Schwetzingen. Die sogenannte Klangkunst hat eine lange Geschichte in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Klangskulpturen, Klanginstallationen, Musikperformances, eine klangbasierte Medienkunst spielen in den unterschiedlichen Epochen eine bedeutende Rolle. Schon die Avantgarde um 1900, Futuristen und Dadaisten, experimentierten mit Alltagsgeräuschen, den Geräuschen zufällig gefundener Objekte, denen in der Klangkunst eine besondere Rolle zukommt.
Für den Schwetzinger Künstler Professor. Josef Walch war es nach ersten Rundgängen über das sich im Abriss befindliche Industriegelände vor einigen Wochen klar, dass sich hier eine Fülle kreative Klangexperimente realisieren lässt mit den unzähligen Metallteilen, vor allem Teilen großer Tanks aus Stahl, die noch auf dem Gelände liegen.
Ich bin auf meinem täglichen Schulweg vom Bahnhof zum Hebel-Gymnasium an Pfaudler vorbeigelaufen und habe noch die Geräusche im Ohr, die aus den Hallen kamen“, sagt Josef Walch. Walch. Er erinnert sich auch an erste eigene Experimente mit Klangkunst vor beinahe 50 Jahren: „Meinen ersten größeren Auftrag mach dem Studium an der Karlsruher Akademie hatte ich im Kulturprogramm der Olympischen Spiele 1972 in München. Das Thema der zentralen Ausstellung damals hieß „Weltkulturen und Moderne Kunst“ und es ging dabei um den Einfluss außereuropäischer Kulturen auf die Kunst des 20. Jahrhunderts in den Bereichen Bildende Kunst und Musik. Dabei hatte ich damals die Möglichkeit, bei Klangkunst-Projekten mit den Komponisten Mauricio Kagel und Karlheinz Stockhausen zusammenzuarbeiten, was mich nachhaltig beeinflusst hat.“
Gemeinsam mit seinem Künstlerkollegen und Fotografen Jessen Oestergaard entwickelte Josef Walch die Idee, mit Schlagzeugern Klänge auf den unterschiedlichsten Metallobjekten auf dem Pfaudler-Areal zu produzieren und die diversen Aktionen filmisch und akustisch festzuhalten, mit dem Ziel, eine digitale Klangkunst-Arbeit auch als Spurensicherung der Pfaudler-Geschichte zu produzieren.
Jetzt war es dann so weit: Gemeinsam mit der bekannten mexikanischen Schlagzeugerin Cris Gavazzoni und den jungen Schlagzeugern Leon und Luis Schuh vom Mannheimer Trommelpalast war man bei strahlendem Wetter mehrere Stunden mit Erlaubnis des Bauträgers, der Firma Epple auf dem Gelände unterwegs, um „Klänge und Bilder zu sammeln“, erzählt Josef Walch. Die Arbeit mit Kamera und Mikrofon lag in den Händen von Jessen Oestergaard.
Beide Künstler waren von den vielfältigen Möglichkeiten, außergewöhnliche und faszinierende Töne und Bilder zu produzieren, völlig überrascht und werden nun ihr umfangreiches Ton- und Bildmaterial am Computer bearbeiten, bevor sie es in absehbarer Zeit öffentlich präsentieren werden. Die Künstler wünschen sich, dass Teile der Metallobjekte (Tanks) auf dem Gelände aufbewahrt und gesichert werden, um sie später gestalterisch zu großformatigen Klangobjekten „umzuschichten“. zg/jw
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-kuenstler-starten-im-pfaudler-areal-kreative-klangexperimente-auf-stahl-_arid,1868521.html