Museum Blau

Literarisch-musikalischer Abend in Schwetzingen: Die Farbe Blau im Fokus

In einem bezaubernden literarisch-musikalischen Abend präsentierten die Sängerin Martina Netzer und die Harfenistin und Pianistin Luzia Storf ein Programm rund um die Farbe Blau.

Von 
Maria Herlo
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Ein besonderer Ort für einen ganz besonderen Abend: Im Museum Blau erleben die Gäste einen Lyrik- und Musikabend vom Feinsten. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. Die Farbe Blau, der Kunsthistoriker Dr. Dietmar Schuth ein ganzes Museum in der Schwetzinger Hebelstraße gewidmet hat, entzückt und beglückt durch ihren Reichtum an Nuancen, an Symbolik und Metaphorik. Am Mittwochabend stand sie im Mittelpunkt des literarisch-musikalischen Programms, das die Sängerin Martina Netzer gemeinsam mit der Harfenistin und Pianistin Luzia Storf präsentiert hat. Und dies „zur blauen Stunde“, jener Stunde, die an einem Sommerabend den Sonnenuntergang vorangeht. Dies ist der Augenblick, der so viel erhabene Stille ausstrahlt, einen so sanften Frieden, dass man ihn festhalten möchte.

Und genau das gelang den beiden Musikerinnen hervorragend, obwohl die Wetterlage nicht so günstig war und die Veranstaltung im Innenraum des Museums verlegt wurde. Das tat der Begeisterung der zirka 30 Besucher keinen Abbruch. Denn hier, in den wundervollen Räumen, zwischen den liebevoll in Szene gesetzten blauen Exponaten, fiel es nicht schwer, sich die „blaue Stunde“ vorzustellen. Dem Schwetzinger Publikum war das Programm bekannt. Zum ersten Mal kam es im September 2022 zur Aufführung, doch aufgrund des geringen Platzangebots im Museumsgarten war die Besucherzahl begrenzt, sodass sich viele eine Wiederholung wünschten.

Viele Emotionen im Spiel

Nachdem sich die Gäste mit einem Glas Sekt in Stimmung gebracht haben, widmeten sich Martina Netzer und Luzia Storf in Gedichten und Liedern dem Faszinosum Blau. Angesichts der Unerschöpflichkeit dieses Themas ließen sie in ihrer Auswahl jene Dichter und Musiker zu Wort kommen, die exemplarisch die Ausdruckskraft der Farbe Blau als Farbe der Freude, des Glücks, insbesondere aber der Sehnsucht, der Melancholie und Magie verdeutlichen. Ein wunderbares Terrain für die beiden, mit ihrer Palette an Ausdrucksmöglichkeiten – Rezitation, Gesang, Harfen- und Klavierklänge – die Zuhörer emotional zu berühren.

Ein harmonisches Duo: Luzia Storf begleitet Martina Netzer (am Mikrofon) auf der Harfe. Bilder: Lenhardt © Dorothea Lenhardt

„Inspiriert zu der Suche hat mich dieses einzigartige Museum hier“, erzählte Netzer, „und wenn Kinder den Himmel oder das Meer malen, dann greifen sie immer zur Farbe Blau.“ So lotete sie das Bedeutungsspektrum dieser Farbe im Garten in dem volkstümlichen Liebeslied aus, wo dem Paar ein Bett aus „Rittersporn und Lavendel“ bereitet wurde, in Rainer Maria Rilkes (1875 – 1926) Gedicht „Die blaue Hortensie“, deren Blütendolden das Blau „nicht auf sich tragen“, sondern „nur von ferne spiegeln, verweint und ungenau, als wollten sie es wiederum verlieren“, bei Novalis (1772 – 1801), wo die berühmte „blaue Blume“ Symbol der Romantik, der unerfüllten Sehnsucht und der platonischen Liebe ist. Ganz bewusst verfremdet der zeitgenössische Dichter Herbert Achternbusch (1938 – 2022) die blaue Blume der Romantik in seinem gleichnamigen Prosaband von 1987, für ihn ist sie „das Gegenteil von einem Salzhering, von einem Bratwürstl oder sonstwas“.

Ihre inspirierende Erkundungen rund um die Farbe Blau weitete Netzer auf Gedichte aus wie „Mein Gott, wie viel Blau verschwendest du“ von Rainer Kunze (*1933), „Grundlos vergnügt“ von Mascha Kaléko (1907 – 1975), „Gartentag“ von Hans Carossa (1878 – 1956), „Das blaue Klavier“ von Else Lasker Schüler (1869 – 1945), oder „Träume“ von Selma Meerbaum (1924 – 1942), in dem es unter anderen heißt: „Es sind meine Nächte durchflochten von Träumen, / die süß sind wie junger Wein. / Ich träume, es fallen die Blüten von Bäumen und hüllen und decken mich ein …“

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Aufs Publikum eingehen

Wohlig melancholisch ums Herz wurde einem als Zuhörer insbesondere bei den Liedern. Ihre schöne, ausdrucksstarke Stimme mit der rauchig-sehnsüchtigen Färbung zog die Zuhörer unweigerlich in den Bann. „Ich hab die Nacht geträumet“ war eines darunter, es folgten „Komm Liebste, wir lassen uns den Fluss hinunter treiben“, ein Liebeslied im alten Stil von Konstantin Wecker, französische Chansons wie „Sous le ciel de Paris“, „Je vole“, „La mer“, oder die auf Englisch gesungene Ballade „I am sailing“. Der intime Rahmen bot Martina Netzer zudem Gelegenheit, auf das Publikum zuzugehen und sich als perfekte Entertainerin zu präsentieren. Während ihrer Rezitationen und Liedinterpretationen konnte sie wie immer auf die professionelle Begleitung von Luzia Storf zählen. Die Sensibilität der Elsässer Musikerin, mit der jedes Gedicht und jedes Lied mit himmlischen Harfen- oder glockenhellen Klavierklängen treffend charakterisiert wurde, ist unnachahmlich.

Diese Art von Darbietung – Lyrik in Kombination mit Musik – kann gar nicht hoch genug geschätzt werden.

Freie Autorin

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