Schwetzingen. Es ist jedes Mal ein regelrechtes Puzzlespiel, wenn Zugmarschallin Sibylle Karle und ihr Team eine Woche vor dem Kurpfälzer Fastnachtszug in Schwetzingen (Dienstag, 13. Februar, 14.31 Uhr) aus den vielfältigen Anmeldungen eine sinnvolle Reihenfolge für die Narrenparade zusammenstellen. Dieses Mal waren 95 Zugnummern unter einen Hut zu bringen. „Eine erfreuliche Zahl, wir sind sehr zufrieden“, sagt sie.
Ihr Wohnzimmer ist seit vielen Jahren quasi die närrische Schaltzentrale. Sybille Karle und Albert Geschwill, der routinierte Meister der Zugaufstellung, müssen viele Dinge berücksichtigen: Vor allem ist es eine Sisyphus-Arbeit, die vielen Teilnehmern, die vorher in Brühl mitlaufen, logistisch sinnvoll in den Schwetzinger Ablauf einzubauen. Dazu muss darauf geachtet werden, dass die wenigen Musikkapellen so platziert werden, dass sie weit weg von den mit mächtigen Anlagen ausgestatteten Motivwagen marschieren können.
Und seit einigen Jahren wird darauf geachtet, dass die besonders lauten Gruppen mit viel jungem Fußvolk ganz hinten eingereiht werden - noch hinter dem Elferratswagen der Schwetzinger Carneval-Gesellschaft (SCG), die über Jahrzehnte das Schlusslicht bildete. „Das hat sich bewährt“, sagt Albert Geschwill. Im Gegensatz zu manch anderen Orten lassen die Schwetzinger diese Gruppen zu. „Wir kommen mit denen gut klar, wir haben klare Regeln und die halten sich eigentlich immer daran“, erklärt Thomas Kreichgauer, der Vorsitzende des veranstaltenden Fastnachtszug-Komitees.
Programm des Schwetzinger Faschingsumzuges wird der Zeitung beiliegen
Bei anderen Umzügen ist er vorher mit einigen Vorstandskollegen schon präsent - beispielsweise in Kirrlach, Hockenheim oder Rheinhausen - und knüpft Kontakte. Er kann diesmal krankheitsbedingt nur aus der Ferne die Zugaufstellung verfolgen, dafür sind andere Komiteemitglieder dabei. Das langjährige Beiratsmitglied Thomas Gropp, ansonsten im Orgateam für Öffentlichkeitsarbeit aller Art zuständig - ist an diesem Abend dafür verantwortlich, dass keiner bei der stundenlangen Prozedur verhungern oder verdursten muss.
Feste Konstante bei dieser Arbeitssitzung ist - seit mindestens 20 Jahren - Protokollantin Sissi Wiegand, die aus den von Sibylle Karle und Albert Geschwill zusammengelegten bunten Karten der Teilnehmer eine verwendungsfähige Datei zimmert. Ihre langjährige karnevalistische Erfahrung hilft dabei enorm. Die wird noch in der Nacht Korrektur gelesen, damit Grafiker Klaus-Peter Deimann am nächsten Morgen den Flyer fertig layouten und es in Druck geben kann. Das Fastnachtszug-Programm liegt am Dienstag in Schwetzingen der Zeitung bei, ist am Montag schon im Kundenforum der Schwetzinger Zeitung am Schlossplatz erhältlich und vor dem Zug an den Verpflegungsständen in der Innenstadt.
Unter den 95 Zugteilnehmern sind viele alte Bekannte wie zum Beispiel der Fides-Carneval-Club, Abi 92, die Alten Gaußianer auf Abwegen (AGAA)und BKA02. Und als lokale Helden sind die Mitglieder der Fastnachtskooperation von Sängerbund und Liederkranz am Start, die dieses Mal die Bundesgartenschau nach Schwetzingen holen wollen.
Ein ganz besonderer Tag wird es für die „Leimbachstelzen“: Denn für die bunte Frauengruppe aus Schwetzingen und Oftersheim ist es nach vielen Jahren der letzten Umzug. Angefangen hatte alles 2000, als Hanni Schornik die Initiative ergriff und einige Freundinnen motivierte, mitzumachen. „Und dann hat jeder noch jemanden mitgebracht“, erzählte sie einmal.
Seitdem waren sie immer ein bunter Beitrag bei den Fastnachtszügen in Schwetzingen und Hockenheim, aber auch in Plankstadt, Altlußheim, Rheinhausen, Malsch oder Ketsch und sogar bei Sommertagszug in Schwetzingen. Am Dienstag hat dieses närrische Kapitel ein Ende: „Ein letztes Mal werden wir nun als „Leimbachstelzen“ bei einem Umzug mitgehen. Macht´s gut, wir sagen Euch Tschüss, Adieu, auf Wiedersehen“, heißt deshalb das Abschiedsmotto.
Bruhrain stark vertreten beim Kurpfälzer Fasnachtszug in Schwetzingen
Insgesamt 13 Karnevalsgesellschaften sind beim Schwetzinger Zug mit dabei und immerhin vier Musikkapellen - durch die erstmalige Teilnahme der „Woghaislä Fudiggl“ eine mehr als im Vorjahr. Überhaupt sind aus Waghäusel und dem gesamten Bruhrain sehr viele Gruppen mit von der Partie - auch aus Wiesental, Hambrücken oder Rheinhausen.
Sibylle Karle wird am Dienstag den Zug wieder anführen und bei aller Freude wird bei dem närrischen Urgestein sicher auch etwas Wehmut mitschwingen - denn die Schwetzinger Zugmarschallin war lange ein fester Bestandteil der „Leimbachstelzen“.
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