Schwetzingen. Smartphones, Kleidungsstücke von teuren Marken und limitierte Produkte – die „Mystery-Box-Südbaden“-Automaten wie der, der seit Kurzem im Kaufland am Schwetzinger Bahnhof steht, haben schon den ein oder anderen überraschenden Gewinn gebracht. „Ähnlich wie bei Rubbellosen, nur ohne Nieten“, findet Claudia Gurr, Senior Projektleiterin für Vermietung bei Kaufland. Der Kauf der zufälligen Retourpakete ist also ein Glücksspiel ohne Verlust? Ein Selbstversuch soll Klarheit bringen.

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Mystery-Box in Schwetzingen: Der Kunde kennt den Inhalt der Pakete nicht
„Die Idee war und ist spannend: Wir stellen gegen eine monatliche Miete eine Aufstellfläche für Automaten zur Verfügung, in denen Retourenpakete oder nicht zustellbare Pakete verkauft werden, ohne dass der Kunde den Inhalt kennt. Wir haben einen Riesenhype um dieses Thema festgestellt“, erklärt Gurr in einem unternehmensinternen Interview im Dezember vergangenen Jahres. „Für uns ist es essenziell, den Kunden an unseren Standorten bundesweit einen attraktiven Branchenmix zu bieten, sodass sie bei einem Einkauf weitere Besorgungen und Dienstleistungen direkt vor Ort mit erledigen können“, antwortet Dominik Knoblauch von der Unternehmenskommunikation des Konzerns auf unsere Anfrage. So seien auch verschiedene Automaten wie der „Coinstar- sowie Fotoautomaten oder auch Paketstationen im Außenbereich“ ein externer Service für die Kaufland-Kunden. „Dort, wo sich für unsere Kunden ein Vorteil und Mehrwert ergibt und es für uns sinnvoll erscheint, werden wir bei Automatenkonzepten aktiv. Mit den Mystery-Pack-Automaten ergänzen wir unsere zusätzlichen Serviceleistungen um ein weiteres, interessantes Angebot. Die externen Automatenbetreiber sind meist Einzelpersonen oder kleinere Firmen, welche die Aufstellfläche bei uns anmieten“, erklärt der Pressebeauftragte. Insgesamt solle es an ungefähr 100 Standorten solche Automaten geben.
Lieferanten bescheinigen jugendfreien Inhalt der Pakete
So auch am Bahnhof: „In Schwetzingen ist der Automat seit Mitte Dezember in Betrieb.“ Die Betreiberfirma kaufe regelmäßig größere Bestände an Retourenpaketen und bestücke die Mystery-Box-Automaten täglich neu – mit neutralen Paketen ohne Hinweis auf den Inhalt oder deren Herkunft. „Die Automatenbetreiber kennen den Inhalt der Pakete in der Regel selbst nicht. Sie testen zwar stichprobenartig und sortieren beschädigte Pakete aus, schauen aber nicht alles durch. Die Lieferanten bescheinigen bereits einen jugendfreien Inhalt“, weiß Knoblauch.
Und wie funktioniert der Automat? Denkbar einfach. Auf einem Zahlenpad kann das nummerierte Paket ausgesucht werden – es gibt kleine Überraschungen für 12 Euro oder größere Päckchen für 18 Euro. Im Selbstversuch entscheiden wir uns für drei Pakete je 12 Euro – bezahlen also einen stolzen Lospreis von insgesamt 36 Euro. Bar-, Karten- und auch kontaktlose Zahlung ist möglich. Aber nicht erschrecken: Der Automat spricht mit dem Nutzer, um den Kaufprozess zu vereinfachen.
Das Gefühl, die kleinen Pakete zu öffnen, erinnert an das kindliche Geschenkeauspacken unter dem Weihnachtsbaum. Und die Bescherung kann sich tatsächlich sehen lassen: Zwar ist im ersten Päckchen nur ein Ladekabel mit vielen verschiedenen Anschlüssen – da es auf dem Kaufportal Amazon für 18 Euro angeboten wird, bedeutet das für unseren Versuch aber ein Plus von 6 Euro.
Ein guter Treffer - unser Versuch hat sich gelohnt
Unser zweites Paket ist ein echtes Highlight: eine Bluetooth-Mouse der Firma „logitech“ mit einem stolzen Preis von ungefähr 50 Euro. Und auch unser drittes Los kann mithalten: Die Webcam der Firma Trust ist ab einem Preis von ungefähr 18 Euro erhältlich.
Mit einem Warenwert, der fast doppelt so hoch ist, wie der bezahlte Preis, bleibt nur ein Urteil übrig: Der Versuch hat sich gelohnt – wie viel das mit Glück zu tun hatte? Vermutlich eine ganze Menge. Eine Vermutung, die sich spätestens dann erhärtete, als ein Reporter ein 18-Euro-Paket im Privaten kaufte – Kopfhörer, mit auffallend schlechter Qualität. Aber für den gewissen Kick, lohnt sich das Glücksspiel.
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