Rust/Schwetzingen. Mit einem vollen Gepäckwagen gehen Weihua Wang, Julia Kremer und Robin-Jessica Sanzo den Flur im Hotel entlang Richtung Rezeption. Die Miss-Germany-Reise ist für die 26 Jahre alte Schwetzingerin und die anderen 15 Frauen vorbei. Ein bisschen traurig ist der Abschied aus dem Euopa-Park in Rust schon, auch wenn die Ex-Teilnehmerinnen währenddessen singen.
Diese Szene teilt Wang - die es unter die besten Acht des Landes geschafft hat - auf der sozialen Plattform Instagram mit ihren Fans. „Ich bin eben erst zu Hause angekommen“, erzählt sie einige Stunden später am Telefon. In den kommenden Tagen werde sie erstmal alles Erlebte sortieren und verarbeiten. „Das war alles so aufregend, ich habe viele besondere Menschen getroffen, von denen ich einiges gelernt habe, aber auch viel über mich selbst. Das war natürlich auch anstrengend, deshalb will ich jetzt meinen Akku ein paar Tage aufladen - und dann aber auch meine Vision in die Tat umsetzen. Wir haben in den vergangenen Wochen viel darüber gesprochen, jetzt geht’s ans Machen!“ Anja Kallenbach halte sie für eine würdige Siegerin. Jede Frau hätte es in ihren Augen allerdings verdient gehabt, „aber Anja ist sympathisch und hat einen sehr starken Werdegang hinter sich. Ich wünsche ihr für die kommende Zeit viel Kraft und Energie“.
Ungewöhnlicher Werdegang
Auch am vergangenen Samstagabend sah Wang nicht traurig aus, als sie um kurz nach 21 Uhr von der Bühne musste. Sie strahlte und klatschte für ihre übriggebliebenen Finalistinnen, die es unter die Top 4 der Miss-Germany-Wahl geschafft hatten. Letztlich hat Anja Kallenbach aus Thüringen Jury und Zuschauer von ihrer Idee und ihrem ungewöhnlichen Werdegang überzeugt - und sich damit den Titel der Miss Germany gesichert.
Die 16 Teilnehmerinnen standen unter einem besonderen Motto im Rampenlicht: „Empowering Authentic Women“. Für Vielfalt, Stärke und Überzeugung sollen die Frauen stehen, die es bis ins Finale geschafft haben - übertragen wurde das alles live auf Youtube. Und unterschiedlich waren die Teilnehmerinnen allemal: Geschäftsfrau, Mutter - oder auch Sektenaussteigerin. Jede Kandidatin hatte ihre eigene Botschaft und Geschichte. Mittendrin: Weihua Wang. Sie macht sich stark für einen echten Austausch in der Gesellschaft. Sie will mehr Miteinander und gegenseitige Unterstützung. Jeder sei ein Unikat mit individuellen Stärken und Schwächen. Bei einer Fragerunde musste Wang beispielsweise ihre Spontanität beweisen. Was ihre größte Erkenntnis in den vergangenen Wochen im Miss-Germany-Camp war? „Dass Einheit in Vielfalt möglich ist. Wir haben das hier gemeinsam vorgelebt und jetzt werden wir es in die Welt tragen“, sagte sie, außerdem würde sie jemanden, der ihr Gegenteil verkörpern würde, so beschreiben: „Ein Mensch, der immer über Dinge meckert, die in der Gesellschaft nicht stimmen, ohne selbst etwas zu ändern.“ Für das Beantworten der Fragen hatten die Kandidatinnen jeweils nur zehn Sekunden Zeit. Bei Wang war jede Antwort eine Punktlandung. Trotzdem musste sie nach der ersten Runde in der „Support-her-Lounge“ Platz nehmen. Auch diese ist Teil des neuen Konzepts. Kandidatinnen, die nicht weiter sind, können so die übrigen Finalistinnen bis zum Schluss anfeuern.
In der Jury haben die Bloggerin Karo Kauer, Investorin und ehemalige Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl, Autor Riccardo Simonetti, Boxerin Zeina Nassar und Cosmopolitan-Chefredakteurin Lara Gonschorowksi die Kandidatinnen in den vergangenen Monaten begleitet und beobachtet. Die Gewinnerin wird Co-Chefredakteurin der Juni-Ausgabe. „Die Miss Germany ziert also nicht nur das Cover, sondern ist auch für den Inhalt verantwortlich“, erklärte Gonschorowksi.
Joggingrunde in Schwetzingen
Anja Kallenbach aus Thüringen hat in ihrer Jugend die Hauptschule nach der neunten Klasse beendet. „Danach hat sich ein Hebel umgelegt“, erklärte sie. Sie habe alle Schulabschlüsse nachgeholt - gekrönt mit einem Bachelor in Betriebswirtschaft - und leitet als Geschäftsführerin nun zwei Fahrradläden. Deshalb ist ihr Motto: „Es ist nie zu spät, seine Träume zu verwirklichen.“ Das hat sie nun mit dem Sieg bei der Wahl zur Miss Germany erneut bewiesen.
„Ich freue mich riesig für dich. Und wir sind froh, dass du uns im kommenden Jahr repräsentierst“, so freut sich Weihua Wang noch in der Finalnacht mit der Siegerin. Mit dieser positiven Energie zieht sich die 26-Jährige jetzt wieder die Laufschuhe an: „Die Sonne scheint in Schwetzingen und bei einer Joggingrunde kann ich den Kopf freibekommen.“
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