Schwetzingen. Ein Oberschenkelbruch mit anschließender Krebserkrankung – dieses Schicksal ereilte Claus Polzer im vergangenen Jahr. Für den leidenschaftlichen E-Bike-Fahrer ist das zunächst eine Katastrophe. Der Mann, der am Sonntag 88 Jahre alt wird, hatte doch eigentlich noch so viel vor. Den Kopf in den Sand stecken? Das ist für den Seckenheimer mit Familie in Schwetzingen keine Option. „Das eine Bein kann ich mit einem dritten Rad ausgleichen“, sagt Polzer. Und kauft kurzerhand ein Elektro-Dreirad. Nun, ungefähr ein Jahr später, fährt er mit genau diesem Dreirad – und zwar 1 200 Kilometer des Donauradwegs.
Am Dienstag, 7. Mai, startete Claus Polzer in Donaueschingen an der Donauquelle los. „Eigentlich fahre ich zwischen 50 und 70 Kilometer am Tag. Meine weiteste Distanz waren aber 82 Kilometer.“ Selbst wenn er wolle, könne Polzer nicht mehr fahren, erklärt er: „Irgendwann gibt ja auch die Batterie ihren Geist auf.“ Es sei ihm auch nicht so wichtig, zwar habe er die Reise grob durchgeplant, das Rückreisedatum sei allerdings noch offen. „Spätestens im Juli möchte ich wieder zu Hause sein“, sagt der Elektro-Dreirad-Fahrer scherzhaft.
Neue Herausforderungen: Auf dem Donauradweg unterwegs
Die Idee sei ihm schon vor einiger Zeit gekommen. So habe er nämlich im Jahr 2021 gemeinsam mit seiner Tochter den berühmten Jacobsweg bestritten. „Nach 700 Kilometern haben wir uns getrennt und ich bin den restlichen Weg (1 800 Kilometer) mit meinem E-Bike gefahren.“ Eine Erfahrung, die den Großvater mehrerer Enkel prägt. Also sucht er ein neues Projekt und wird nicht weit vor der eigenen Haustür fündig.
Der Donauradweg beginnt im Schwarzwald und führt über Regensburg zur österreichischen Grenze bei Passau. In Österreich passiert Klaus Polzer Wien, bevor er weiter zur ungarischen Hauptstadt Budapest düst. Hier ist die aufregende Reise des Greises zu Ende, auch wenn der Donauradweg weiter durch Serbien, nach Bulgarien und zuletzt dann ins Schwarze Meer führt.
Rückkehr ungewiss: Transportprobleme mit der Bahn
„Wie ich dann zurückkomme, weiß ich noch nicht so richtig“, gesteht der Abenteurer. Zunächst habe er geplant, mit der Bahn nach Deutschland zu fahren, das gehe aber nicht, wegen seines Dreirads. Polzer weiß nämlich: „Ich habe zwar einen Behindertenausweis, aber mein Seniorenfahrzeug ist laut DB-Vorschriften um ein paar Zentimeter zu lang.
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Deswegen wollen sie es nicht mitnehmen. Eine Möglichkeit ist noch die Rückreise mit einem Schiff bis nach Passau auf dem Wasser – dann würde sich der Kreis schließen. Aber auch der Verkauf des Fahrzeugs ist eine Option.“Ob Polzer doch noch eine Möglichkeit findet, das Dreirad mit nach Hause zu nehmen und welche Abenteuer der knapp 90-Jährige auf seiner Reise erlebt, möchte er auch weiterhin über diese Zeitung mit den Menschen aus seiner Heimat teilen. Genug Zeit für eine weitere Lösungsoption wäre noch – bisher ist er nämlich noch in Deutschland, in der Nähe vom Kloster Weltenburg (Kelheim).
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