Xylon Museum

Konspirativ und freibeuterisch: „Kunst-Pirative“ im Xylon Museum Schwetzingen

Die „Kunst-Pirative“ stellen aktuell im Xylon Museum in Schwetzingen aus. Zu sehen sind Malerei, Aquarelle, Fotografie, Assemblagen und Objekte.

Von 
Rita Weis
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Farbenfrohe Bilder der Kunst-Pirative, hier: Werbeblock aus Konstantin Voits „Malfabrik“ © Rita Weis

Schwetzingen. Intensive Farben als Kontrapunkt zum Grau des Novembers, provokant und lebensbejahend: So wirkt die aktuelle Ausstellung der „Kunst-Pirativen“ im Xylon Museum. Die sieben Künstlerinnen und Künstler – selbsternannte „Freibeuter der Meere“ – stammen aus verschiedenen Ländern, fanden in der Region zueinander und blieben, trotz geografischer Distanz, künstlerisch „konspirativ“ verbunden. Zu sehen sind Malerei, Aquarelle, Fotografie, Assemblagen und Objekte.

Zwischen Van Gogh und Street Art: Marius Ohl drückt emotionale Zustände farbig auf Plexiglas aus © Rita Weis

„Alle haben eine eigene Handschrift, die sie seit Jahren konsequent verfolgen“, betont Kuratorin Dr. Kristina Hoge.

Cholut Kassem, in Bagdad geboren und in Heidelberg lebend, zeigt zehn Papiercollagen unter dem Titel „Heldinnen des Alltags“. Auf bemaltem Chinapapier erscheinen Vasenformen mit Gesichtern halb geschlossener Augen – geheimnisvolle „Vasenheiten“, wie sie ihre Figuren nennt. Maskenhaft und poetisch zugleich, spiegeln sie Schutz und Beobachtung

Tel Aviver Fotograf Eyal Pinkas ist einer der „Kunst-Pirativen“

Der Tel Aviver Fotograf Eyal Pinkas, der an der Pädagogischen Hochschule (PH) Heidelberg lehrt, kombiniert Fotografie mit malerischen und grafischen Techniken. Seine abstrakt-geometrischen Bilder irritieren durch das Zusammenspiel von Schärfe und Unschärfe – kleine Denksportaufgaben, die Sehgewohnheiten hinterfragen.

Fotografien von Eyal Pinkas © Rita Weis

Der Frankfurter Guido Zimmermann zeigt drei Betonobjekte: Insektenbau, Meisenbau und eine funktionale Kuckucksuhr, alle gestaltet als Miniatur-Plattenbauten. Seine Arbeiten thematisieren das Verhältnis von Leben, Architektur und Kunst. Einst Graffiti-Künstler, bringt Zimmermann heute die Straße auf die Leinwand – und umgekehrt.

Auch Marius Ohl, ebenfalls aus Frankfurt, stammt aus der Street-Art-Szene. Seine 15 farbstarken Arbeiten auf Plexiglas – gesprayt, gelackt, geschichtet – verbinden Subkultur, Clubkultur, Free Jazz und Urbanität. Farben und Formen brechen aus dem Rahmen heraus und setzen sich buchstäblich fort.

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Ruhige Gegenpole bilden die feinen Malereien der Mannheimerin Kathleen Knaur. Auf wolkigen, farbdefinierten Flächen setzt sie gestische Akzente, die Spannung und Leichtigkeit zugleich erzeugen. Sie mischt ihre Farben aus Naturpigmenten selbst – das verleiht ihren Bildern eine besondere Haptik.

Konstantin Voit aus Mannheim in Schwetzingen

Mit seinem Werk „Werbeblock aus der Malfabrik“ spielt Konstantin Voit aus Mannheim mit der Ästhetik der Reklame. Aus Tausenden gesammelter Schablonen komponiert er präzise verfremdete Logos, die an bekannte Marken erinnern, aber nie eindeutig sind. Acryl auf Holz gibt den Bildern eine fast plastische Wirkung – zwischen Ironie und Industrieästhetik.

Kuckucksuhr von Guido Zimmermann: Wie leben wir eigentlich? © Rita Weis

Jonas Lundius wiederum arbeitet mit Alltagsmaterialien: Gummis, Handschuhe, Farbe. Seine Assemblagen verschmelzen banale Dinge zu poetischen Bildobjekten.

Finissage im Xylon Museum am 16. November

Einen feministischen Blick bringt Marcela Garcia Marchant ein. Die aus Chile stammende Künstlerin stickt filigrane Linienbilder, die mythologische Motive wie Pegasus aufgreifen – Sinnbild für Stärke und Freiheit. Ihre Arbeiten kreisen um Identität und Herkunft, um das Unterwegssein zwischen den Welten.

Die Ausstellung der „Kunst-Pirativen“ im Xylon Museum zeigt, wie unterschiedlich künstlerische Haltungen sich begegnen können – konspirativ, experimentell, aber immer lebensbejahend.

Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 16. November, zu sehen; um 16 Uhr lädt das Museum zu einer Finissage ein.

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