Schwetzingen. Bei seinen ersten Sitzungen im Rathaus befand sich Markus Schimmele überwiegend in der Beobachterrolle. „Das ist doch alles recht breit gefächert“, sagt der gebürtige Schwetzinger über die vielfältige Themenlandschaft. Der 48-Jährige müsse sich zunächst zurechtfinden und in die Materie einlesen. Schließlich sitzt Schimmele das erste Mal im Gemeinderat. Für die Schwetzinger Freien Wähler (SFW) bekleidet er einen der inzwischen acht Sitze in dem Gremium. Die Schwetzinger Bürger hatten ihm bei den Kommunalwahlen im Juni mit 2652 Stimmen das Vertrauen geschenkt.
Dass er sich politisch engagieren möchte, stand für den selbstständigen Zimmereimeister schon länger fest. Bereits bei den Wahlen vor fünf und zehn Jahren hatte sich Schimmele für die Liste der SFW aufstellen lassen. Im dritten Anlauf ist es nun geglückt. Warum er sich für seine Heimatstadt einsetzen möchte, das beantwortet er einsilbig: „Unzufriedenheit.“
Starthilfe für neues Gewerbe in Schwetzingen gewünscht
Unzufrieden ist Schimmele unter anderem mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Kleingewerbetreibende – mit seinem Ein-Mannbetrieb ist er selbst davon betroffen. Dank seinem Vater, von dem Schimmele Junior die Zimmerei übernommen hatte, hat sein Betrieb bereits einen Namen. Sich jetzt aber neu in der Spargelstadt niederzulassen, das würde Schimmele seinen Branchenkollegen gerne erleichtern. Vergünstigungen der Gewerbesteuer zumindest in den Anfangsjahren, um das Geschäft ins Laufen zu bringen, wirft das neue Ratsmitglied ein. Auch mangelnder Platz, um neues Gewerbe überhaupt erst zu ermöglichen, ist Schimmele ein Dorn im Auge. Er selbst habe seine Werkstatt in Ketsch – und würde sich auch wünschen, sie stünde in Schwetzingen.
Zur Person
Markus Schimmele ist 48 Jahre alt und wurde in Schwetzingen geboren. Als selbstständiger Zimmereimeister betreibt er eine eigene Zimmerei mit Werkstatt in Ketsch.
Schimmele wurde mit 2656 Stimmen für die Schwetzinger Freien Wähler (SFW) erstmals in den Gemeinderat gewählt.
Schimmele ist verheiratet und Vater dreier Kinder.
Neben Modellbau und Campingurlaub mit der Familie zählt das Motorradfahren zu seinen größten Hobbys. nl
Ein weiteres Thema, mit dem Schimmele sich in der Schwetzinger Nordstadt regelmäßig konfrontiert sieht, ist der Radverkehr. Bei den stetigen Wünschen nach mehr Radwegen fehle ihm ein „vernünftiges Maß“. Auf der einen Seite sollten versiegelte Flächen aufgerissen und begrünt werden, auf der anderen würden durch immer neue Radwege doch wieder Grünflächen zubetoniert werden. „Ich finde, das beißt sich“, meint der Gemeinderat, dem bei einem Blick auf den viel diskutierten Radschnellweg Heidelberg-Schwetzingen ebenfalls die Verhältnismäßigkeit zwischen Kosten und Nutzen fehlt.
Schwetzinger Freie Wähler im Gemeinderat: Kompromisse statt Ideologie
Diese Aspekte mit einem „gesunden Menschenverstand“ zu betrachten, schätzt der Zimmereimeister an den Freien Wählern. Dort werde weniger ideologisch gehandelt, die Bereitschaft zu Kompromissen sei größer – und die Freien Wähler repräsentieren die Bevölkerung laut Schimmele am besten. Über manch andere Partei sagt der Schwetzinger: „Denen fehlt der Bezug zur Realität.“ Die Berufsgruppe der Handwerker etwa sei dort unterrepräsentiert, viele Aspekte würden nur aus seiner Perspektive betrachtet werden.
Dass Schimmele nun die Chance hat, im Gemeinderat etwas zu bewegen, weckt seinen Ehrgeiz. „Das ist eine richtige Herausforderung, sowas habe ich mal wieder gebraucht“, freut er sich auf die neuen Aufgaben. Die über 2600 Stimmen sieht er dabei als Auftrag an. „Die Leute erwarten jetzt auch was von mir“, sagt der 48-Jährige. Er wolle versuchen, seine Wähler nicht zu enttäuschen.
Gemeinderat kostet Markus Schimmele mehr Zeit als gedacht
Fraktions- und Gemeinderatssitzungen, Treffen im technischen und Werksausschuss, Präsenz bei Vereinsveranstaltungen – den zeitlichen Aufwand hatte Schimmele anfangs unterschätzt.
Die beliebten Kurztrips mit dem Camper und seiner Frau Constanze werden zwangsweise weniger werden, die Zeit für seine drei Kinder (zwei Söhne im Alter von 13 und 18 Jahren sowie eine 22-jährige Tochter) muss der Familienvater sich neu einteilen.
Bleibt von der wertvollen Freizeit noch etwas über, investiert der Zimmerer sie ins Handwerk im Kleinformat: Modellbau ist eines seiner Hobbys. Das andere steht in der Garage: Zwischen einer kultigen Vespa („Mit der fahren meine Frau und ich tierisch gerne“) und einem Oldtimer der Marke Adler aus dem Jahr 1954 schwingt Schimmele sich am liebsten auf das sportlichste seiner Zweiräder: eine Husqvarna Supermoto. Mit der für den Rennsport entwickelten Maschine geht es weniger gemütlich zu als auf dem italienischen Klassiker, erzählt Schimmele. „Die nehme ich, wenn ich einen Scheißtag hatte.“ Da darf es schon mal etwas schneller sein.
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