Schwetzingen. „Geben Sie dem Pfaudler-Schornstein eine Chance.“ Mit dieser eindringlichen Bitte beendet Thomas Schott seinen Brief, den er an die Schwetzinger Stadträte und Oberbürgermeister Dr. René Pöltl geschickt hat. Auch in dieser Redaktion kam Schotts Schreiben an.
Darin verweist er zum Beispiel darauf, dass alte Industrieschornsteine wie jener auf dem früheren Pfaudler-Areal inzwischen sehr selten geworden seien, „trotz ihres historischen Werts“, findet Schott. Des Weiteren ist er überzeugt, dass sich der Schlot sicher gut in das geplante Wohngebiet „Schwetzinger Höfe“ integrieren lassen würde, beispielsweise innerhalb einer Grünfläche. Doch Stand jetzt soll der Schornstein im Laufe der Bauarbeiten abgerissen werden, was Schott mit seinem Brief gerne verhindern würde.
Die Chancen dafür stehen schlecht, wenn es überhaupt welche gibt. Herbert Rabl, Unternehmenssprecher der Epple GmbH, dem Hauptinvestor des Bauprojekts, teilte auf Anfrage mit, dass die Städteplaner keinen Anlass gesehen hätten, den Schornstein in besonderer Weise zu berücksichtigen. „Der Schlot liegt direkt in einer geplanten Wohnbebauung“, heißt es in Rabls Stellungnahme weiter. Bei Terminen vor Ort auf dem Areal habe Rabl zudem noch einmal mit den anwesenden Architekten über das Thema gesprochen. Anders als es in Schotts Schreiben vermerkt ist, sei der Schlot nicht in einem guten Zustand. „Der Kamin hat einen starken Riss und ist baustatisch wohl nicht zu halten“, sagt Rabl.
Andere Teile werden integriert
Auch Oberbürgermeister Pöltl hat auf Nachfrage die Sache bewertet. Aus seiner Sicht sei der Erhalt des Schornsteins nicht möglich, die entsprechende Entscheidung über die Wohnbebauung sei unter der Beteiligung der Bürgerschaft bereits getroffen worden. „Angesichts des Zustands des Schornsteins hätte ich zudem Zweifel, ob dieser mit vertretbarem Aufwand erhaltungsfähig wäre“, sagt Pöltl dieser Zeitung. Er sei dennoch froh, dass die Firma Epple entschieden habe, mehrere Teile der ursprünglichen Industriearchitektur zu erhalten.
Mit den Reaktionen konfrontiert, zeigt sich Thomas Schott nicht überrascht. „Ich kenne mich in dem Bereich beruflich aus und war auch schon mit einem Statiker und einem Bauingenieur vor Ort. Wir haben da keinen Riss erkennen können“, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Aber so ist eben der Zeitgeist. Man will da auf Gedeih und Verderb alles plattmachen, anstatt nachhaltig zu planen und Historisches zu erhalten. Ich denke, vieles was hierzulande abgerissen wird, hätte durchaus stehen bleiben können. Aber da geht es um Kostenoptimierung.“
Auch wenn der Schornstein wohl fallen wird, so sollen beispielsweise alte Hallenmauern Teil der „Schwetzinger Höfe“ werden, die auf dem Pfaudler-Areal entstehen, so der OB.
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