Schwetzingen. Martin Köhl hat Schwetzingen aus seiner ganz individuellen Perspektive im Blick. Dadurch erkennt er eine Menge Hindernisse, stellt klar, dass „barrierefrei“ nicht gleich heißt, dass Zugänge zu Gebäuden und anderen Einrichtungen hürdenlos zu meistern sind, und betont: „Rampen sind keine Universallösung.“ Martin Köhl ist der neue Behindertenbeauftragte.
„Es sind ganz klar drei Dinge, die erfüllt sein müssen, damit alles für jeden – mit oder ohne Behinderung – erreichbar ist: Man muss ohne Probleme hin-, rein- und klarkommen“, stellt Köhl bestimmt fest. Für den 32 Jahre alten gebürtigen Münchner erfüllt sich mit der Teilzeitanstellung bei der Stadt Schwetzingen ein Wunsch, der ihn bereits seit seiner Kindheit begleitet, wie er erzählt: „Ich hatte mir schon früh vorgenommen, für Menschen mit Einschränkungen Tester zu sein.“
Martin Köhl ist mit Engagement dabei
Seit 1. Juli dieses Jahres ist Martin Köhl im Rathaus und arbeitet sich noch ein, er sei dabei, die Stadt kennenzulernen – dabei nehme er vieles wahr, was intern in der Verwaltung und kommunalen Einrichtungen sowie insgesamt in der Stadt Verbesserungen wert ist. Die Bestandsaufnahme ist demnach in vollem Gange. Dabei bemerkt Köhl auch, dass temporäre Behinderungen wie Baustellen im Straßenbereich eine echte Herausforderung sein können, etwa enge Ersatzwege, Schwellen, Straßenseitenwechsel und mehr. „Stufenlos ist auch stufenlos“, nennt Köhl als greifbareren Ausdruck und markant für ein erforderliches Umdenken in Bevölkerung.
Seine Position koste Kraft und Zeit, er sei jedoch mit Engagement und Herzblut dabei, Schwetzingen noch attraktiver zu machen, unterstreicht Martin Köhl. Dass Barrierefreiheit nicht zum „Nulltarif“ umsetzbar ist, weiß der Behindertenbeauftragte. Hier müssten Politik und Verwaltung an einem Strang ziehen und Notwendiges ermöglichen.
Jeder kann mithelfen, Schwetzingen barrierefrei zu machen
Beim Gespräch mit dieser Zeitung sind die Amtsleiterin Andrea Baisch und Sandra Zuleger vom Sachgebiet Familien, Kinder und Schulen, Senioren dabei. Baisch schildert, wie sie mit dem neuen Kollegen unterwegs waren und nur wenige Stufen zu überwinden gewesen wären: „Wir mussten Herrn Köhl hinauftragen, weil es keine andere Möglichkeit gab mit dem Rollstuhl ins Gebäude zu gelangen“, erzählt sie und gesteht, dass man als Mensch ohne Einschränkung oft nicht wahrnehme, dass schon scheinbare Kleinigkeiten unüberwindbar sind.
Genau das sei die Aufgabe von Martin Köhl, der konkretisiert, dass es Menschen mit optisch unübersehbaren, aber auch mit unsichtbaren Einschränkungen, sowie die Folgen des Älterwerdens gibt, die mit speziellen Erschwernissen oder Hemmnissen einhergehen: „Ich möchte alle Menschen einladen, mit mir Kontakt aufzunehmen, mir ihre persönliche Wahrnehmung von Schwetzingen und allen Einrichtungen von Geschäften bis Wohnhäuser und Freizeiteinrichtungen zu schildern, ich bin offen für jeden Austausch und jeden Vorschlag zur Verbesserung für einen selbstständig zu bewältigenden Alltag für jedermann.“
Er empfiehlt das Portal „Hürdenlos“, das – wie Schwetzingen – bereits in einigen Kommunen eingerichtet und mit digitalen und realen, vereinfacht bedienbaren Angeboten gefüllt werden kann. Der Stellenwert der digitalen Barrierefreiheit ist hoch, das macht Köhl klar. Übrigens hebt Köhl, der Sozialpädagogik sowie Musikwissenschaften studiert hat und in Heidelberg wohnt, in seiner Freizeit gerne mal ab und erlebt dann, was er als „grenzenlose uneingeschränkte Freiheit über den Wolken“ bezeichnet. Sein Hobby ist das Segelfliegen, er besitzt den Segelflugschein und nutzt diese Auszeit vom Alltag, so oft es machbar ist.
Termine beim Behindertenbeauftragten von Schwetzingen
Ab Dienstag 15. August können Termine mit Martin Köhl vereinbart werden. In der Regel ist Martin Köhl, der in Teilzeit arbeitet, dienstags von 10 bis 12 Uhr mit Terminabsprache sowie donnerstags zwischen 14 und 15 Uhr ohne Terminvereinbarung im Rathaus erreichbar.
Beratungsgespräche für Bürger für die Terminsprechzeit dienstags können telefonisch unter 06202/87499 sowie per E-Mail erfolgen, es empfiehlt sich jedoch per E-Mail: martin.koehl@schwetzingen.de Kontakt aufzunehmen.
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