Dr. Marc Hemberger ist nicht zu beneiden. Der Ortsgruppen-Vorsitzende der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Schwetzingen – Oftersheim – Plankstadt muss immer wieder kurzfristige Hiobsbotschaften bezüglich des Lehrschwimmbeckens in der Nordstadthalle verkraften. Oft müssen das Training und der Schwimmunterricht ausfallen, weil irgendetwas in dem Bad kaputt ist (wir berichteten mehrfach).
„Ausfälle gab es immer wieder an der Anlage: Pumpen, Filter, Chlorierung, Hubboden, Sensoren, Duschen kalt, Klo stinkt, Außentür zieht wie Hechtsuppe“, zählt Hemberger kurz und prägnant auf. Derzeit ist ein defekter Wassersensor der Grund für die Schließung. Die Abdichtung funktioniere nicht, teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage mit: „Da sich der Wassersensor in einem Abflussrohr befindet, welches in der Mitte des Schwimmbeckens liegt, läuft eine nicht unerhebliche Wassermenge in den Technikkeller“, heißt es aus dem Rathaus. Um den Schaden am Wassersensor zu beheben und diesen auszubauen, müsse das Wasser im Schwimmbecken fast vollständig abgelassen werden. „Im Anschluss liegt es daran, ob wir Ersatzteile bekommen können. Auch das ist in der aktuellen Situation leider oft ein Problem“, begründet Pressesprecherin Andrea Baisch.
Aber ohne den Sensor könne das Lehrschwimmbecken nicht betrieben werden, da dieser für die Einhaltung der Wasserwerte nötig sei. Und aufgrund der bestehenden Auslastung der Firmen sei es zurzeit nicht möglich, einen Zeitraum für die Reparatur abzuschätzen.
Bekenntnis zur Schwimmhalle
Dank guter Kontakte kann sich die DLRG in Plankstadt und Schwetzingen im wahrsten Sinne des Wortes etwas über Wasser halten. „Zumindest mit den drei Anfängerkursen können wir nach Plankstadt. Mehr geht aber auch da nicht“, sagt Hemberger. Er vermisst grundsätzlich ein Konzept für die schrittweise Erneuerung des Lehrschwimmbeckens – mit Hinweis auf die Notwendigkeit, dass Kinder schwimmen und Jugendliche wie Erwachsene retten lernen wollen. Keine Frage: Die DLRG leistet mit ihren Ausbildungen einen enormen Beitrag für die Gesellschaft.
Bürgermeister Matthias Steffan weiß um die Problematik und betont auf Anfrage unserer Redaktion, dass die Stadt Schwetzingen uneingeschränkt hinter dem Nordstadtschwimmbad und seiner Bedeutung als Lehrschwimmbad für Schulen und Vereine steht. „Gerade vor dem Hintergrund, dass deutschlandweit aktuell rund 25 Prozent der Grundschüler keinen Zugang zu einem Schwimmbad haben und somit auch keinen Schwimmunterricht erhalten. Das sind alarmierende Zahlen, die wir in Schwetzingen unbedingt vermeiden wollen“, sagt er. Daher würden in den nächsten Jahren fortwährend finanzielle Mittel zum Betrieb des Bades und zum laufenden Erhalt bereitgestellt: „Mittelfristig ist eine Sanierung geplant, also der Austausch größerer Teile der Badtechnik.“ Die Stadt sei bereits in den zurückliegenden Jahren regelmäßig dabei, die Nordstadthalle zu sanieren. Dies habe unter anderem die Anlagentechnik der Schulschwimmhalle, die Sanierung der Duschanlagen, aber auch der Lüftungs- und Elektrotechnik umfasst, sodass eine der modernsten Anzeigetafeln in einer Sporthalle zusammen mit der HG in der Nordstadthalle für den Leistungssport in Betrieb genommen werden konnte.
