Schwetzinger SWR Festspiele

Musik im Schlossgarten – wie einst bei Carl Theodor

Wunderbare Atmosphäre im Naturtheater am Apollo-Tempel in Schwetzingen mit der „Akademie für Alte Musik“ bieten die SWR Festspiele.

Von 
Viktoria Linzer
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Musik im Naturtheater vor dem Apollo-Tempel an einem schönen Sommerabend – wie einst beim Kurfürsten. © LInzer

Schwetzingen. Zum Abschluss der SWR Festspiele war eine ganz besondere Veranstaltung geplant. Unter freiem Himmel, vor dem thronenden Apollo im Schlossgarten, treten Künstler der „Akademie für Alte Musik Berlin“ auf. Unter dem Blick des Gottes der Künste und des Lichts erklingen Werke von Antonio Salieri und Wolfgang Amadeus Mozart. Zu luftigem Vogelgezwitscher und warmen Sonnenstrahlen ist Salieris „Armonia per un tempio della notte“ zu hören, was so viel heißt wie „Harmoniemusik für einen Tempel der Nacht“.

Fein aufeinander abgestimmt ergänzten sich jeweils zwei Oboen, Klarinetten, Hörner und Fagotte in der ruhig dahinfließenden Melodie. Wohlgeformte Klänge lassen das Publikum im großen Halbkreis durchatmen und zur Ruhe kommen. Genauso im Esprit der Wiener Klassik entstanden, ist Mozarts Serenade Es-Dur. Mit davoneilenden Linien eröffnet das Bläserensemble den ersten Satz, das Allegro maestoso. Die Serenade aus fünf Sätzen hatte er 1781 komponiert zum Theresientag. Was für eine Überraschung war es für ihn, seine eigene Komposition dann auch am eigenen Namenstag im Hof zu hören: „Die Herrn also haben sich die Hausthüre öffnen lassen, und nachdem sie sich mitten im Hof rangiert, mich, da ich mich eben entkleiden wollte, mit dem ersten Akkord auf die angenehmste Art von der Welt überrascht“, hatte Mozart dazu aufgeschrieben. In der Interpretation vor dem Apollo-Tempel eröffnet dieser weiche, aber bestimmte Ton einen erfrischenden Abend mit weiteren Kostbarkeiten Mozarts gekonnt.

Nach der Pause bereichert sich der Klang um weitere Instrumente um zusammen die Serenade B-Dur KV 361 zu spielen. Für die „Gran Partita“ kommen zwei weitere Hörner, ein Kontrabass und zwei Bassethörner (eine Spezialform der Klarinette) zum Einsatz. Mozart hat sie für viele seiner Werke von Opernarien bis zu Kammermusik eingesetzt. „Diese Instrumente bilden eine sehr schöne Brücke. Es ergibt sich ein sehr ausgewogenes Klangspektrum“, erklärt Xenia Löffler, Oboistin und musikalische Leiterin des Ensembles im Anschluss unserer Zeitung. Die beiden Bassethörner verleihen der Musik mit ihrem charakteristischen, warmen Klang, eine besondere Tiefe und Fülle.

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Für die Wiener Klassik wird ein spezielles Instrumentarium benutzt, das Ensemble spezialisiert sich aber nicht nur auf diese Epoche, sondern deckt Musik vom 17. Jahrhundert bis in die Romantik ab. Immer bedacht darauf, dem jeweiligen Komponisten den nötigen Respekt zu erweisen und das Stück möglichst nah an seinen Wünschen und den Vorstellungen der Entstehungszeit aufzufüh-ren: „Wir versuchen die Musik so zum Klingen zu bringen, wie wir das von den Instrumenten lernen und aus den Quellen, die beschreiben wie damals musiziert wurde.“

Auch wenn die meisten Musiker den Film ,Amadeus’ für übertrieben und nicht geschichtlich korrekt abstempeln, war die Begeisterung Salieris über die einsame Oboe, die sich im Adagio über einer einfachen Begleitung erhob, im Publikum fast zu spüren. Das 50-minütige Werk bot noch viele andere traumhaft schö-ne Stellen, die das Ensemble im goldenen Licht der sinkenden Sonne zur „Abendmusik im Garten“ erklingen ließ. Ganz besonders beeindruckte das „Rondo“ als schneller letzter Satz. Und übrigens: „In unserem Ensemble ist kein einziger origi-nal Berliner“, verriet Löffler zum Abschluss. Umso schwungvoller kam das berühmte Zugabestück der Berliner Philharmoniker daher, die Arie aus der Operette „Frau Luna“ von Paul Linke. Auch das Schwetzinger Publikum klatschte natürlich herzlich mit.

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