Die Stadt Schwetzingen wird eine Teilzeitstelle für einen Inklusionsbeauftragten/kommunalen Behindertenbeauftragten mit einer Wochenarbeitszeit von 19,5 Stunden schaffen. Dies ist das Ergebnis eines fraktionsübergreifenden Antrages von CDU, Grünen, SFW und SPD – die einstimmige Entscheidung des Gemeinderats war da logischerweise keine Frage.
Und auch die Stadtspitze steht dahinter: „Wir wollen das Thema noch besser im Rathaus und in der Gesellschaft positionieren“, sagte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl in der öffentlichen Sitzung am Mittwochabend und begrüßte die Initiative der vier Fraktionen.
Dass es so eine Gemeinschaftsaktion überhaupt schon einmal gegeben hat, daran könne sich am Ratstisch niemand erinnern, sagte Elfriede Fackel-Kretz-Keller (Schwetzinger Freie Wähler/SFW). Es unterstreiche aber die Bedeutung dieses Antrags. „Inklusion muss in allen Bereichen gelebt werden“, betonte sie. So gebe es beispielsweise keine einzige behindertengerechte Bühne in der Stadt. OB Pöltl wies zwar darauf hin, dass im Franz-Danzi-Saal immerhin eine Rampe vorhanden sei, aber das ändert das generelle Problem nur marginal. An vielen Stellen gebe es enormen Nachholbedarf: „Nur ein Hotel in Schwetzingen hat ein rollstuhlgerechtes Zimmer.“
Das sahen auch die anderen Sprecher so: „Wir brauchen mehr Barrierefreiheit in einer alternden Gesellschaft“, erklärte Katrin Vobis-Mink (Bündnis 90/Die Grünen). „Und darum dürfen wir auch kein einziges Kind, keinen einzigen Menschen abhängen, sondern müssen für umfangreiche Teilhabe sorgen. Darum braucht es inklusive Haltungen und Praktiken“, unterstrich sie die Schaffung der Stelle.
Die Themen seien dabei vielfältig – von der Gestaltung des öffentlichen Raums, dem Neu- oder Umbau von Gebäuden, der Planung von Veranstaltungen, kommunalen Bildungsangeboten bis hin zur verständlichen Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern: „Inklusion und Barrierefreiheit beginnen vor Ort – dort, wo die Menschen zu Hause sind.“
Auch für Rita Erny (CDU) ist klar: „Es gibt noch viele Baustellen– obwohl sich in unserer Stadt bisher schon einiges getan hat.“ Vielfältige Aufgaben seien zu bewältigen, um Behinderten eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Nun werde eine zentrale Anlaufstelle für Menschen mit Behinderung geschaffen, die den Bürgern mit Rat und Tat zur Seite steht – also eine unabhängige Vertrauensperson, die beratend und unterstützend Probleme lösen könne: „Inklusion und Teilhabe ist nun in der Öffentlichkeit angekommen.“
In diesem Zusammenhang wies sie auch auf die Beteiligung der Stadt an den Special Olympics World Games für Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung im Juni sowie das seit über einem Jahr bestehende inklusive Sportangebot „Open Sporty Sunday“ von HG und TV hin.
Ansprechpartner und Berater für Schwetzingen
Ein Behindertenbeauftragter soll nach Ansicht von Sabine Rebmann und der SPD-Fraktion als Anlauf- und Beratungsstelle fungieren, Inklusion in Schwetzingen ermöglichen, Infoveranstaltungen zu diesen Themen organisieren und durchführen – und noch einiges mehr: „Also alles, um eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.“ Auch Dr. Christian Lorentz (FDP) hofft, durch die neue Stelle auf eine effektive Verbesserung der Barrieren.
Sabine Rebmann forderte einen jährlichen Bericht des Behindertenbeauftragten an den Gemeinderat, um dann entsprechend steuernd eingreifen zu können und fragte sich, ob die Verortung im Generationenbüro ausreichend sei: „Oder ob diese Stelle nicht besser als Stabsstelle dem Oberbürgermeister direkt untergeordnet werden sollte, um jenseits der operativen Aufgaben auch politischen Einfluss nehmen zu können.“ Dass sich Werner Zieger (Die Linke) über die Einrichtung der neuen Stelle freut, war nicht verwunderlich. Denn er ist seit seinem Einzug in den Gemeinderat ein großer Fürsprecher und Mahner beim Thema Inklusion und Barrierefreiheit. Aber als Einzelkämpfer im Gremium darf er keine Anträge stellen, steht aber voll hinter der Entscheidung: „Großer Dank an alle.“ Dass der Stadt Schwetzingen Barrierefreiheit wichtig ist, zeige sich allein schon daran, dass sie den Aufzug am S-Bahn-Haltepunkt Hirschacker finanziert hat, weil die Bahn das nicht machen wollte.
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