Aus diesem Grunde sei die Stadtverwaltung mit allen Kräften – insbesondere mit den Ämtern 40 (Kultur- und Sportamt) und 60 (Bauamt) sowie zusammen mit den Fachleuten des Eigenbetriebes Bellamar – in der Nordstadthalle tätig, damit die technischen Anlagen und Einrichtungen funktionieren, auch wenn einzelne Anlagen bereits einige Betriebsjahre zu verzeichnen hätten. Der Nordstadtschulkomplex war Mitte der 1970er Jahre eingeweiht worden.
„Im Einzelfall hat dies für Mitarbeiter des Bauamtes in der zurückliegenden Zeit auch der Einsatz am Wochenende bedeutet, damit in der darauffolgenden Woche der Schwimm- und Sportunterricht der Schulen, das Training der HG und natürlich die Schwimmkurse der DLRG – um nur drei Beispiele zu nennen – stattfinden konnten“, erklärt Steffan.
Bellamar-Lösungen schwierig
Das alles hat Dr. Marc Hemberger zwar registriert, aber er verweist auf die Nachbargemeinde: „Plankstadt investiert etwa drei bis vier Millionen Euro in sein Lehrschwimmbecken und wird 2022 eine komplette Sanierung durchgeführt haben. Schwetzingen schafft das nicht. Wenn’s ganz dumm läuft, steht die DLRG nächstes Jahr ohne Wasser da“, sagt er. Bürgermeister Steffan versucht, dieser Befürchtung entgegenzuwirken und verkündet gegenüber der Redaktion: „Mir liegt die Information vor, dass es im Bellamar Zeitfenster für die DLRG geben kann. Ich hoffe, dass es damit gelingen kann, gegebenenfalls angekündigte Kurse zu sichern.“
Folgende Optionen werden am Freitag, 3. Dezember, der DLRG per E-Mail für Ausbildertermine im Jahr 2022 vom Bellamar angeboten – jeweils samstags 12. Februar, 12. März, 7. Mai und 2. Juli von 10.30 bis 11.30 Uhr im Schwimmerbecken. Sonntags bestünde aufgrund des Besucheraufkommens keine Möglichkeit. Dr. Marc Hemberger: „Wir bilden für den Rhein-Neckar-Kreis Ausbilder aus. Das ist jeweils ein Wochenende mit einem intensiven Wasseranteil von sechs bis acht Stunden. Das passt nicht ins Bellamar für eine Stunde.“ Daher werde das so nicht möglich sein.
Für laufende und neue Kurse schlägt das Bellamar folgende Zeitfenster vor: montags 7 bis 9 Uhr Schwimmerbecken/Lehrschwimmbecken 19 bis 21 Uhr, dienstags 19 bis 21 Uhr Lehrschwimmbecken, mittwochs 10 bis 15 Uhr Lehrschwimmbecken/Schwimmerbecken, donnerstags 7 bis 18 Uhr Schwimmerbecken, freitags 7 bis 21 Uhr Schwimmerbecken und samstags 10.30 bis 11.30 Uhr Schwimmerbecken. Hemberger: „Das reduziert unser Angebot von derzeit 18 Schwimmstunden, die alle nach Corona-Maßstäben voll besetzt sind, auf maximal acht Stunden (ab etwa 17 Uhr) mit einer Bahn im Schwimmerbecken. Unsere Ausbilder sind selbst berufstätig beziehungsweise Schüler und können ganz schlecht vormittags vor 17 Uhr in der Halle stehen und ausbilden“, zeigt er weitere Hürden auf, gleichwohl er natürlich dankbar ist für jegliche Unterstützung. Was den DLRG-Vorsitzenden jedoch weiter verunsichert: „Wir haben bisher noch keine Aussage über die Dauer des Ausfalls des Lehrschwimmbeckens erhalten.“ Und die Terminvorschläge seitens des Bellamars „implizieren keine Öffnung auf unbegrenzte Zeit“, so Hemberger.
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