren.
Wie schwer ist es in Zeiten von steigenden Papierpreisen geworden, Bücher zu verlegen? Gehen Sie zum Beispiel als Verleger bei der Auswahl noch kritischer vor?
Wolfgang Schröck-Schmidt: Letztendlich weiß kaum jemand im Voraus, ob sich nun ein Titel verkauft oder nicht. Es stellt sich doch immer die Frage, ob man den „Nerv der Zeit trifft“. Man muss sich darauf anstellen, dass die Druckereien längere Lieferzeiten haben. Die Druckkosten sind nicht der einzige Kostenfaktor, den ein Verlag hat – hinzu kommen noch erhebliche Kosten und Zeitaufwand fürs Marketing, fürs Lektorat, fürs Lager und für den Versand, um nur einiges zu nennen.
Welche Bücher gehen Ihrer Ansicht nach immer gut und derzeit besonders gut?
Wolfgang Schröck-Schmidt: Regionalia, auf die ich mich etwas spezialisiert habe, haben ihren festen Abnehmerkreis, da bin ich auch gut vernetzt. Krimis und Romane gehen natürlich immer gut, hier muss sich der Verlag seine Leserschaft, aber auch die Buchhandlungen erarbeiten. Ein fester Schwerpunkt der Buchmesse sind die Kinder- und Jugendliteratur, auf die sich gleich mehrere sehr unterschiedliche Verlage spezialisiert haben.
Was würden Sie als Highlight der Buchmesse in Schwetzingen bezeichnen?
Wolfgang Schröck-Schmidt: Wir sind immer gut in der Sparte Jugendbücher aufgestellt. Aber es beschäftigen sich auch eine ganze Reihe von Verlagen mit „Fantastik“, mit interessanten Ein- und Ausblicken auf die Gesellschaft im Jetzt und auf mögliche Entwicklungen in der Zukunft.
Wie sieht es mit regionaler Literatur aus: Welche Autoren oder Geschichten aus Schwetzingen und Umgebung wird es zu erleben geben?
Wolfgang Schröck-Schmidt: Viele wichtige Verlage, die Titel zur Geschichte und Kultur der Region im Angebot haben, sind bei uns vertreten, wie der Waldkirch-Verlag aus Freudenheim, der Verlag Nünnerich-Assmus aus Mainz oder der Verlag Regionalkultur aus Ubstadt-Weiher, um nur einige zu nennen.
Stichwort Kinderliteratur: Was ist hier ein Renner?
Wolfgang Schröck-Schmidt: Es ist enorm wichtig, gerade hier ein breites Angebot für Nachwuchsleser im Portfolio zu haben. Hier decken wir mit der Schwetzinger Buchmesse sowohl für die Kleinsten mit Bilderbüchern bis hin zu Jugendliteratur für Teenager, die ganze Palette ab. Gleich mehrerer Verlage haben sich auf dieses Kundensegment spezialisiert. Gerade in dem Jugendbuchbereich sind die Gestaltung und die grafische Ausgestaltung der Bücher wichtig und hier bieten viele Verlage großartiges. Der Markt für Jungleser war auch schon auf der vorherigen Buchmessen ein Schwerpunkt und ein Anliegen der Ausstellungsmacher.
Warum sollte man sich die Schwetzinger Buchmesse am nächsten Wochenende nicht entgehen lassen?
Wolfgang Schröck-Schmidt: 30, meist kleiner Verlage ringen um die Gunst der Besucher. Man kommt im großzügigen Ambiente des Zirkelsaals unkompliziert mit den Verlegern ins Gespräch und erfährt so viele Hintergründe zum favorisierten Buch. Fürs leibliche Wohl sorgt das Schlossrestaurant „Theodors“ mit Kaffee und Kuchen und der kurfürstliche Hofstaat flaniert in Gala. An zwei Tagen haben wir im Mozartsaal über 20 Autorenlesungen. Auch Buchhändler werden neben den Angeboten der Grossisten ihr Spektrum erweitern. Man genießt beim Flanieren im Zirkelsaal im kurfürstlichen Ambiente Kultur und Literatur pur, wie einst die adligen Besucher vor 250 Jahren.
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