Lichtblick für Integrationsidee: Weihua Wang für Auszeichnung nominiert

Von 
Katja Bauroth
Lesedauer: 
© Wang

Schwetzingen. Die Schwetzingerin Weihua Wang hat mit ihrem integrativen Social-Start-up „myBuddy“ international für Aufmerksamkeit gesorgt: Das Prinzip des Programms: Es wird jeweils ein lokaler Bürger mit einem Geflüchteten vernetzt, um Integration durch persönliche Begegnungen zu fördern. Die Buddy-Paare bestimmen selbst, wie viel Zeit angemessen ist und in welcher Form der Austausch stattfindet (wir berichteten mehrfach). Kein Wunder also, dass die 27-Jährige hiefür schon Preise eingeheimst hat. Ein weiterer könnte dieses Wochenende folgen.

Frau Wang, „myBuddy“ wurde kürzlich mit dem Young Innovator Award beim World Summit Award Germany ausgezeichnet. Jetzt sind Sie wieder für einen besonderen Preis nominiert – wie kam es dazu?

Weihua Wang: Unter dem Motto „Building Bridges Across Cultures“ (Englisch für Brücken bauen über Kulturen hinweg) hat die französische Schmuckmarke Cartier den ersten internationalen Young Leader Award ausgeschrieben. Er richtet sich weltweit an Gründer zwischen 20 und 35 Jahren. Wir haben uns direkt durch das Motto des Wettbewerbs angesprochen gefühlt und uns beworben. Nach zahlreichen Runden und vielen Interviews mit dem Team, Schirmherren, Kunden und Kooperationspartnern gehören wir nun weltweit zu den Top-4-Finalisten. Auch Landrat Stefan Dallinger hatte uns innerhalb dieses Prozesses mit einem Interview unterstützt. Am Samstag geht es deshalb für mich mit einem Nachtflug nach Dubai zur Zeremonie, bei dem zwei Awardees ausgezeichnet werden. Ich freue schon sehr darauf, die anderen drei Finalisten aus Großbritannien, Indien und Vereinigten Arabischen Emiraten kennenzulernen. Einen Tag vorher findet auch das jährliche Flagship-Event von Cartier statt, die Award Zeremonie der Cartier Women’s Initiative, die seit 15 Jahren besondere Frauen aus der ganzen Welt zelebriert.

Mehr zum Thema

Adventskalender

Mit dem myBuddy-Adventskalender Gutes tun

Veröffentlicht
Von
zg
Mehr erfahren
Podcast

Schwetzingerin Weihua Wang zu Gast bei "Was Isch Los?"

Veröffentlicht
Von
Catharina Zelt
Mehr erfahren
Integration

So will ein Schwetzinger Start-up aus Fremden Freunde machen

Veröffentlicht
Von
Tatjana Junker
Mehr erfahren

Was tun Sie, wenn Sie das Preisgeld bekommen – wohin soll es konkret fließen?

Wang: Wir würden uns natürlich im Falle der Auszeichnung sehr über das Preisgeld freuen, das mit 50 000 Euro dotiert ist. Das können wir beim Aufbau von „myBuddy“ dringend gebrauchen. Das Preisgeld würde ich vollständig an „myBuddy“ spenden, damit wir mit noch mehr Schlagkraft unsere Vision verfolgen können, mit erfrischenden zeitgemäßen Formaten das Miteinander zwischen allen Kulturen zu fördern.

Wie sieht dieses Miteinander aus?

Wang: Hierbei fokussieren wir uns, anders als die meisten Initiativen, nicht auf grenzüberschreitende Aktivitäten, sondern auf das Zusammenwachsen der Kulturgruppen in Deutschland. Denn kulturelle Vielfalt zeichnet inzwischen jede moderne Gesellschaft aus, die stark durch wirtschaftliche Verflechtungen getrieben wurde. Aber unsere kulturelle Integration konnte nicht auf gleichem Tempo mithalten. Hier haben wir entsprechend großen Nachholbedarf. Diese Lücke versuchen wir, mit „myBuddy“ zu füllen.

Wie muss ich mir die Arbeit Ihres Programms genau vorstellen?

Wang: Unsere Arbeit beruht auf drei zentralen Säulen – erstens: positive kulturelle Begegnung im großen Maßstab, zweitens: kulturelle Bildung durch kreative Formate und drittens: das Schaffen eines neuen Gesellschaftsgefühls. Wir haben uns da eine nicht gerade eine kleine Aufgabe vorgenommen. Bisher haben wir aber leider noch keine strukturelle Förderung erhalten und das gesamte Team hat das vergangene Jahr über alles komplett ehrenamtlich und unentgeltlich aufgebaut. Während ich es für mich selbst und als Gründerin gut rechtfertigen kann, möchte ich für mein Team auch eine soziale Nachhaltigkeit sicherstellen. Deshalb wird das Geld vor allem in visionäre Köpfe investiert, die mit mir „myBuddy“ und unseren gesellschaftlichen Impact weiter ausbauen. Aber auch für die Weiterentwicklung unserer digitalen Plattform sowie einer geplanten APP Launch benötigen wir noch einiges an Kapital. Wenn Sie mir an dieser Stelle vielleicht noch einen kleinen Exkurs erlauben: Mich beschäftigt in diesem Zusammenhang auch sehr, dass der Sozialsektor häufig unterbezahlt und am Existenzminimum lebt. Dabei benötigen wir aktuell mehr denn je soziale Innovationen, die in Zeiten des Umbruchs Antworten auf die vielen gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen geben. Unser Thema des Zusammenwachsens ist hierbei nur eins von vielen. Denken Sie nur an den demografischen Wandel und den damit verbundenen Fachkräftemangel, Altersarmut, digitale Bildung, ökologische Transformation und vieles mehr. Hier benötigen wir in Deutschland auch von der Politik dringenden Handlungsbedarf, damit soziale Innovationen wortwörtlich überleben können. Als Sozialunternehmen fallen wir nämlich durch viele Förderraster.

Hier muss also justiert werden . . .

Wang: Als Mitglied im Bundesvorstand vom Social Entrepreneurship Network Deutschlands setzen wir uns als Verband deshalb unter anderem für die Öffnung von Förderprogrammen, spezielle Fördermaßnahmen für unseren Sektor und eine Reform des Gemeinnützigkeitsrechts ein. In letzter Zeit gewinnt unsere Arbeit aber vermehrt politische Aufmerksamkeit und unsere Forderungen haben unter anderem Einzug in den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung gefunden.

Was würden Sie sich für „myBuddy“ für einen weiteren Weg wünschen?

Wang: Von Cartiers Global CEO Cyrille Vigneron ist auf der Internetseite zu lesen: „Unternehmergeist ist ein wertvolles Gut, das es zu pflegen gilt, insbesondere in herausfordernden Zeiten.“ Und ich finde, das stimmt sowohl im nationalen als auch im internationalen Kontext. Im nationalen Kontext, um kreative Lösungen für neue Herausforderungen auszuloten und im internationalen Kontext, um Brücken zu bauen. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir durch unsere Teilnahme in Dubai noch mehr Menschen für unsere „myBuddy“-Vision und deren Relevanz gewinnen könnten. Es ist die fundamentale Basis dafür, ob wir es als moderne Gesellschaft schaffen, eine nachhaltige Zukunft für uns alle aufzubauen.

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung