Schwetzingen. Zwischen den Schwestern Maria und Nathalia Milstein liegen zehn Jahre Altersunterschied und doch verbindet sie das starke Band der Musik. Beide sind inzwischen international prämierte Musikerinnen und vor allem im Kammermusikbereich gefragte Gäste, auch immer wieder im Schloss Schwetzingen. Geigerin Maria brachte am vergangenen Samstagabend ihre Freude zum Ausdruck, diesmal mit ihrer jüngeren Schwester Nathalia im Rahmen des Schwetzinger Mozartfestes auftreten zu dürfen.
Mit ausladender Bewegung eröffnete Maria Milstein das Konzert im prunkvollen Jagdsaal des Schwetzinger Schlosses. Im ersten Satz der Sonate B-Dur für Violine und Klavier KV 454 hatte Wolfgang A. Mozart sich etwas Originelles einfallen lassen, denn nach dem Eröffnungsakkord ging es erstmal im Largo weiter, bevor sich das Geschehen zum schnelleren Allegro entwickelte.
Maria und Nathalia Milstein in Schwetzingen: ein Raum voller Spannung
Die Aufmerksamkeit der Zuhörer war jedenfalls geweckt und das nicht nur für die Komposition, sondern auch die Ausführung der beiden Musikerinnen, die jede Note, jedes Motiv in klare und klingende Linien verpackten. Ruhig und formschön floss das Andante dahin. Die Künstlerinnen schienen die erfüllende Schönheit der klassischen Musik zu genießen und ließen das Publikum daran teilhaben. Im dritten Satz schlugen sie einen viel bestimmteren Ton an, ohne je grob zu erscheinen. Eine Pause voller Spannung schwebte kurz im Raum, bevor die Geigerin zum finalen Feuerwerk ansetzte, das Pianistin Nathalia auch noch einheizte.
Sechs Jahre nach dem Tod Mozarts erblickte Franz Schubert 1797 das Licht der Welt. Dieser Komponist prägte die Musik mit verschiedenen Kompositionen, am bekanntesten sind seine Liederzyklen und Kammermusik. Am Liedhaften kommt man auch in anderen seiner Kompositionen nicht vorbei und so erklärte Geigerin Maria Milstein, dass dies auch die Interpretation der Sonate A-Dur für Violine und Klavier op. 162, D 574 inspiriert hatte. Wie im Lied zeigten sich Klavier und singende Geige als gleichberechtigte Partner und ergänzten sich perfekt zu einem Ganzen. Als fröhlichen Ritt eröffnete das Duo den zweiten Satz. Auf eine immer wiederkehrende aufsteigende Frage des Klaviers folgte stets die schnelle Antwort der Geige. Fein und lieblich begann dagegen das Andantino, in dem die Balance zwischen Violine und Flügel unter den Händen der Schwestern beinahe zu einem einzigen Instrument verfloss. Im letzten Satz verlangte Schubert den beiden Spielerinnen nochmal das höchste an technischer Perfektion ab.
Mir persönlich hat Schubert am besten gefallen, weil ich die Emotionen, die da drinstecken, am besten nachfühlen konnte.
Konzertbesucher Martin van der Laan aus Homburg zeigte sich begeistert von der Interpretation: „Mir persönlich hat Schubert am besten gefallen, weil ich die Emotionen, die da drinstecken, am besten nachfühlen konnte. Es gibt einmal den Komponisten und einmal den Interpreten und man muss den Künstler verstehen – da ging es superschön zusammen.“ So sahen es auch andere Konzertbesucher und verliehen ihrer Begeisterung Ausdruck im langen Applaus vor der Pause.
Maria und Nathalia Milstein – von Schwetzingen nach Portugal
Im zweiten Programmteil ging es um ein weniger bekanntes Werk. Mit Richard Strauss verbindet man unweigerlich große, orchestrale Klänge, die sich nun in der Sonate Es-Dur für Violine und Klavier, op. 18 widerspiegelten. Besonders im ersten Satz schufen die Schwestern den Eindruck, in einer Oper zu sitzen, in der verschiedene Charaktere sich präsentieren. Im Andante cantabile wurde es ruhiger.
Die Geige gestaltete eine schöne Melodie, während die Finger von Nathalia Milstein mühelos über die Tasten rieselten. Das Finale bot nochmal die ganze Palette an Virtuosität und Ausdruck. Die Schwestern meisterten das Allegro mit Bravour und ernteten einen großen Applaus. Noch einmal hieß es Richard Strauss, diesmal war es eine Bearbeitung eines Strauss-Liedes, das sie sich als Zugabe ausgesucht hatten. Neben anderen Projekten steht als gemeinsamer Auftritt als Nächstes das Kammermusikfestival in Portugal im Terminkalender von Maria und Nathalia Milstein.
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