"Kultur für alle"

Kultur in Schwetzingen erleben trotz finanzieller Defizite - mit dem Kulturparkett

Delegation aus der Spargelstadt nimmt an Jubiläumsfeier des Vereins in Mannheim teil und blickt zuversichtlich in die Zukunft

Von 
Marco Montalbano
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Vertraten Schwetzingen beim Zehnjährigen des Kulturparketts in Mannheim: Ute Spendler (v. l.) und Freundin Corina, Gundula Spendler (VHS), Initiator Manfred Kern (vorne), Isolde Nerz (Witwe von Gründungsmitglied Herbert Nerz), Rosa Grünstein (Mozartgesellschaft), Dr. Hans Riemann, Brigitta und Uli Schönenberg. © Montalbano

Schwetzingen/Mannheim. „Kultur für alle“ gibt es dank dem Verein Kulturparkett Rhein-Neckar schon seit zehn Jahren. Menschen aus allen Gesellschaftsgruppen, die sich dies finanziell selbst nicht leisten könnten, wird damit kulturelle Teilnahme ermöglicht. Gespendete Eintrittskarten kooperierender Einrichtungen werden an Kulturpassinhaber vermittelt, die unter anderem als Bezieher von Sozialleistungen, Einkaufsberechtigte in Tafelläden oder durch Flüchtlingsstatus diesen für jeweils ein Jahr erhalten.

Die Idee, Menschen vom Rande der Gesellschaft zurück in die Mitte zu holen, traf auch in Schwetzingen auf Resonanz, wo ein Team seit September 2017 (wir berichteten) engagiert und mit viel Leidenschaft aktiv ist. Nun wurde das zehnjährige Jubiläum in der Kunsthalle Mannheim begangen. Mit dabei war das Team Schwetzingen/Oftersheim.

Jubiläum des Kulturparketts gefeiert

Mit einem breiten kulturellen Programm wurde das Jubiläum mit geladenen Gästen gefeiert, darunter Ehrenamtliche, Kulturpassinhaber – respektvoll Gäste genannt, und Vertreter der Stadt wie Mannheimes Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz. Von Moderatorin Rosa Omeñaca Prado nach vorne gebeten, meinte er: „Ein gelungenes Projekt und eine Initiative, die weit über die Stadt herausreicht und die glaubt, dass Kunst und Kultur etwas verändern kann.“

Herzlich dankte die Moderatorin allen Beteiligten wie dem Initiator und Mannheimer Stadtrat Gerhard Fontagnier, der sich freute: „Viele Gesichter erkenne ich heute wieder, die ich damals in dem Lokal sah, wo wir beschlossen, den Verein zu gründen.“ Von Anfang an habe er gewusst, dass das Projekt „mehr als Mannheim“ und „mindestens Rhein-Neckar“ sei. Der anwesende erste Kulturpassinhaber meinte, auf die Frage, was ihm der Ausweis bedeute: „Ein Leben ohne Kultur und ohne Musik – unvorstellbar.“

Kulturparkett-Geschäftsführerin Marie Geisthardt betonte: „Die Gesellschaft ist nur stark, wenn alle teilnehmen können.“ Voller Freude über das seit Jahren auch in Schwetzingen erfolgreich umgesetzte Projekt nahmen Ute Spendler, Uli Schönenberg, Birgit Stemmler und Dr. Thomas Bruckner vom Kulturparkett-Team der Spargelstadt teil. Ebenfalls anwesend: Volkshochschulleiterin Gundula Sprenger, begleitet von ihrem Mann, dem Schwetzinger Künstler Florian T. Franke von Krogh, Manfred Kern, Isolde Nerz, die Witwe von Gründungsmitglied und Stadtrat Herbert Nerz und Rosa Grünstein als Präsidentin der Mozartgesellschaft, die die allerersten Karten zur Verfügung gestellt hatte.

Initialzündung von Manfred Kern

Kern war 2017 Mitglied des Landtages und kulturpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion. Er hatte die Initialzündung gegeben, das Kulturparkett auch in Schwetzingen Realität werden zu lassen, zusammen mit Ute Spendler, Vereinsmitglied seit 2014. Sie berichtete: „Vor Corona hatten wir über 100 Kulturpässe ausgegeben. Dann kam der Einbruch durch Corona.“ Inzwischen gebe es wieder stete Nachfrage. „Wir haben cirka 50 Pässe ausgegeben und sind guter Dinge, dass es schnell gehen wird, wieder auf 100 und mehr zu kommen“, meinte Uli Schönenberg zuversichtlich.

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Spendler fügte hinzu: „Jeden Dienstag haben wir feste Sprechstunden in den Räumen der Awo, bei der wir uns herzlich bedanken. Von Anfang an gab es offene Ohren bei den hiesigen Kulturveranstaltern. Auch dafür danke. Inzwischen sind so gut wie alle Kulturveranstaltungen in Schwetzingen und Oftersheim mit an Bord.“ Auch tolle VHS-Kurse seien dabei, von gespendeten Sprachkursen bis hin zum Kinderzeichnen und Achtsamkeitsspaziergängen. „Stolz sind wir, den SV Sandhausen, die HG Oftersheim/Schwetzingen und die TSG Hoffenheim mit dabei zu haben. Da gibt es rege Nachfrage“, ergänzte sie. Manfred Kern war begeistert: „Großartig, dieses Jubiläum und dass heute die Hälfte Unterstützer und Kulturpassinhaber da sind.“

Stagnierende Förderung beim Kulturparkett

„Das neuste Projekt sind ‚Tandembesuche‘. Das können wir uns auch für Schwetzingen gut vorstellen“, so Spendler. Kulturpassinhaber besuchen dabei gemeinsam mit Kulturliebhabern Events. Über soziale Schichten und Grenzen hinweg lernt man sich kennen, baut Vorurteile ab und lebt gesellschaftlichen Zusammenhalt. „Aus Gründen der Gleichbehandlung wird auch das Ticket des Begleiters gesponsert. Ob wir das hier einführen können, ist ein finanzielles Thema“, so Spendler.

Schade sei, dass die jährliche finanzielle Förderung vonseiten der Stadt Schwetzingen seit Gründung des Büros vor Ort strikt bei 2500 Euro pro Jahr stagniere. „Für die Förderung bedanken wir uns herzlich. Mannheim fördert mit einem zwanzigfach höheren Betrag. Das wären, umgerechnet auf die Einwohnerzahl Schwetzingens, um 3500 Euro. Es wäre toll, wenn das Projekt auch hier der Stadt zumindest so viel wert wäre“, wünschen sich die Ehrenamtlichen.

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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