Schwetzingen. Mit einem Kaplan aus seiner Heimat hat die katholische Kirchengemeinde in Schwetzingen schon einmal gute Erfahrungen gemacht. Zehn Jahre lang war Pater Thomas Palakudiyil in der Seelsorgeeinheit Schwetzingen/Plankstadt/Oftersheim tätig. 2020 war er nach Sinsheim-Angelbachtal verabschiedet worden, zwei Jahre später führte Pater Thomas’ Weg zurück in seine Heimat Indien. Nun nimmt Pater Kurian Thomas Kattamkottil die umgekehrte Route. Der gebürtige Inder hat sein Amt als Kaplan in der Kirchengemeinde zum 1. August angetreten.
Der im Bundesstaat Kerala an der tropischen Malabarküste im Südwesten des Landes geborene Pater Kurian Thomas folgte vor vier Jahren dem Ruf seines Ordens, dem Dritten Orden der Franziskaner, an die Erzdiözese Freiburg. Wegen des Priestermangels in Deutschland verfolgt die Erzdiözese ein Programm, bei dem Priester der Weltkirche für ein Engagement hierzulande angefragt werden.
Neuer Pater in Schwetzingen ist keine Reaktion auf Ruhestand von Bertsch
Nach Deutsch- und Pastoralkursen im Breisgau verbrachte der 56-Jährige die vergangenen vier Jahre im Seelsorgeteam Mittleres Elz- und Simonswäldertal und lebte in Gutach im Breisgau, einer kleinen Gemeinde im Landkreis Emmendingen. „Dagegen ist es hier wie in einer Stadt“, sagt der Pater über Schwetzingen, das mehr als viermal so groß ist wie seine alte Heimat.
Sein neues Zuhause allerdings hat Pater Kurian Thomas in Brühl, wo er die ehemalige Wohnung von Pfarrer Erwin Bertsch bezogen hat. Bertsch hatte sich zuletzt in den Ruhestand verabschiedet. Ein direkter Nachfolger von Bertsch ist Pater Kurian Thomas allerdings nicht. Er ist nicht der neue Pfarrer der Seelsorgeeinheit Brühl-Ketsch, sondern bereits ein Vorgriff auf das Team der zukünftigen Kirchengemeinde Mittlere Kurpfalz. Als pastoraler Mitarbeiter leitet er Gottesdienste, führt Taufen und Beerdigungen durch, Leitungsaufgaben hat er dabei aber keine inne, wie Pfarrer Uwe Lüttinger erklärt.
Die Umstellung von Schwarzwald auf Kurpfalz hat der neue Pater gut verkraftet. In dem neuen Team aus vier Priestern, genauso vielen Diakonen sowie den Gemeinde- und Pastoralreferenten in Schwetzingen sei er gut aufgenommen worden. „Ich fühle mich wohl“, sagt der 56-Jährige. Gemeinsam mit Pfarrer Lüttinger erkundet er in seinen ersten Wochen Schritt für Schritt die umliegenden Gemeinden, bekommt etwa die Friedhöfe gezeigt. Überall kennt er sich naturgemäß zwar noch nicht aus. „In Oftersheim bin ich mir noch unsicher, wo ich hinmuss“, erzählt er schmunzelnd. Mit der Zeit wird er sich aber einleben.
Indischer Pater aus Schwetzingen: Respekt ist in Deutschland anders
Das gilt auch für die deutsche Sprache, die „wirklich bemerkenswert“ ist. Im Vergleich zum Englischen sei der Satzbau grundverschieden, die Aussprache schwerer, berichtet der Pater, dessen Muttersprache das im Bundesstaat Kerala gesprochene Malayalam ist. Die Umstände könnten aber auch leichtere sein, wie Uwe Lüttinger mit einem Zwinkern einwirft. „Er hat erst Deutsch gelernt, danach alemannisch und jetzt kurpfälzisch.“ Die deutsche Pünktlichkeit hat Pater Kurian Thomas bereits kennen und lieben gelernt und „der menschliche Respekt untereinander ist etwas schönes“, bemerkt er im Vergleich zu seiner Heimat Indien.
Dort habe er gemeinsam mit seinen sechs Geschwistern stets in Gemeinschaft gelebt. Dabei hat Kurian Thomas Kattamkottil den kirchlichen Dienst in die Wiege gelegt bekommen. Sein Bruder ist Pfarrer in Indien, zwei seiner Schwestern leben im Kloster. Er selbst hat nach einem Bachelor in Naturwissenschaften den kirchlichen Weg eingeschlagen und Theologie und Philosophie in Kolkata studiert. Seinen ersten Gottesdienst leitete er nach seiner Priesterweihe 1999. Vor dem Ruf seines Ordens in die Bundesrepublik war er insgesamt 16 Jahre in seiner Heimat und zusätzliche fünf in Südafrika als Pfarrer tätig.
Pater Kurian Thomas ist es in Schwetzingen immer noch zu kalt
Europa kennt Pater Kurian Thomas lediglich von einer Reise nach Frankreich. Ein einwöchiger Trip brachte ihn im vergangenen Jahr in den Nordosten des Landes nach Lisieux, wo die heilige Therese von Lisieux begraben liegt. Während dem neuen Pater der Seelsorgeeinheit die Reden zu Begrüßung, Predigt und das Singen deutscher Lieder mit fortlaufender Zeit immer leichter fallen werden, hat er sich mit einem Umstand auch nach vier Jahren im Breisgau noch nicht angefreundet: „Mir hier ist es hier immer zu kalt.“
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