Der Kampf des steinerollenden Sisyphos ist es nicht. Aber manchmal erinnert der Kampf gegen die Vorurteile rund um den Islam und seine heilige Schrift, den Koran, den Imam Naweel Shad doch an diesen Kampf. Wobei er dafür keineswegs nur die Empfänger verantwortlich macht, sondern auch die, die ihn rezitieren.
Das Interpretieren von Worten sei ein weites und kompliziertes Feld, das leider fast alles schaffe. Aber das mit dem interpretieren sei schwierig, seit das erste Wort geschrieben wurde. Den Koran, um nur zwei Beispiele zu nennen, als kriegslüstern und frauenfeindlich zu beschreiben, werde der Schrift auf keiner Ebene gerecht. Bei Lichte betrachtet, so Shad, sei das Gegenteil der Fall. „Der Koran ist ein Buch des Friedens und der Rechte für die Frau.“ Und deswegen hat er gemeinsam mit Helfern die Ausstellung „Die Vielfalt und die Mystik des Korans“ in der Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt in der Hebelstraße in Schwetzingen auf den Weg gebracht. „Wir alle müssen uns mehr aufeinander zubewegen, um die Räume für Missverständnisse und Vorurteile kleiner zu machen“, so Naweel Shad zur Ausstellungsidee innerhalb der Interkulturellen Woche in Schwetzingen.
Finale der Interkulturellen Woche am langen Wochenende
Samstag, 1. Oktober, Tag der offenen Tür der Kleiderstube, Friedrichsfelder Straße 2 (Ecke Friedrich-Ebert-Straße), 9.30 bis 11.30 Uhr.
Sonntag, 2. Oktober, 16 bis 18 Uhr, Trommelworkshop und Konzert im Lutherhaus – Anmeldung unter sunucraft@gmail.com oder Telefon 0176/34 46 32 57.
Montag, 3. Oktober, 10 bis 17 Uhr, interkulturelles Fußballturnier für Kinder, Jugendliche und Erwachsene (Alter 6 bis 99) auf dem Sportplatz des SV 98 Schwetzingen (Stadion an der Ketscher Landstraße) mit Flohmarkt für Kinder- und Sportbekleidung – Anmeldung unter ikw.fussballturnier@gmx.de.
Evangelische Stadtkirche, Ausstellung „Es liegt ein Schatz in den Menschen“ noch bis einschließlich Montag, 3. Oktober.
Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt (Hebelstraße), Ausstellung und Gespräche zum Koran noch bis einschließlich Sonntag, 2. Oktober, 10 bis 18 Uhr. kaba
Die Einschätzung, Mohammed sei ein Gegner von Frauenrechten gewesen und der Koran ein frauenfeindliches Buch, führe in die Irre. Vor Augen müsse man sich die Zeit vor Mohammed nehmen. In der vorislamischen Zeit galt die Frau nichts. Wenn ein Mann starb, konnte seine Frau nicht erben. Ja, nicht selten gehörte sie zur Erbmasse. Die Geburt eines Mädchens galt damals als Unglück. Der Prophet Mohammed beendete dieses Handeln und ermöglichte den Frauen die Teilhabe am Erben. Er untermauerte diese Veränderung mit den Worten: „Wer eine Tochter gut aufzieht und ihr eine gute Bildung und Erziehung angedeihen lässt, erwirbt dadurch das Paradies“.
Gewalt steht außen vor
Und auch der Frieden nimmt in den Augen Shads in diesem Buch eine zentrale Stelle ein. Shad zitiert den Satz Mohammeds: „Wer einen Menschen töte, ohne dass dieser einen Mord begangene habe, töte die ganze Welt.“ Ja, es gebe auch kriegerische Verse. Diese sind jedoch vor allem für Kriegssituationen. Aber auch hier ging es oft um Einhegung der Gewalt. Kinder und Frauen sollten geschützt werden. Für Shad ist der Koran am Ende ein eindringlicher Aufruf, ethische Grundsätze strikt einzuhalten und menschliches Leben zu respektieren und zu schützen. Der Terrorismus, so der Imam weiter, könne islamisch niemals gerechtfertigt werden. Wie heißt es in der Sure zwei, Vers 257: „Es soll kein Zwang sein im Glauben“. Und genau für diese Botschaft will Shad mit dieser Ausstellung kämpfen. Wobei Ausstellung es nicht trifft. „Ich träume von einem Raum für Dialog und Begegnung für uns alle.“ Und dieser Raum für Dialog und Begegnung findet sich Samstag und Sonntag, 10 bis 18 Uhr, in der Awo-Begegnungsstätte in der Hebelstraße 6.
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