Schwetzingen. Nach vier Jahren Pause – bedingt durch die Pandemie – meldete sich das Laientheater Kurpfälzer Bühne zurück – und wie! Die lang erwartete Rückkehr auf die Bühne des Josefshauses am Samstagabend hätte erfolgreicher nicht sein können. Die Premiere der Kriminalkomödie „Horch, was kommt von draußen rein“ von Markus Schmidt wurde frenetisch gefeiert. Vor voll besetzten Reihen spielten sich die elf Darsteller mit Leidenschaft und authentischer Kurpälzer Mundart in die Herzen der Zuschauer.
„Derf isch komme?“, fragte Regisseurin, Schauspielerin und Initiatorin der Kurpfälzer Bühne, Barbara Kießling, vor der Begrüßung zuerst aus dem Off und sorgte so für erste Lacher, noch bevor sie ins Rampenlicht trat. „Nach vier Jahren dürfen wir endlich wieder auf die Bretter, die die Welt bedeuten“, meinte sie und ergänzte: „Wir sind für alle Vorstellungen komplett ausverkauft. Ein großes Dankeschön an Sie alle.“ Besonders begrüßte sie Oberbürgermeister Dr. René Pöltl und Bürgermeister Matthias Steffan, die im Publikum saßen. „Bei den nächsten Vorstellungen werden wir auch den Oftersheimer Bürgermeister Pascal Seidel, seinen Plankstädter Kollegen Nils Drescher, unseren Hausherrn Pfarrer Uwe Lüttinger und seinen evangelischen Kollegen Pfarrer Steffen Groß begrüßen können, was uns sehr freut.“
Der Weihnachtsmann huscht mit Taschenlampe durch das Publikum
Um was es im Stück geht, verriet nicht nur der geschmückte Weihnachtsbaum im Müller’schen Wohnzimmer, sondern auch der Weihnachtsmann, der, nachdem alle Lichter im Saal ausgeschaltet worden waren, zu Krimimusik mit der Taschenlampe durch das Publikum huschte. Dann sah man die Weihnachtslieder singende Hausfrau und Gastgeberin Gaby (Dr. Andrea Hafner) bei den letzten Vorbereitungen für das Fest der Feste. Ihr nicht so fleißiger Ehemann, Eishockeyfan Bernd (Armin Wolf), bemühte sich wiederholt, die überdimensionierte Adler-Weihnachtskugel am Christbaum zu befestigen, die seine Frau gar nicht mochte und immer wieder versteckte – ein lustiger Streit, der angesichts des temporeichen Stücks schnell in den Hintergrund geriet. Die reiche Erbtante Karin, grandios gespielt von Andrea Tremmel, die aus Prinzip nur feinstes Hochdeutsch spricht, sorgte mit spitzen Bemerkungen für Unmut. Lustige Wortgefechte mit Gaby waren die Folge – sehr zur Freude des Publikums. Als dann auch noch Opa Rudolf (Michael Klever) zuerst ohne Hosen im Raum stand und später im geblümten Kleid, kannte das Lachen kein Halten mehr.
Ein diebischer Weihnachtsmann (Thorsten Metz), der über den Balkon ins Haus gelangte und für einen engagierten Darsteller gehalten wurde, machte das Chaos komplett. Kein Wunder, dass bei Gaby ein Nervenzusammenbruch – nur heilbar durch genügend Wein – nicht lange auf sich warten ließ. Katharina Lemke, die als Tochter Sarah von Schwager Rainer (Bernhard Renz) und seiner Frau Sabine (Gabriele Kämpf) mehr an ihrem Handy interessiert war, als an allem anderen, und mit einem Anti-Weihnachtsgedicht die Gäste „erfreute“, entwickelte am Ende sogar eine Leidenschaft für den Einbrecher. Erbtante Karin, mit spitzer Zunge und einem Herz aus Gold, rettete schließlich die Situation und ganz im Sinne des Festes wurde der Weihnachtsmann vorm Gefängnis bewahrt. Auch Sohn Max (Sebastian Deiniger), Adler-Fan wie Papa mit passendem Weihnachtspulli, Laura Kempf als Polizeimeisteranwärterin Stefanie Schmitt-Schaller und Altmeisterin Barbara Kießling als Oberwachtmeisterin Klemmer – sie alle trugen zu einem perfekten Abend bei, der im Zeichen des Frohsinns begann und in größter Heiterkeit endete.
Zuschauerin Gudrun Lebefromm gefiel’s: „Wie mitten aus dem Leben, dank Mundart. Es könnte so gerade hier eine Straße weiter passieren. Ein sehr lustiges Stück.“ Stadtrat Peter Lemke war begeistert: „Seit zehn Jahren sehe ich mir jedes Stück an. Einfach klasse. Als gebürtiger Niedersachse finde ich alle Dialekte toll, da ich ohne aufgewachsen bin.“ Stadtoberhaupt Dr. René Pöltl würdigte: „Ich habe mich wahnsinnig gefreut, dass es wieder stattfindet. Es ist, wie immer, sehr amüsant.“
„Die Organisation war nach so langem Stillstand eine Herausforderung, die wir aber meistern konnten“, so Barbara Kießling und ergänzte: Das Stück ist auch so gut, weil viele unterschiedliche Charaktere auf der Bühne zu sehen sind.“
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