Schwetzingen. Man stelle sich einen weißhaarigen Mann vor, der in Mannheims Hafenviertel mit Wägelchen herumläuft und Papierfetzen von Plakatwänden löst. Seltsam? Schon, aber nicht, wenn dieser Mann Manfred Fuchs heißt und hier Material für seine Kunst sammelt. Dass er dabei schon einmal von der Polizei angehalten wurde, erzählt der 85-jährige, bekannte Mannheimer Unternehmer und Künstler im Pressegespräch, das zusammen mit Dr. Kristina Hoge, der künstlerischen Leiterin des Xylon-Museums, im Vorfeld der Vernissage am Sonntag, 2. Juni, um 11 Uhr stattfand.
Beide Kunstliebende freuen sich über die fruchtbare Zusammenarbeit, die mit der Auswahl der Bilder begann, die in den letzten beiden Jahren entstanden sind. Bereits vor drei Jahren stellte Fuchs etliche seiner farbintensiven Bilder und Collagen bei Xylon aus. Der Titel der aktuellen Ausstellung „In Farben sehen“ spricht für sich, spiegelt die Seh-Art des Künstlers wider, der schon in seiner Jugend der Kunst zugeneigt war. Er wollte Bildhauer werden – aber: „Mein Vater sagte, dass ich etwas Ordentliches lernen solle“, erzählte der promovierte Betriebswirt.
Der künstlerische Ausdruck ließ ihn nie ganz los, allerdings habe die Kreativphase bis in die 1970er Jahre pausiert. Privates und Studium, Promotion sowie Familie standen im Fokus und die Führung des Familienunternehmens Fuchs Petrolub nach dem frühen Tod seines Vaters, der das Familienunternehmen gegründet hatte.
„Seit Januar dieses Jahres bin ich im Ruhestand“, berichtete Manfred Fuchs schmunzelnd, seine Kinder führen den Konzern jetzt erfolgreich weiter. Die aktuelle Schau, deren Verkaufserlös einem weiteren Fuchs-Steckenpferd – dem Skulpturenpark Heidelberg – zugutekommt, umfasst 49 Werke aus den Jahren 2023 und 24. Impulsive groß- und auch kleinformatige Gemälde, vereinen verschiedene Techniken des Farbauftrags – die starken Farben spiegeln die Entstehungsdynamik.
Einblicke in die Schaffensprozesse des Künstlers Fuchs
Fuchs schüttet die Farbe auf, lässt sie ihren Fluss finden, setzt gezielte Akzente mit der Rakel oder kühnen Pinselstrichen. Skizzen seiner ganz besonderen Wahrnehmung der Welt, die nach seiner Aussage in etwa drei Minuten zu Papier gebracht darstellen, was er in diesem Moment wahrnimmt, sind an ruhigen Wochenenden Basis für sein Schaffen. So leben Jahreszeiten, Emotionen und schemenhafte Strukturen im Farbspiel auf, mit der Erläuterung des Künstlers entdeckt der Betrachter versteckte Motive. Lacke und Acrylfarbe auf Leinwand, manchmal auf Karton oder Papier, sind die Materialien der Wahl.
„Für ein Bild brauche ich maximal eine Stunde“, verriet Fuchs. In der „roten Ecke“, wie es Kristina Hoge nennt, ist eine weitere Spielart des Kreativausdrucks im Materialbild „rote Faltung“ zu entdecken. „Malerfolie vom Atelierboden hat Manfred Fuchs hier gefaltet und mit rotem Lackspray bearbeitet“, erläutert Hoge. In kleinen Faltenfenstern ist die Ursprungsfarbe zu erkennen, ein ungewöhnlicher Einblick in einen Augenblick des Erschaffens.
Für die expressiven Collagen erweckt der Mannheimer die erwähnten Abrisse der Werbebilder – in Schichten angeordnet – zu neuem Leben, verleiht ihnen veränderte Botschaften. Insgesamt korrespondieren die Farben der Bilder mit denen der Collagen, die geschickt platziert im weitläufigen Präsentationsraum gehängt sind, sodass Blickachsen entstehen, die den Besucher von Kunstwerk zu Kunstwerk leiten.
Die Verbindung von Kunst und karitativem Engagement
Die Kunst von Manfred Fuchs braucht Raum, den sie an den hellen Wänden im Xylon-Museum findet. Der Erlös aus dem Verkauf wird im Heidelberger Skulpturenpark zur Finanzierung der jährlichen Sonderausstellungen mit steigender Qualität der Ausstellenden verwendet. Zur Vernissage mit Manfred Fuchs am kommenden Sonntag liegt eine Exponat-Liste mit Preisen aus.
Info: Die Ausstellung ist von 2. Juni bis 7. Juli sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Telefonisch können unter 0621/38 02 11 00 und mobil 0170/451 69 73 weitere Termine vereinbart werden.
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