Schwetzingen. Viele in Schwetzingen kennen sie, viele haben sie schon live erlebt, ob als Sängerin, Schauspielerin, als Chansonette oder Musik-Kabarettistin: Rosi Goos, bekannt auch als „Die Dame im Frack“ oder als „Hutlady Rosi“.
Im Schwetzinger Jubiläumsfilm agierte sie als „Agana“, die „Ur-Mutter aller Schwetzinger“, die im Jahre 766 ihre hiesigen Besitztümer dem Kloster Lorsch übertrug und damit für die erste urkundliche Erwähnung von „Suezzingen“ sorgte. Nun hat die im Hirschacker lebende Künstlerin anläßlich ihres 35-jährigen Bühnenjubiläums eine feine Ausstellung geschaffen, die ihre Accessoires wie Hüte und Kostüme zeigt und einen tollen Überblick über ihre Bühnentätigkeit gibt. Möglich wurde dies durch viele helfende Hände aus dem Freundeskreis und dem Karnevalsverein Phönix, das Modehaus Bräuninger stellte dazu sein KnowHow für die Präsentation der Hüte und Kostüme zur Verfügung.
Dazu hat sie ihr ganzes Haus zu einem Showroom gemacht, über 3 Stockwerke. So viele Exponate kamen dabei zusammen, dass für Rosi Goos selbst derzeit kaum Platz zum Leben bleibt. Aber diese Einschränkung nimmt sie gerne in Kauf, ist sie doch zeitlich begrenzt. Und für sie selbst und ihre interessierten Gäste lohnt sich der Aufwand allemal. Wenn sie allerdings ans Abbauen und Wieder- verstauen denkt, hat sie viel Arbeit vor Augen.
Bis dahin, Mitte Juni, können sich Interessierte noch gerne bei ihr unter www.rosi-goos.de für einen Gruppen-Rundgang melden.
So hat die Schwetzingerin Rosi Goos angefangen
Begonnen hat alles für die gelernte Erzieherin, die sich schon immer gerne verkleidete, in andere Rollen schlüpfte und sang, als Straßenkünstlerin mit Pantomimen, inspiriert vom großem Marcel Marceau. Von der Straße führte sie ihr Weg, immer unterstützt von ihrem verstorbenen Ehemann Peter, zur Theatergruppe Eppelheim. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde ihre Leidenschaft für die Bühne immer stärker. Schauspielschulen in Berlin und Heidelberg waren weitere logische Schritte.
Schnell war klar, dass nicht die Tragödie, sondern die Komödie ihr Metier war: „Ein Schauspiellehrer sagte zu mir, ich könne in jeder noch so ernsten Rolle die Leute zum Lachen bringen“. Folgerichtig setzte sie ganz auf die leichte Muse und beendete konsequent ihre Tätigkeit im Kindergarten. Keine leichte und durchaus mit Risiko verbundene Entscheidung für eine Seiteneinsteigerin Mitte 30. Umso schöner, dass sich ihr Mut und Herzblut lohnte.
Ihre ersten Auftritte führte sie auf Kleinkunstbühnen mit einem ihrer Herzensthemen, einem Programm mit Revuen der 20er und 30er Jahre. Geprobt und getestet wurden diese vor Freunden und Bekannten im eigenen Keller im Kastanienweg. In der Sparte „Goldene Zwanziger“ fand sie Zugang und Freude zu den Werken, Liedern und Couplets des legendären Otto Reutter. Diese nahmen in ihrem Programm viel Platz ein und der Erfolg war so groß, dass Rosi Goos sogar von dessen Heimatstadt Gardelegen für Auftritte gebucht wurde und dort bis heute Freunde und Verehrer ihrer Kunst hat.
Rosi Goos beim SWR
Ein weiterer Karrieresprung brachte ihr ein von ihrem Mann Peter arrangierter und nicht abgesprochener Auftritt in der SWR TV-Abendschau im Rahmen der dortigen „Freitagsüberraschung“. Vom damaligen Moderator und späteren Mentor Reginald Dehoff, im Mannheimer Morgen als „Mannheimer Kleinkunst-Fürst“ geehrt, wurde sie mitten in der Sendung auf die Bühne gerufen. Trotz Lampenfieber sang sie aus dem Stand zwei Chansons von Marlene Dietrich. Und zwar so überzeugend, dass nicht nur das Publikum, sondern auch Dehoff selbst begeistert war. Ein Meilenstein für ihren Bekanntheitsgrad.
Ihre Gesangskünste setzte sie auch lange Jahre in der „Soulliesl“ ein, einer Band von 4 Powerfrauen. Deren Auftritte fanden vor noch größerem Publikum als bei den Kleinkunstbühnen statt.
Doch woher kommt nun ihr Faible für Hüte, in der Ausstellung dokumentiert mit einem Ausschnitt ihrer über 500 Hut-Exemplaren? Für Rosi Goos ein logischer Schritt ihrer Soloprogramme: „Da ich alleine auftrete, kann ich so die verschiedenen Personen in meinen Liedern und Rollen am schnellsten und unkompliziertesten darstellen. Anderer Hut, andere Rolle. Und wenn man mal mit so einer Sammelleidenschaft begonnen hat, kennt die keine Grenzen“.
Aus Boutiquen, Messen, Versteigerungen und Fachgeschäften kommen ihre Exemplare, sie kennt viele Hutmacherinnen längst persönlich. Schließlich sorgt ihre Bekanntheit dafür, dass immer wieder mal aus Erbschaften oder Haushaltsauflösungen Hüte bei ihr abgegeben werden.
Wer nun neugierig auf die nächsten Auftritte von Rosi Goos geworden ist, kann sie am 21. Juni in der Stadt bei der Fete de la Musique erleben. Ihr neuestes Projekt „Als die Töne laufen lernten“, eine Reminiszenz an Grammophon und Schellack, wird sie demnächst auch in der Region vorstellen.
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